Was hat Sie motiviert, von Aon zu Howden zu wechseln?

Ivo Gugolz: Das ist für mich eine beachtliche Veränderung, auch in meiner beruflichen Vita. Doch der Schritt ist wohlüberlegt. Von einer komfortablen Position in einem gesicherten Umfeld bin ich in ein Unternehmen und in eine Tätigkeit mit Startup-Qualität gewechselt. Der Reiz, etwas Neues auf die Beine zu stellen, hat mich dabei besonders motiviert.

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Der Gesprächspartner

Ivo Gugolz ist seit April 2023 CEO Reinsurance bei Howden Schweiz. Zuvor hatte er bei Aon Schweiz seit 2015 ebenfalls die Funktion des CEO Reinsurance Solutions inne und war Mitglied der Geschäftsführung.

Und was reizt Sie an Howden als Firma?

Howden ist ein mitarbeitergeführtes Unternehmen. Ein Drittel des Unternehmens gehört den Mitarbeitenden. Das heisst, wir denken sehr unternehmerisch. Man spürt diesen Spirit, da ist Drive drin. So erbringen wir mit viel Engagement eine hohe Effizienz und Leistung für unsere Kunden. Es macht sehr viel Spass, für Howden zu arbeiten.

Welche Rolle spielt Howden im Brokermarkt Schweiz?

Eine unserer Daseinsberechtigungen ist, dass wir die Probleme unserer Kunden lösen und Schutzlücken schliessen. Wir haben heute einen sehr konzentrierten Markt bei den Brokern, dominiert von wenigen Grossen der Branche, die ihre Interessen und Meinungen stark vertreten. Das kann zu Verzerrungen in der Wahrnehmung führen. Howden Reinsurance versteht sich als neue Kraft im Markt. Ja, in der Tat mischen wir auf und erzeugen frischen Wind. Wir bringen neue, professionelle Einschätzungen auf Basis grosser Erfahrung ein - zum Vorteil unserer Kunden.

Wie bauen Sie als CEO Reinsurance das neue Geschäft bei Howden auf?

Reinsurance Broking gab es bei Howden Schweiz bisher noch nicht. Ich habe mit meinem Einstieg bei Howden also kein bestelltes Feld, sondern quasi eine grüne Wiese übernommen. Zunächst habe ich mich mit dem Unternehmen und den Mitarbeitenden bekannt gemacht. Dann sind wir daran gegangen, ein eigenes Team aufzubauen. Im Oktober sind wir gestartet. Und es macht Freude.

Wir setzen auf Spezialisten, die ihre Märkte ganz genau kennen.

Ivo Gugolz, CEO Reinsurance Howden Schweiz

Wie gross ist Ihr Reinsurance-Team?

Im Moment sind wir acht Spezialisten im Schweizer Team. Doch wird es nicht dabei bleiben. Entlang der Strategie von Howden Schweiz werden auch wir uns stärken und mit zusätzlichen Kräften rüsten.

Wie sind die Mitbewerber aufgestellt?

Die Zahl der Reinsurance Broker ist in der Schweiz übersichtlich. Die wenigsten Broker, die Rückversicherungen betreuen, haben eine wirkliche Präsenz vor Ort. Im Wesentlichen gibt es Aon, Guy Carpenter und die Baloise-Tochter Haakon.

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Wie wichtig ist die physische Nähe zum Kunden in Ihrem Business?

Unsere Stärken im Broking sind aussagekräftige Analysen und gezielte Beratung. Der Kunde beauftragt uns aufgrund unserer Beratungsqualität und der zuverlässigen, kompetenten Einschätzungen zu den jeweiligen Risiken. Diese Beziehung beruht auf Vertrauen. Da hat ein dicht gewebtes Netzwerk mit persönlichen Kontakten ganz grossen Wert und die Kenntnisse der Landeskultur sind sehr wichtig.

Was bucht ein Kunde bei Ihnen zum Beispiel?

Nehmen wir einen Schweizer Versicherer. Dieser fragt wegen einer Risikoabsicherung für Elementargefahren in Höhe von 100 Millionen Franken an. Der Reinsurance Broker analysiert und kalkuliert dazu das konkrete Risiko. In einem nächsten Schritt besprechen wir die Analyse mit unserem Kunden und bestimmen dessen Risikoappetit. Danach gehen wir damit auf den Rückversicherungsmarkt und verhandeln den optimalen Preis. Sobald das Angebot vorliegt, kann der Kunde entscheiden, ob er die Kapazität zur Absicherung einkaufen möchte.

