Der Vermögensverwalter Z-Capital fordert die Aufhebung der Stimmrechts- und Eintragungsbeschränkung bei der Baloise. Das Zuger Unternehmen möchte an der nächsten ordentlichen Generalversammlung der Baloise Holding AG vom 26. April 2024 die Aufhebung der bestehenden Stimmrechts- und Eintragungsbeschränkung von 2 Prozent vorschlagen, wie aus der Mitteilung vom Dienstag hervorgeht. 

Die Stimmrechtsbeschränkung wirkt wie ein Übernahmeschutz. Denn wenn kein Aktionär mehr als zwei Prozent der Stimmen bei einer Generalversammlung einbringen kann, ist es für einen Investor extrem schwer, eine zu Mehrheit erringen, um die Kontrolle zu übernehmen. «Die Zwei-Prozent-Vinkulierung bei der Baloise ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten und steht im Widerspruch zu den modernen Prinzipien der Corporate Governance», erklärt Hilmar Langensand, CEO von Z-Capital.

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Z-Capital hat Stimmrechtsberater auf seiner Seite

«Wir erwarten guten Support für unser Anliegen», fügt er im Gespräch an. Denn alle grossen Stimmrechtsberater wie ISS würden in ihren Regeln zu Stimmrechtsverhalten für die Stärkung des Prinzips «Eine Aktie, eine Stimme» eintreten. Ein Blick in die  Abstimmungsregeln des wichtigsten Stimmrechtsberaters ISS zeigt tatsächlich, dass ISS empfiehlt, Anträge zur Stärkung des Prinzips «one share one vote» zu unterstützten. Ähnliches gilt für die Schweizer Ethos Stiftung.

Die grössten Aktionäre der Baloise sind laut Webseite Investoren wie Chase Nominees (4,3 Prozent), die Fondsgesellschaft der Credit Suisse (über 3 Prozent) oder Nortust Nominees (3,4 Prozent). Solche Profi-Investoren müssen bei tausenden Generalversammlungen abstimmen, daher richten sie ihr Abstimmungsverhalten oft nach den Empfehlungen von Stimmmrechtsberaterin wie ISS oder Glass Lewis. 

Angesichts der geltenden Stimmrechtsbegrenzung ist aber offen, ob Z-Capital am Ende eine Mehrheit für seinen Antrag wird erringen können. Doch sollte der Antrag nur schon ein zweistelliges Quorum erreichen, wäre dies ein klarer Fingerzeig an den Verwaltungsrat, dass die Aktionäre die Stimmrechtsbegrenzung ablehnen. 

Baloise muss Stellung beziehen

Die Baloise selbst hält sich zum Antrag von Z-Capital noch bedeckt: Das Unternehmen habe den Antrag «zur Kenntnis» genommen, wie ein Sprecher erklärte. Nun muss der Verwaltungsrat dazu Stellung nehmen, spätestens in der Einladung zur GV.  

Die Baloise-Aktie hat in den vergangenen drei Jahren fast ein Fünftel an Wert verloren, während der europäische Branchenindex um über ein Fünftel zulegte. Anleger monieren, dass die Baloise im Ausland zu wenig verdient. Während knapp die Hälfte des Geschäftsvolumens auf den Heimmarkt entfällt, erwirtschaftet der Konzern dort über drei Viertel des Betriebsergebnisses.

Die Baloise prüft Insidern zufolge den Verkauf von Lebensversicherungspolicen in Belgien mit einem Wert von rund einer Milliarden Euro, wie Reuters Ende November berichtete. Belgien ist der Abstand wichtigste Auslandmarkt der Basler, gefolgt von Deutschland und Luxemburg. Die Baloise betreibt mit rund 8000 Mitarbeitern neben einem Sach- und Lebensversicherungsgeschäft auch eine Bank und eine Asset Management.

Bis im vergangenen Jahr galt die Baloise dank ihrer Statuten als praktisch uneinnehmbare Festung für aktivistische Investoren. Denn bisher waren für einen Antrag auf der Generalversammlung zehn Prozent des Kapitals nötig. Im Zuge der Aktienrechtsrevision wurde die Schwelle für ein Traktandierungsbegehren auf 0,5 Prozent des Kapitals oder der Stimmrechte gesenkt. (ali/Reuters)