Darum geht's
  • Das globale Geldvermögen der privaten Haushalte stieg 2023 um 7,6 Prozent
  • Das Geldvermögen der schweizerischen Haushalte stieg 2023 um 2,2 Prozent 
  • Beim Nettogeldvermögen bleibt die Schweiz hinter den USA auf dem 2. Rang

Die Schweiz zählt weltweit bereits seit Jahren zu den reichsten Ländern. Diese Erkenntnis ist nicht neu und wird auch von der 15. Ausgabe des «Global Wealth Report» des Versicherungsriesen Allianz wieder untermauert: Mit einem Netto-Geldvermögen von 255’440 Euro pro Kopf müssen sich die Schweizerinnen und Schweizer nur den USA geschlagen geben, die sich über ein Netto-Geldvermögen von 260'320 Euro pro Kopf freuen können.

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Unterdurchschnittlicher Vermögenszuwachs

Während der Brutto-Vermögenszuwachs in den USA 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aber bei beindruckenden 9,8 Prozent lag, mussten sich die Eidgenossen mit einer im Vergleich bescheidenen Steigerung von 2,2 Prozent begnügen - was ebenfalls deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 5 Prozent lag. Die Hauptursache dafür war der Rückgang der Bankeinlagen um 1,3 Prozent, «der erste Rückgang seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008», wie die Allianz-Ökonomen in ihrem Report festhielten.

Auch Versicherungen und Pensionen entwickelten sich mit einem leichten Plus von 1,4 Prozent schwächer als im internationalen Vergleich und so schwach wie seit 20 Jahren nicht mehr. Wertpapiere dagegen zeigten sich mit einem Plus von 7,6 Prozent gut erholt nach dem Einbruch im Vorjahr (-12,5%). 

USA und Schweiz bleiben mit Abstand die reichsten Länder der Welt.

USA und Schweiz bleiben mit Abstand die reichsten Länder der Welt.

Quelle: Allianz

Weniger Bankeinlagen

Was die Studie aber auch zeigt: Die Schweizerinnen und Schweizer horten immer weniger Geld auf der Bank, sondern lassen es vermehrt für sich arbeiten. Die frischen Spargelder fielen kräftig um 29,4 Prozent auf 67 Milliarden Euro, denn die Sparerinnen und Sparer zogen per saldo rund 3,5 Milliarden Euro von ihren Bankguthaben ab. Zugunsten anderer Anlageklassen: Versicherungen und Pensionen legten um 15,7 auf 31 Milliarden zu und Wertpapiere verloren nur leicht um 6,4 Prozent auf 39 Milliarden Euro. Insgesamt zeigt sich, «dass die Schweizerinnen und Schweizer wieder risikofreudiger werden», bestätigte Arne Holzhausen, Head of Insurance and Wealth Research bei der Allianz, im Rahmen eines Mediengesprächs. 

Das scheint auch notwendig, denn die Studienautoren attestieren der Schweiz bei der Entwicklung des Geldvermögens «drei verlorene Jahre». Immerhin: Das Immobilienvermögen stieg entgegen dem Trend in Europa 2023 weiter um 3,6 Prozent, der schweizerische Wohnungsmarkt konnte der Zinswende trotzen, konstatiert der Vermögensreport.

Überraschender Aufschwung 

Weltweit betrachtet sprechen die Allianz-Ökonomen hingegen von einem «überraschenden Aufschwung»: Das Jahr 2023 sei von einer starken Straffung der Geldpolitik geprägt gewesen. Doch die Volkswirtschaften erwiesen sich als widerstandsfähig und die Märkte boomten sogar. Vor diesem Hintergrund verzeichnete das globale Geldvermögen der privaten Haushalte ein starkes Wachstum: Mit einem Plus von 7,6 Prozent wurden die Verluste des Vorjahres (-3,5%) laut Report mehr als wettgemacht. Insgesamt belief sich das gesamte Geldvermögen Ende 2023 auf 239 Billionen Euro. Dabei erfasste der Aufschwung mit Ausnahme von Neuseeland und Thailand nahezu alle Länder.