Im Normalfall haben Versicherungen ihre Stamm-Broker, mit denen sie Geschäfte machen und sich beraten lassen. Wie schwierig ist es, sich hier gut zu positionieren?

In Geschäftsbeziehungen gibt es selten einen Wechsel ohne Grund. Wir erfinden zwar das Rad nicht neu, doch werden wir uns von unseren Mitbewerbern mit unserer Angebotspalette und unserem Beratungsansatz differenzieren und sehr gute Argumente liefern, künftig uns zu vertrauen.

Wir können für Expertisen jederzeit auf Fachspezialisten mit ihrem Know-how aus ganz Europa zurückgreifen.

Was sind die Alleinstellungsmerkmale von Howden Reinsurance?

Wir setzen auf Spezialisten, die ihre Märkte ganz genau kennen, und dabei Zeichen und Trends richtig ein- und abschätzen können. Wir sind stark in Feldern wie Kredit, Haftpflichtdeckungen, D&O Versicherungen und Retrogeschäft. Dazu sind wir wirklich gut unterwegs in Aviation - eine Spezialsparte von Howden. Wir konzentrieren uns auf Schweizer Versicherungsgesellschaften als Kunden, sind vertraut mit der lokalen Kultur und sprechen alle Landessprachen.

Die Welt tickt allerdings zunehmend international …

Howden Schweiz ist Teil der Howden Gruppe, einem weltweiten Unternehmen mit Hauptsitz in London. Wir können für Expertisen jederzeit auf Fachspezialisten mit ihrem Know-how aus ganz Europa zurückgreifen. Wir sind zwar lokal verankert, aber es ist Teil unserer Strategie, dass wir bei jedem Auftrag diejenigen Spezialisten an den Tisch holen, die für den Fall besonders profiliert sind. Howden baut keine Silos auf, deshalb spielt es auch keine Rolle, wo unsere Experten stationiert sind.

Wo setzt Howden Reinsurance Schwerpunkte für die Zukunft?

Eines unserer Schwerpunktthemen ist Cyber. Auf dieses Thema werden wir uns fokussieren. Die Nachfrage in diesem Bereich steigt enorm und der Cyber-Versicherungsmarkt hat ein sehr grosses Wachstumspotenzial. Die weltweiten Cyber-Versicherungsprämien beliefen sich im Jahr 2022 auf rund 13 Milliarden US-Dollar. Bis 2030 sollen die Gesamtprämien laut Prognosen auf 50 Milliarden US-Dollar steigen. Das ist mehr als eine Verdreifachung! Hier braucht es also mehr Angebote, um die grosse Nachfrage zu bedienen.

Woran denken Sie dabei genau?

Als Broker wollen wir unter anderem zusammen mit der Versicherungsindustrie Produktinnovationen vorantreiben. Hier gibt es wie erwähnt bei der Entwicklung von Cyber-Versicherungsprodukten noch viel zu tun. Auf der anderen Seite müssen Rückversicherer ihr Gesamt-Angebot erweitern, um die ganze Versicherungsindustrie in ihrem Wachstum zu unterstützen. Unsere Aufgabe als Broker ist es, das Feld Analytics auszubauen. Dazu sammeln wir Daten und verarbeiten diese, entwickeln Modelle und rechnen Szenarien. So quantifizieren wir die Risiken für Versicherer wie für Rückversicherer und können letztlich realistische Preise evaluieren. 

Bei Cyber sind zwei Drittel der Prämien sind in der Hand von wenigen Rückversicherern ... Der Rest ist noch in der Findungsphase.

Wie schätzen Sie den Rückversicherungsmarkt bei Cyber aktuell ein?

Bei Cyber sind zwei Drittel der Prämien sind in der Hand von wenigen Rückversicherern. Dazu gehören Munich Re, Swiss Re und einige Spezialisten. Der Rest ist noch in der Findungsphase. Das Angebot ist entsprechend limitiert. Dies wird sich mit der Zeit und den fortlaufenden Investitionen auf diesem Gebiet aber rasch ändern.