Christian Stracke, Pimco ist eine Tochter der Allianz. Wie ist das Verhältnis zum Mutterhaus?

Die Allianz ist ein sehr grosser und wichtiger Kunde von Pimco. Sie ist zwar unsere Muttergesellschaft, aber Pimco agiert unabhängig von ihr. Es ist richtig und wichtig, dass wir bei Anlageentscheidungen und im Tagesgeschäft selbstständig arbeiten können.

Ist der Kontakt eng?

Wir sprechen sehr häufig mit der Allianz, insbesondere ich. Pimco arbeitet mit der Allianz zusammen. Wir können uns einbringen. Die Allianz investiert in alternative Pimco-Strategien, um einige unserer Initiativen mit Startkapital in Gang zu bringen.

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In jüngster Zeit hat die Allianz uns bei der Einführung einiger unserer privaten alternativen Strategien in EMEA entscheidend unterstützt, denn in diesem Geschäft müssen die Kundinnen und Kunden von alternativen Anlagen sehen, dass die Allianz mit im Spiel ist. Und in diesem Fall hat Pimco keine Bilanz, die Allianz die Bilanz.

Wir haben eine Partnerschaft entwickelt: Pimco und Allianz überlegen, wie der Unternehmenswert auf Gruppenebene gesteigert werden kann, wenn wir einander bei der Einführung von Initiativen gegenseitig helfen.

Es geht also nicht nur um die Rendite der Vermögenswerte, was natürlich wichtig ist, sondern auch um die Frage, wie solche alternativen Investmentprodukte das Wachstum des Unternehmens beschleunigen und somit die Wahrnehmung des Assetmanagementgeschäfts bei Allianz verbessern.

Wie sieht das konkret aus?

Im Dezember letzten Jahres hatten wir den Allianz Capital Markets Day. Unsere Erträge machen jetzt bis zu 23 Prozent der Erträge aus alternativen Anlagen aus. In den nächsten Jahren streben wir ein deutliches Wachstum des prozentualen Anteils an, was zum Teil durch Allianz-Investments unterstützt wird. Ich sage «zum Teil», weil natürlich letztendlich die grosse Mehrheit aller Vermögenswerte von Dritten gehalten werden muss.

Gibt es besondere Wünsche der Allianz?

Ja. Die Allianz fällt als Versicherungsunternehmen unter

«Die Schweiz ist sehr niedrig verschuldet, fiskalisch sehr verantwortungsbewusst.»

Solvabilität II. Das erforderte Überlegungen zur Kapitaleffizienz eines Produkts. Ausserdem geht es noch um sehr technische Dinge. Etwa um die Frage, ob man einen Fonds in der Bilanz konsolidiert. Und wenn man ihn konsolidiert, welche Auswirkungen das auf die Berichterstattung und die Steuern hat.

In welchen Bereichen arbeiten Sie sonst noch zusammen?

Ein grösserer Bereich ist die Nachhaltigkeit. Die Allianz hat wichtige Verpflichtungen punkto Nachhaltigkeit. Was wir bei Pimco tun, betrachten wir unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit.

Inwieweit hilft das der Allianz dabei?

Pimco hat zum Beispiel Artikel-8-Fonds (EU-Taxonomie, Red.) auf den Weg gebracht, was zur Erreichung der gesetzten Nachhaltigkeitsziele beigetragen hat.

Können Sie etwas zu den Vermögenswerten und zur Höhe der Assets under Management der Allianz bei Pimco sagen?

Ich glaube nicht, da wir das nicht veröffentlicht haben. Aber: Es ist signifikant.

Zur Person Christian Stracke und zu PIMCO

Christian Stracke ist Präsident von Pimco und Global Head of Credit Research.

Die Pacific Investment Management Company (Pimco) ist eine zur Versicherungsgesellschaft Allianz gehörende Investmentgesellschaft mit Sitz in Newport Beach im US-Bundesstaat Kalifornien. Sie hat sich auf Anleihen spezialisiert und ist inzwischen mit 1,87 Billionen Dollar Anlagevermögen eines der grössten Unternehmen in diesem Segment.

Bekannt ist Pimco unter anderem durch den Pimco Total Return, den derzeit grössten Rentenfonds der Welt. Pimco fungiert als Anlageberater für Rentenfonds von Allianz Global Investors. (Quelle: Wikipedia/ajm)

 

Wo wird Pimco in fünf Jahren stehen?