USA legt stärker zu als China

Zudem war das Wachstum in allen Regionen relativ einheitlich, nicht zuletzt in Asien und Nordamerika, die beide um mehr als 8 Prozent wuchsen, wobei die USA (8,6%) noch stärker zulegten als China (8,2%). Damit ist auch der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer gegenüber den fortgeschrittenen Volkswirtschaften wieder deutlich geschrumpft und betrug im vergangenen Jahr nur noch 2 Prozentpunkte; damit haben die Schwellenländer in sechs der letzten sieben Jahre ihren Vorsprung weitgehend verloren. «Das vergleichsweise schwächere Wachstum der ärmeren Länder spiegelt die neue Realität einer sich fragmentierenden Welt wider», sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe. «Bis 2017, dem Jahr, in dem die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China ausbrachen, hatten ärmere Länder noch einen Wachstumsvorsprung von 10 Prozentpunkten oder mehr gegenüber reicheren Ländern. Wir alle werden einen Preis für die Entkopplung zahlen, aber die Schwellenländer leiden am stärksten. Eine weniger vernetzte Welt ist eine ungleichere Welt.»

Einbruch bei den Bankeinlagen

Im Jahr 2023 setzte sich nach den pandemiebedingten Boomjahren des Zwangssparens die Normalisierung der Ersparnisbildung fort: Frische Spargelder sanken um 19,3 Prozent auf 3,0 Billionen Euro. Dieser Rückgang ist fast ausschliesslich auf Bankeinlagen zurückzuführen. Per Saldo flossen den Banken weltweit nur 19 Milliarden zu, was einem Einbruch von 97,7 Prozent entspricht. Dafür zeigten sich in erster Linie die US-Haushalte verantwortlich, die Einlagen im Wert von 650 Milliarden abzogen. Die beiden anderen Anlageklassen blieben dagegen bei den Sparerinnen und Sparern beliebt. Die Zuflüsse in Wertpapiere nahmen sogar noch einmal um 10,0 Prozent zu. Allerdings gab es innerhalb dieser Anlageklasse einen bemerkenswerten Favoritenwechsel: Während Aktien auf vielen Märkten per saldo verkauft wurden, griffen die Sparerinnen und Sparer bei Anleihen dank der Zinswende kräftig zu.

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Geringere Verschuldung, gestiegene Nettovermögen

Während sich das Geldvermögen von der Zinswende unbeeindruckt zeigte, wirkte sie sich 2023 deutlich auf die Passivseite der Bilanzen der privaten Haushalte aus: Das Wachstum der privaten Verschuldung schwächte sich weiter ab und erreichte mit 4,1 Prozent weltweit den niedrigsten Zuwachs seit neun Jahren. Insgesamt beliefen sich die globalen Verbindlichkeiten der privaten Haushalte Ende 2023 auf 57 Billionen Euro.

Der Rückgang des Schuldenwachstums war im Jahr 2023 in fast allen Regionen zu beobachten. Besonders ausgeprägt war er in Westeuropa und Nordamerika, wo sich das Wachstum auf 1,1 Prozent bzw. 2,9 Prozent mehr als halbierte. Da das nominale Wachstum der globalen Wirtschaftstätigkeit durch die Inflation erhöht blieb, sank die globale Schuldenquote das dritte Jahr in Folge, und zwar um 1,5 Prozentpunkte auf 65,4 Prozent.

Ein relativ starkes Wachstum der Vermögenswerte und ein relativ schwaches Wachstum der Verbindlichkeiten führten gemäss Allianz zu einem deutlichen Anstieg des globalen Netto-Geldvermögens (Geldvermögen abzüglich Verbindlichkeiten) um 8,8 Prozent. Insgesamt belief sich das globale Netto-Geldvermögen Ende 2023 auf 182 Billionen Euro - dies entspricht einem Anstieg von fast 15 Billionen Euro gegenüber dem Vorjahr und liegt auch 4 Billionen Euro über dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2021.