Versicherer weltweit hätten in ihren Modellen nicht mit pandemiebedingten und von den Regierungen verordneten Lockdowns gerechnet, sagte Mumenthaler im Interview mit der "Financial Times" (Ausgabe vom 01.12.). "Die gesamte Industrie wird nun einige ihrer Modelle überprüfen müssen", sagte der Swiss-Re-Chef weiter. Denn mit der Pandemie seien die Versicherer mit einer unerwartet grossen Flut an Forderungen etwa zu Betriebsunterbrüchen konfrontiert worden. "Das Thema der Betriebsunterbrüche hatten die Versicherer nicht auf ihrem Radar - es war nicht vorhersehbar."
Swiss-Re-Ökonomen gehen davon aus, dass die Branche in der Sach- und Haftpflichtversicherung durch Corona verursachte Schäden im Umfang von 50 bis 80 Milliarden US-Dollar zu tragen hat. Diese Leistungen betreffen nicht nur Betriebsunterbrüche, sondern reichen von Zahlungen aus der Reiseversicherung bis hin zu Event-Absagen. Demgegenüber fallen die Kosten in den Lebensversicherungen vergleichsweise gering aus.
Regierungslösung notwendig
Swiss Re selber erwartet in ihrer Rechnung Corona-Kosten im Umfang von rund 3 Milliarden Dollar, wovon knapp 700 Millionen auf das Life&Health-Geschäft entfallen dürften. Es werde aber noch lange dauern, bis die von Corona ausgelösten, tatsächlichen Kosten bekannt seien, gab Mumenthaler zu bedenken.
Wie andere Branchenvertreter plädiert auch Mumenthaler dafür, dass für die Deckung der Kosten künftiger Pandemien neue Systeme aufgebaut werden müssen. "Die einzig gangbare Option besteht meiner Meinung nach darin, dass die Regierungen, die ohnehin einspringen mussten, sich über neue, effizientere Mechanismen zur Bewältigung der nächsten Pandemie Gedanken machen müssen." (awp/hzi/kbo)