Das ist eine gute Frage. Auf dem Kapitalmarkt wollen wir in den nächsten drei oder mehr Jahren einen Anteil von 30 Prozent der Einnahmen aus alternativen Quellen erreichen.

Unsere Stärke liegt im Bereich Asset-Based Lending. Pimco gehört zu den fünf grössten Anbietern von Asset-Based-Kreditvergabe. Es ist eine natürliche Erweiterung der breiten, diversifizierten, verbrieften Kreditplattform, die wir bereits haben, aber in einem anderen Format.

Viele der zugrunde liegenden Vermögenswerte, auf die wir im Laufe der letzten Jahrzehnte in verbriefter Form zugegriffen haben, kommen jetzt direkt zu uns.

Worum handelt es sich dabei?

Es handelt sich um Verbriefungen von Verbraucher- und Wohnimmobilien, Autos und Flugzeugen. 

Anstatt von Banken Verbriefungen zu kaufen, kaufen wir den Banken gleich die Kredite ab und wachsen auf diese Weise. Es sind ein sehr ähnliches Risikoprofil und sehr ähnliche Vermögenswerte. Der Unterschied liegt jedoch in der Art und Weise, wie wir sie verwalten und letztendlich den Kunden zur Verfügung stellen.

Das Potenzial ist gross?

Denken Sie an die vielen Banken, die es gibt, aber auch an die Finanzunternehmen, die nicht zu Banken gehören und die diese Kredite vergeben: Auch sie wollen kapitalsparend und kapitalschonend arbeiten.

Das wirkliche Wachstum wird auch in diesem diversifizierten Bereich der Privatkredite stattfinden. Wohnimmobilienkredite sind ein weiterer Bereich, aus dem sich Banken zurückziehen.

Aber Wachstum gibt es auch in einem anderen grossen Bereich, aus dem sich die Banken zurückgezogen haben: Wir stellen fest, dass ein Grossteil der Welt zu wenig in festverzinsliche Anlagen investiert ist. Dies, nachdem die Zinsen 15 Jahre lang negativ, null oder zumindest sehr niedrig waren: Es machte einfach keinen Sinn, einen grossen Teil des Portfolios in festverzinslichen Wertpapieren zu halten. Und bei den Aktien sind die Bewertungen selbst nach dem jüngsten Ausverkauf immer noch recht hoch.

Die Bewertungen von festverzinslichen Wertpapieren sind heute so überzeugend wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr. Nebenbei: Pimco ist die führende Marke im Management von festverzinslichen Wertpapieren. 

Sie stellen ein gesteigertes Interesse fest?

Die Welt besinnt sich wieder auf festverzinsliche Wertpapiere. Und sie prüft, welche Rolle festverzinsliche Wertpapiere in den Portfolios spielen –  nach dem Reset von 2022. Damals taten Anleihen nicht das, was sie eigentlich tun sollten.

Es gab 2022 für die Anleihekurse nur eine Richtung, nämlich nach unten. Dies führte dazu, dass viele Menschen die Rolle von festverzinslichen Wertpapieren in ihren Portfolios infrage stellen.

Heute stellt sich die Situation offenbar anders dar?

Die Renditen sind viel, viel höher. Wenn die Aktien sinken, steigen die Anleihekurse. Damit sind wir wieder bei den normalen Bedingungen angelangt, unter denen festverzinsliche Wertpapiere eine Pufferrolle im Portfolio spielen.

Erwarten Sie, dass dies in den nächsten Monaten oder in den nächsten Jahren normal sein wird?

(nickt) Jahrelang, solange die Zinssätze weit über Null liegen. Sollte die Inflation jedoch dramatisch nach oben überraschen, dann würden Aktien und festverzinsliche Wertpapiere schlecht abschneiden. Aber ansonsten ist die Situation zwischen Aktien und festverzinslichen Wertpapieren sehr ausgewogen.

Wir haben schon viel über die makroökonomischen Bedingungen in den USA, der EU und Grossbritannien gehört. Wie sieht es für die Schweiz aus?

Nun, die niedrigste Inflation und die günstigsten Zinsen. Ich weiss nicht, ob das daran liegt, dass die Schweizerinnen und Schweizer einfach besonders tugendhaft sind. (schmunzelt) Es ist lustig, Dan (Global Chief Investment Officer Dan Ivascyn, Red.) und ich waren am Montag vergangener Woche in Zürich, um Kunden zu besuchen.

