Fachkräftemangel ist Realität. Auch die meisten Versicherer sind akut auf der Suche nach qualifiziertem Personal, zeigte der Expertenlunch beim HZ Insurance Forum ‘23 zum Thema «Wege aus der Talentknappheit: Möglichkeiten für Versicherungen».

Die gute Botschaft des Gastgebers Accenture: Die Personalsuche ist bei den Versicherern aktuell nicht so angespannt wie in anderen Branchen. «Nur 3 Prozent der ausgeschriebenen Stellen können aktuell nicht oder nicht optimal besetzt werden», konkretisierte Patrick Maeder, der als externer Organisationsberater von Korn Ferry. zur Fachrunde eingeladen war. «Da kann jeder CEO noch ruhig schlafen.»

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Personal bleibt knapp

Bei der Aus- und Weiterbildung machen die Versicherer vieles richtig, analysieren die Marktbeobachter. Versicherungen bieten viele Möglichkeiten für interne Ausbildungen, es gibt eine gute Vernetzung mit Hochschulen und Fachinstitutionen. Die Versicherungsindustrie ermutige auch Quereinsteiger zum Umstieg aus anderen Branchen.

Eine Knappheit an Fachkräften gebe es dennoch, meinte Accenture-Expertin Miriam Dachsel. Das liege zum einen daran, dass die Schweiz ein kleines Land mit begrenztem Nachwuchs sei. Zum anderen befinden sich grossen Versicherer in digitalen Transformationen, was zusätzliche personelle Ressourcen erfordere. Durch Themen wie IFRS entstehe eine zusätzliche personelle Nachfrage, vor allem im Finanzbereich. 

HZ Insurance-Newsletter DAILY
Karin Bosshard, Chefredaktorin von HZ Insurance, und ihr Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
HZ Insurance-Newsletter DAILY

Es genügt daher gemäss Miriam Dachsel nicht mehr, Personal aus anderen Ländern zu holen. Denn die wichtigsten Märkte, in denen aktuell viel für die Schweiz rekrutiert wird - Polen und Slowakei - laufen ebenfalls auf eine Knappheit an Fachkräften hin.

Die Talentknappheit werde schon in wenigen Jahren zum echten Problem. Schon 2030 könnten 10 Prozent der ausgeschriebenen Stellen oder mehr nicht mehr besetzt werden, sagte Maeder. Es sei also wichtig zu überlegen, welche neuen Strategien es gibt, damit weiteres Wachstum möglich ist.

Phänomen Job-Wechsel wird zunehmen

Bisher ist aus Sicht der Experten auch das Thema «häufige Stellenwechsel» noch kein Problem. In der Schweizer Versicherungsbranche liegt die Turnaround-Quote bei rund 15 Prozent pro Jahr. Miriam Dachsel: «Das klingt nicht dramatisch. Doch die Situation wird sich bis 2030 mit mehr Rentengängern aus der Baby Boomer Generation deutlich verschärfen», sagte sie. Das gelte vor allem für begehrte Profile in der IT, im Vertrieb oder in der Versicherungsmathematik.

Wie lässt sich sicherstellen, dass Mitarbeitende nicht nur bleiben, sondern auch motiviert ihre Arbeit erledigen, lautete eine Frage aus der Lunch-Runde. Wichtig sei es, eine Antwort auf die Sinnfrage der Arbeit zu geben sowie Künstliche Intelligenz & Datenwissen im Unternehmen nutzbar machen für andere Mitarbeiter, sagte Accenture-Experte Tobias Thonak. Die junge Generation habe bereits gelernt, ihr Wissen besser zu teilen, dies erleichtere es Unternehmen, ihr Knowledge Management gut aufzustellen.