Wo liegt die richtige Balance zwischen Eigenverantwortung und Regulierung? Diese Frage stand am diesjährigen «Tag der Versicherer» im Zentrum. Der Schweizerische Versicherungsverband lud dazu am Freitag rund 250 Vertreterinnen und Vertreter aus (Versicherungs-)Wirtschaft, Politik und Verwaltung ins Casino Bern ein.
Nebst der Präsidialrede von SVV-Präsident Stefan Mäder gab es auch Inputs von Avenir-Suisse-Direktor Jürg Müller und Bundesrat Guy Parmelin.
Appelle für unternehmerische Freiheit und einen kleinen staatlichen Fussabdruck
Stefan Mäder führte nach seiner Wahl zum Präsident im Vorjahr erstmals durch die Veranstaltung. Er strich in seiner Ansprache die Notwendigkeit heraus, «die Gewichtung zwischen staatlicher Unterstützung und Eigenverantwortung wieder neu zu bewerten.» Dabei appellierte er nicht zuletzt an Bundesrat Guy Parmelin mit der Aussage, dass Eigenverantwortung den kollektiven Schutzbedarf reduziere und damit dem Staat erlaube, sich auf seine Stärken zu konzentrieren. Beispiele seien bei den regulativen Folgen der CS-Rettung zu finden, wie auch bei der Regulierung von Künstlicher Intelligenz oder der Selbstregulierung in Sachen Greenwashing bei anteilgebundenen Lebensversicherungen, die er explizit als positives Beispiel erwähnte.Ebenfalls einen klaren Appell ans Publikum richtete Avenir-Suisse-Direktor Jürg Müller: «Wir alle stehen in der Verantwortung, unnötige Staatseingriffe einzudämmen und gerade im Bereich der Subventionen Gegensteuer zu geben».
Denn die öffentliche Hand spielt auch im Privatsektor eine immer bedeutendere Rolle. Als Beispiel dafür nannte er die Branchen Tourismus und Kultur und zeigte auf, wie sich der der staatliche Fussabdruck über die vergangenen Jahrzehnte verändert hat, und wie viele Personen mittlerweile direkt und indirekt vom Staat beschäftigt sind.
Podiumsdiskussion über Herausforderungen und Zukunftsperspektiven in der Finanzindustrie
In der von Christine Maier moderierten Podiumsdiskussion diskutierten HSG-Honorarprofessorin Monika Bütler, Alexandra Janssen, CEO Ecofin Portfolio Solutions AG, und Ruedi Kubat, CEO Allianz Suisse, über die grössten Herausforderungen für den Finanzplatz Schweiz: Geldpolitik, Regulierung und deren Grenznutzen sowie den Beitrag der Versicherungswirtschaft zum Generationenvertrag und zu einer nachhaltigen Altersvorsorge.
Ob der vielen Apelle fühlte sich Bundesrat Guy Parmelin geradezu «heraufbeschworen», wie er schmunzelnd zu Beginn seines Grusswortes sagte. Er stimme den Forderungen aber im Grunde zu. Sowohl die Reduktion des staatlichen Fussabdrucks wie auch die Verringerung der Bürokratie zur Senkung der Regulierungskosten seien seine Steckenpferde. Er rief den Verband denn auch dazu auf, mitzuarbeiten und Vorschläge einzureichen: «Sie wissen aus Ihrer Erfahrung am besten, wo es Verbesserungspotenzial gibt».
Der SVV reichte die Aufforderung zur Mitarbeit auch an die Gäste des «Tags der Versicherer» weiter. Verbandspräsident Stefan Mäder rief dazu auf, sich aktiv an der Gestaltung einer widerstandsfähigen Schweiz zu beteiligen. Die nächste Chance böte sich schon mit Blick auf die anstehende Abstimmung über die BVG-Reform. (pd/hzi/hoh)