Was hat Sie amüsiert?

Was wirklich faszinierend war: Wir stellten viele ähnliche Fragen, die wir heute von Ihnen gestellt bekommen haben. Es ist faszinierend, wenn man darüber nachdenkt, was mit den Schweizer Märkten passiert, wenn die Renditen so stark steigen, wie sie es getan haben.

Denn ein Grund, warum der Schweizer Franken so stark ist, liegt darin, dass die Europäer unter anderem versucht haben, aus europäischen Vermögenswerten auszusteigen und in Schweizer Vermögenswerte zu investieren.

Was waren die Gründe?

Weil die Renditen so niedrig waren, weil die Aktien und Immobilien im Allgemeinen schwach waren und weil die Schweiz als sicherer Hafen angesehen wird.

Die Schweiz gilt noch als sicherer Hafen?

Ja, aber nicht mehr so wie früher. Wenn überhaupt, dann geht es jetzt mehr und mehr in die andere Richtung.

Die Schweiz wird immer unattraktiver?

Das ist richtig. Die relative Bewertung der Schweiz im Vergleich zum übrigen Europa hat an Attraktivität verloren. Gleichzeitig steigt jedoch das geopolitische Risiko, und die Unsicherheit in Bezug auf die grundlegenden Strukturen nimmt zu. Das wiederum sollte Kapital in die Schweiz als sicherer Hafen ziehen. Es ist eine Art Tauziehen.

«Die Schweiz wird so zu einem noch sichereren Hafen als in der Vergangenheit.»

Doch zur Flucht in die Sicherheit gibt es noch eine andere Geschichte: Die Schweiz ist sehr niedrig verschuldet, fiskalisch sehr verantwortungsbewusst.

Auch Deutschland war niedrig verschuldet, aber jetzt bewegt sich Deutschland in die andere Richtung, und so ist die makelloseste Bilanz in der Region nun erst recht in der Schweiz.

Die Schweiz wird so zu einem noch sichereren Hafen als in der Vergangenheit. Sie ist zwar klein, und in unserem Portfolio spielt sie allein aufgrund ihrer Grösse keine wirklich wichtige Rolle, aber sie ist sicherlich ein faszinierender Markt, den man aufgrund dieser makroökonomischen und geopolitischen Dynamik beobachten sollte – auch vonseiten der Kunden.

«Die Schweiz ist nach wie vor ein herausragendes Private-Banking-Zentrum.»

Wie wichtig ist die Schweiz für Ihre Kundschaft?

Sie ist sehr wichtig. Die Schweiz ist nach wie vor ein herausragendes Private-Banking-Zentrum. Es ist jetzt zwar konsolidiert, da es die Credit Suisse nicht mehr gibt, aber aus dieser Perspektive ist es nach wie vor herausragend.

Und ein grösserer Teil des Geschäfts geht in Richtung Privatbankennetzwerke. In dieser Hinsicht ist die Schweiz ebenfalls sehr wichtig.

Aber auch die institutionellen Kunden in der Schweiz sind wichtig. Dabei handelt es sich um grosse und vor allem wachsende Pensionsfonds. Und dann sind die Versicherungskunden natürlich ähnlich gross und raffiniert und suchen nach innovativen Lösungen. Und wir haben mit einigen der grossen Schweizer Versicherer und einigen der erwähnten privaten Investment-Grade-Anleihen zusammengearbeitet sowie an anderen innovativen Strukturen gearbeitet.

Arbeiten Sie auch mit Privatbanken und Family-Offices zusammen?

Das tun wir. Wir haben Schweizer Privatbanken und Family-Offices als Kunden. Ich würde sagen, dass wir mit Schweizer Family-Offices einige der interessantesten Diskussionen über Produktdesign führen – weil sie einfach sehr klug sind und alles sehen.

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Andrea Hohendahl, Chefredaktor von HZ Insurance, und sein Versicherungsexpertenteam liefern Ihnen die Hintergründe zu Themen, welche die nationale und internationale Versicherungswelt bewegen. Jeden Tag (werktäglich) in Ihrem E-Mail-Postfach. Jetzt kostenlos zum Newsupdate für Insurance-Professionals anmelden.
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