Eine neue Publikation von Avenir Suisse untersucht die berufliche Vorsorge in der Schweiz und stellt fest, dass ihre Leistungen oft unterschätzt werden. Die beiden Autoren Sonia Estevez und Jérôme Cosandey präsentieren darin Ergebnisse, die die Bedeutung der zweiten Säule für die Altersvorsorge hervorheben.
Ergebnisse der Studie
Die Studie zeigt, dass die berufliche Vorsorge (BVG) stabiler ist, als in der öffentlichen Debatte oft dargestellt wird. Estevez und Cosandey kommen in der Untersuchung zum Schluss, dass das System insgesamt effektiv arbeitet und wichtige Funktionen erfüllt.
Kapitalbezüge nehmen zu
Laut der Studie ist ein klarer Trend zu höheren Kapitalbezügen festzustellen. Im Zeitraum von 2015 bis 2022 stieg der Anteil der Rentner, die sich für Kapitalbezüge statt einer Rente entschieden, von 49 auf 56 Prozent. Dies zeigt, dass immer mehr Versicherte die Möglichkeit wählen, ihre Altersvorsorge als einmalige Kapitalauszahlung zu erhalten.
Steigende durchschnittliche Sparvermögen
Die durchschnittlichen Sparvermögen in der zweiten Säule haben sich von 85'000 Franken im Jahr 2015 auf 114'000 Franken im Jahr 2022 erhöht. Dies ist ein Indikator dafür, dass Versicherte in der Lage sind, ein höheres Kapital für den Ruhestand anzusparen.
Frauen profitieren zunehmend
Ein weiterer wichtiger Punkt der Studie ist, dass Frauen von der beruflichen Vorsorge zunehmend profitieren. Die Studie hebt hervor, dass durch die steigende Erwerbsbeteiligung der Frauen ihre Altersvorsorgeleistungen gestiegen sind. Während bei Männern eine geringe Verringerung der Leistungen zu verzeichnen ist, haben Frauen von 2015 bis 2022 eine Verbesserung ihrer Vorsorgeleistungen um 2 bis 6 Prozent erfahren.
Kritik an bisherigen Einschätzungen
Estevez und Cosandey kritisieren die weit verbreitete Auffassung, dass das BVG-System unzureichend ist. Ihre Studie argumentiert, dass die zweite Säule in der Praxis mehr leistet, als oft angenommen wird. Die beiden Autoren fordern deshalb eine differenziertere Betrachtung der beruflichen Vorsorge in der politischen und öffentlichen Diskussion. (pd/hzi/hoh)
Dieser Text erschien erstmals in HZ Insurance am 01.07.2024.