Keine rosigen Aussichten für die Weltwirtschaft: Der weltweite Kreditversicherer Allianz Trade prognostiziert für 2024 einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 11 Prozent. Das ist ein noch stärkerer Anstieg als bisher erwartet (+ 9%). Die aktuelle Studie «Global Insolvency Outlook: The ebb and flow of the insolvency wave» untersucht die weltweite Insolvenzentwicklung in Zeiten von schleppender Nachfrage, anhaltenden geopolitischen Spannungen und ungleichen Finanzierungsbedingungen.
Vierter Anstieg in Folge in der Schweiz
Die Unternehmensinsolvenzen in der Schweiz sind bereits zum vierten Mal in Folge gestiegen und erreichen 2024 mit mehr als 8'100 Fällen einen neuen Rekord (von +8 % im Jahr 2023 auf +11 % im Jahr 2024). Dies deutet darauf hin, dass die wirtschaftlichen und finanziellen Grundlagen noch nicht ausreichend sind, um eine Verlängerung des bereits in den Jahren 2022 und 2023 erfolgten Nachholprozesses bei den Unternehmensinsolvenzen zu vermeiden – selbst wenn man die speziellen Fälle von Unternehmensauflösungen aufgrund organisatorischer Mängel gemäss Artikel 731b OR ausklammert, hält Allianz Trade fest.
Entspannung ab 2025
Allianz Trade erwartet ein moderates Wachstum der Wirtschaft in der Schweiz, wobei die Stärke des Schweizer Frankens exportorientierte Unternehmen belastet. Dies wird die Erholung bei den Unternehmensinsolvenzen bremsen. Für 2025 wird ein Rückgang von rund 1 Prozent erwartet, während für 2026 ein Rückgang von 8 Prozent prognostiziert wird. Dennoch dürften die Zahlen weiterhin über dem Niveau von 2018-2019 liegen.
Weltweites Insolvenzgeschehen beschleunigt sich
In der globalen Insolvenzprognose vom Februar 2024 rechnete Allianz Trade bereits mit einem starken Anstieg im Jahr 2024 (+9 %) und einer anschliessenden Stabilisierung im Jahr 2025 (+0 %). Mit den jüngsten Entwicklungen zeichnet sich weltweit ein noch düstereres Bild mit einem prognostizierten Anstieg von 11 Prozent (+2 Prozentpunkte) für dieses Jahr, gefolgt von einem Höchststand im Jahr 2025 mit einem weiteren Zuwachs um 2 Prozent (+2 Pp). Unternehmensinsolvenzen werden sich voraussichtlich erst 2026 auf hohem Niveau stabilisieren.
USA als Haupttreiber
Haupttreiber des erwarteten globalen Anstiegs 2025 sind die USA mit +12 Prozent nach bereits 31 Prozent im Jahr 2024. Aber auch Russland (+16 %) sowie China (+5 %) und Taiwan (7 %) in Asien und Deutschland (+4 %) und Italien (+4 %) in Europa tragen zum weltweiten Anstieg bei. In Frankreich und Grossbritannien sind die Insolvenzen nach starken Anstiegen in den vorangegangenen Jahren bereits auf sehr hohen Niveaus und werden sich 2025 leicht abschwächen (jeweils -6 %).
Seit Jahresbeginn sind die globalen Unternehmensinsolvenzen bereits um 9 Prozent gewachsen. Der Anstieg ist dabei über Regionen und Sektoren hinweg breit angelegt. Weltweit dürfte der Allianz Trade Insolvenzindex Ende 2024 voraussichtlich 13 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre vor der Pandemie (2016-2019) liegen, aber 11 Prozent unter dem Niveau der globalen Finanzkrise.
Gedämpfte Nachfrage und geopolitische Unsicherheit
«Diese globale Achterbahnfahrt bei Unternehmensinsolvenzen ist zum Teil auf die nach wie vor gedämpfte globale Nachfrage, anhaltende geopolitische Unsicherheit und ungleiche Finanzierungsbedingungen zurückzuführen», wird Aylin Somersan Coqui, CEO der Allianz Trade Gruppe, ein einer Mitteilung zitiert. «Sie lässt sich aber auch durch den ,Rückstau’ an Insolvenzen erklären, da Unternehmen nicht mehr durch die während der Pandemie und der Energiekrise eingeführten Unterstützungsmassnahmen geschützt sind. Deshalb werden Länder, die mehr als die Hälfte des globalen BIP ausmachen, im Jahr 2024 von einem zweistelligen Anstieg der Insolvenzen betroffen sein. Zwei Drittel dürften in diesem Jahr die Zahl der Insolvenzen vor der Pandemie übertreffen. Die Bau-, Einzelhandels- und Dienstleistungsbranche sind am stärksten betroffen, sowohl in Bezug auf die Häufigkeit als auch auf die Schwere der Insolvenzen.»
Eine allmähliche Lockerung der Geldpolitik könnte zwar eine gewisse Erleichterung bringen, ist aber kein Allheilmittel für angeschlagene Unternehmen. Niedrigere Zinssätze senken die Kreditkosten, verbessern den Cashflow und steigern die Rentabilität, können aber die finanziellen Herausforderungen, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, nicht vollständig kompensieren. «Die Schweiz hat den Leitzins zwar vor allen anderen Ländern gesenkt, trotzdem kann sie erst im kommenden Jahr mit einer Erholung der Insolvenzen rechnen. Dies ist zum einen dem starken Franken geschuldet, zum anderen den anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten und den globalen Marktbedingungen», sagt Jan Möllmann, CEO Allianz Trade Switzerland. (pd/hzi/bdw)