Nach Monte Carlo ist vor Baden-Baden: Das Rückversicherungstreffen, das vom 20. bis 24. Oktober 2024 statt in der Casinostadt stattfindet, wirft bereits seine Schatten voraus.
Im Rahmen eines Medienevents der Swiss Re beleuchteten Leopoldo Camara, Head Property & Casualty Reinsurance Northern, Central & Eastern Europe und Nikhil da Victoria Lobo, Head Property & Casualty Reinsurance Western & Southern Europe and Middle East & Africa die Herausforderungen und Chancen der Rückversicherungsbranche in einem von Unsicherheiten geprägten Umfeld.
Mehr in Prävention investieren
Die Nachfrage nach Rückversicherungen steige weiter an, betonte Camara. Dabei sei es angesichts der politischen, technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Risiken wichtig, auf Partnerschaften zu setzen, um diese Risiken beherrschbar zu machen. Dabei müssten die Risiken und auch die Preise stetig überprüft werden. Gerade bei Naturkatastrophen sind versicherte Schäden von über 100 Milliarden US-Dollar mittlerweile das «New normal».
Allein die Versicherungsschäden in Europa durch Naturkatastrophen hätten letztes Jahr mit rund 27 Milliarden US-Dollar zu Buche geschlagen. Zwar äusserte er sich nicht konkret zu den aktuellen Hurrikan-Schäden in den USA, aber auch 2024 könnten die versicherten Schäden wieder im dreistelligen Milliarden-Bereich liegen.
Die steigenden Schäden durch Überschwemmungen und schwere konvektive Stürme würden zudem ein ganzheitliches Risikomanagement und Investitionen in Schutzmassnahmen erfordern. Deshalb müsse stärker in Präventionsmassnahmen wie mobile Dämme investiert werden, forderte er. Denn rund 64 Prozent der Schäden in der EMEA-Region seien nicht gedeckt.
Datenqualität verbessern
Da extreme Wetterereignisse immer häufiger auftreten, seien genaue und zeitnahe Daten notwendig, um die Preisvolatilität zu reduzieren, betonte anschliessend da Victoria Lobo. Denn die ersten Schadenschätzungen wichen sehr häufig von den tatsächlichen versicherten Schäden ab. So hätten erste Schätzungen nach den schweren konvektiven Stürmen in Italien im vergangenen Jahr bei rund 2,2 Milliarden Dollar gelegen, am Ende waren diese mit rund 6 Milliarden Dollar aber fast dreimal so hoch gewesen.
Die Ursachen dieser «Loss creep» würden vor allem in der Unterschätzung des Schadenpotenzials, der Risikowerte und der Inflationsauswirkungen liegen. Branchenweite Bemühungen zur besseren Nutzung von Daten, zur Überprüfung von Antragsverfahren und zur Einbeziehung von Erkenntnissen in die Zeichnungsrichtlinien würden noch andauern, führte er weiter aus.
Soziale Unruhen nehmen zu
Zudem richtete er den Blick auf die Auswirkungen der steigenden geopolitischen Instabilitäten. Denn Schäden durch Streiks, Aufstände und zivile Unruhen (SRCC) seien in den vergangenen 20 Jahren um über 3’000 Prozent gestiegen. So hätten die Aufstände in Frankreich beispielsweise vergangenes Jahr mit rund 730 Millionen Dollar zu Buche geschlagen. Die Gefahr halte gerade in Zeiten zunehmender politischer Polarisierung an, zumal in diesem Jahr ein Rekordwahljahr mit Wahlen in wichtigen europäischen Volkswirtschaften ansteht.
Sozioökonomische Faktoren würden das Ausmass des Schadens und die Unvorhersehbarkeit des Risikos erhöhen. Deshalb seien auch bei SRCC-Gefahren Präventionsmassnahmen gefragt, um die Auswirkungen abzumildern.
Insgesamt erwartet Swiss Re eine besonders starke Nachfrage nach Rückversicherungslösungen vor allem in den Bereichen Kreditversicherungen, Cyberversicherungen sowie dem Ingenieur- und Bauwesen. Besonders dort sei derzeit viel Dynamik im Markt, hiess es an dem Medienevent.