Unter dem Strich erleidet die Swiss Re deshalb einen Verlust von rund 1,1 Milliarden Dollar. Ohne die Corona-Schäden und Rückstellungen hätte der zweitgrösste Rückversicherer der Welt in den ersten sechs Monaten einen Gewinn von 0,9 Milliarden Dollar erzielt, wie die Swiss Re am Mittwochabend, 22. Juli, überraschend bekannt gab.
Von den 2,5 Milliarden Schäden und Rückstellungen durch die Coronakrise entfällt der Löwenanteil auf das zweite Quartal, als die Eindämmungsmassnahmen der Behörden voll durchschlugen. Im ersten Quartal habe man Schäden von 476 Millionen Dollar verbucht.
Die Swiss Re gehe davon aus, dass die Schäden und Rückstellungen, die im ersten Halbjahr verbucht worden seien, den Grossteil der endgültigen Corona-Verluste abdecken würden, erklärte Finanzchef John Dacey. Dabei habe man das ungewöhnlich hohe Mass an Unsicherheit hinsichtlich dieser versicherten Schäden berücksichtigt. "Unsere Teams haben alle potenziellen Risikoexponierungen im Zusammenhang mit Covid-19 gründlich und umsichtig analysiert."
Vielzahl von Einflussfaktoren
Allerdings könnten eine Reihe von Faktoren im Zusammenhang mit der Pandemie die Schadenentwicklung in den kommenden Quartalen entweder positiv oder negativ im Vergleich zu den Schätzungen der Swiss Re beeinflussen, hiess es. Darunter seien etwa die künftigen Infektions- und Todesfallraten oder die Dauer und Auswirkungen von Eindämmungsmassnahmen, die sich auch auf die Geschäftstätigkeit auswirken würden.
Weitere Faktoren seien der Zeitpunkt eines Impfstoffs oder Behandlungsmöglichkeiten für die Coronakrankheit. Hinzu kämen unter anderem die Schwere und Dauer der Rezession, der Ausgang von Gerichts- und Schiedsverfahren bei Deckungsfragen oder die Auswirkungen der staatlichen Konjunkturpakete. Alle diese Faktoren könnten sich in die eine oder andere Richtung auswirken, schrieb die Swiss Re.
Sach-Rückversicherung am härtesten getroffen.
Von den Schäden im ersten Halbjahr betreffen rund 1,5 Milliarden Dollar die Sach-Rückversicherungssparte. Rund 0,5 Milliarden würden auf das Erstversicherungsgeschäft von Grossunternehmen entfallen. Beim Grossteil dieser Schäden handle es sich um Rückstellungen für eingetretene, aber noch nicht gemeldete Schäden, schrieb die Swiss Re. Sie stünden im Zusammenhang mit Schätzungen für die explizite Deckung sachschadenunabhängiger Betriebsunterbrechungen sowie Schäden infolge von Veranstaltungsabsagen.
In der Leben- und Kranken-Rückversicherung seien Schäden in Höhe von 0,5 Milliarden Dollar entstanden. Hauptgrund seien höhere Mortalitätsschäden in den USA und Grossbritannien, die über den erwarteten Schadenniveaus liegen würden, hiess es weiter.
Der Gewinn von rund 0,9 Milliarden Dollar im ersten Halbjahr 2020 ohne die Corona-Schäden spiegle eine starke zugrunde liegende Performance in allen Geschäftsbereichen wider, schrieb die Swiss Re. Im Vorjahressemester hatte der Konzern einen Gewinnrückgang von 5,3 Prozent auf 953 Millionen Dollar ausgewiesen. Die vollständigen Ergebnisse für das erste Halbjahr 2020 werden am 31. Juli publiziert.
Ferner hat Swiss Re den vor einem halben Jahr angekündigten Verkauf seiner Tochter ReAssure an die britische Phoenix Group nun vollzogen. Der Rückversicherer erhält dafür 1,2 Milliarden Pfund und eine Beteiligung von 13,3 Prozent an Phoenix.
Der Verkauf habe die Kapitalausstattung trotz der Corona-Schäden gestärkt, schrieb die Swiss Re. Man verfüge weiterhin über eine im Branchenvergleich führende Kapitalausstattung mit einer SST-Quote von über 220 Prozent per 1. Juli 2020. Diese liege über dem Zielwert.
(awp/cash/hzi/kbo)