Angebote vergleichen ist die grosse Lust des modernen Kunden. Ob Konsumgüter oder Versicherungsprodukte – vor dem Kauf oder Vertragsabschluss gehört es heute einfach dazu, die Angebote auf elektronischem Weg zu vergleichen. Ist es doch viel einfacher, sich im Internet über Produkte und Preise zu informieren als in einem persönlichen Gespräch. Dies gilt nicht nur für potenzielle Neukunden, sondern auch für die bestehenden.
Seit Comparis 1996 damit begonnen hat, mit dem Vergleich von Krankenkassen Transparenz in den kurz davor liberalisierten Krankenversicherungsmarkt zu bringen, hat sich einiges bewegt auf dem «Vergleicher-Markt». Comparis ist mittlerweile mit einem geschätzten Marktanteil von 90 Prozent zwar das älteste und nach wie vor das führende Vergleichsportal, doch mit Bonus, Moneyland, Neotralo oder Financescout24 sind in den vergangenen Jahren im Bereich der Finanz- und Versicherungsplattformen sukzessive neue Player dazugekommen.
Direkter Kontakt zu Versicherern lohnt sich
Bis dato ist der Schweizer Vergleichsportal-Dschungel noch nicht ganz so unübersichtlich wie in anderen Ländern. Während in Deutschland mit vergleich.de ein Vergleichsportal für Vergleichsportale geschaffen wurde, existiert ein solches hierzulande noch nicht. Wenn es um das Vergleichen von Versicherungen geht, rät Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, Nutzerinnen und Nutzern zu einer gesunden Portion Misstrauen und zum Verifizieren der gefundenen Angebote direkt bei der Versicherungsgesellschaft. Dieses Vorgehen ist ganz im Sinne des Vorsorgeanbieters Swiss Life. Da Vorsorgefragen rasch eine gewisse Komplexität mit sich bringen, könne ein ganzheitliches und passgenaues Angebot in vielen Fällen nur mit persönlicher Beratung erstellt werden, erklärt eine Vertreterin der Medienstelle. Aus diesem Grund verzichte Swiss Life auf Präsenz auf einem Vergleichsportal für Endkunden.
Etwas anders sieht das der Krankenversicherer Concordia. Die Präsenz auf den Plattformen Comparis und Bonus unterstützt das Unternehmen bei der Lead-Generierung und bei der Bekanntmachung der Marke. «Neben der guten und engen Zusammenarbeit ist uns wichtig, dass die Plattformen seriös arbeiten, bekannt sind und einen guten Ruf haben», betont Unternehmenssprecherin Daniela Nowak. Darüber hinaus müssten natürlich auch die Konditionen angemessen sein. «Zurzeit prüfen wir, ob wir unsere Präsenz auf weitere Vergleichsportale ausweiten.»
Neue Marktteilnehmer berücksichtigen
Die Mobiliar ist nicht nur auf Vergleichsportalen zu finden, sondern auch Mitbesitzerin von Financescout24. Ergänzend ist sie mit ihren Haushalt- und Fahrzeugversicherungen auf Comparis präsent. Die Mobiliar nutzt Vergleichsportale, um Erfahrungen zu sammeln und auf diesem Weg potenzielle Neukundinnen und -kunden zu erreichen. «Aktuell stammen weniger als 1 Prozent der Neuabschlüsse aus Vergleichsdiensten», sagt Sprecherin Kim Allemann.
Mehr Neugeschäft scheint Baloise aufgrund der Präsenz auf Vergleichsportalen zu erzielen. «Wir generieren mittlerweile einen substanziellen Beitrag im Online-Kanal beziehungsweise erhalten qualifizierte Leads, die wir entsprechend bearbeiten können», sagt Michael Besel, Leiter Online-Marketing bei Baloise. Mit der Präsenz auf Comparis, Scout24 und Bonus sei die Reichweite dazu gegeben. «Zudem ist es uns auch wichtig, dass im Aggregatorenumfeld der Wettbewerb spielt, daher berücksichtigen wir auch neue Marktteilnehmer.»
Beschleuniger für die Digitalisierung
Diese Neugier spüren auch die Aggregatoren selbst. «Im Durchschnitt begrüssen wir ein bis drei neue Partner pro Jahr», freut sich Mathis Scheller, Sales und Account Manager bei Bonus. «Das können klassische Versicherer sein, die noch nicht mit unserer Plattform arbeiten, aber auch neue, innovative digitale Player.»
Und auch die junge Plattform Moneyland wird offenbar jedes Jahr bekannter. «Wir sind aktuell daran, weitere fünf Versicherungen, die uns kontaktiert haben, im Sinne einer Leadkooperation zu integrieren.» Marktführerin Comparis verzeichnete in den vergangenen drei Jahren eine starke Zunahme im Bereich der Autoversicherungen. Dies aufgrund neuer, digitaler Anbieter wie der Autoversicherung von Postfinance oder Simpego, die ihre Markteintritte vom ersten Tag an auf Comparis geplant haben.
Auch wenn Vergleichsportale für Versicherer zurzeit primär Werbezwecken dienen, zeichnet sich schon heute ab, dass sie die Digitalisierung der Assekuranz beschleunigen werden. Dies nicht nur, weil sie jungen Insurtech-Firmen eine ideale Plattform bieten, um bekannt zu werden, sondern weil es auch für die gestandenen Versicherer interessant ist, sich in die immer individueller werdenden Ökosysteme der Vergleichsportale einzubinden.