Politik, Wirtschaft, die Bevölkerung und die Versicherungswirtschaft haben ein gemeinsames Interesse, nicht versicherbare Grossrisiken zu diskutieren, Lösungen zu finden und sie proaktiv umzusetzen. Das Pandemierisiko in seiner Gesamtheit ist aber gemessen an der Risikotragfähigkeit der weltweiten Versicherungsbranche zu gross. Risiken wie eine Pandemie verletzen zentrale Prinzipien der Versicherbarkeit, wie es Thomas Helbling, Direktor des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV, im Interview mit HZ Insurance ausgedrückt hat. Rein privatwirtschaftlich ist es nicht versicherbar und daher potenziell ein Feld für staatlich geförderte Poollösungen. Der Bundesrat hat Anfang April aber entschieden, die Idee einer schweizweiten Pandemieversicherung für Unternehmen vorerst nicht weiterzuverfolgen. Im Zentrum der Entscheidung standen verschiedene Varianten von Versicherungspoollösungen, für welche gemäss dem Eidgenössischen Finanzdepartement aber derzeit die Unterstützung aus dem Unternehmenssektor fehlt.
In anderen Ländern diskutieren Regierungen staatlich geförderte Versicherungspools, doch der Fortschritt der Diskussionen ist schleppend. Ein Vertreter der Europäischen Union mahnte kürzlich zur Vorsicht angesichts der Forderungen nach einem öffentlich-privaten System zur Absicherung von Unternehmen gegen wirtschaftliche Ausfälle bei künftigen Pandemien. «Dies ist eine sehr komplexe Debatte und braucht Zeit, um zu reifen», sagte John Berrigan, Generaldirektor und Leiter der Abteilung Finanzdienstleistungen und Kapitalmärkte bei der Europäischen Kommission, auf einer Veranstaltung von Insurance Europe, dem Verband der europäischen Versicherungsindustrie. Berrigan sagte, dass die Europäische Kommission und die Versicherungsaufsichtsbehörde Eiopa prüfen werden, ob einfachere und klarere Informationen über Produkte erforderlich sind und welche Art von Policen die Verbraucher nach der Corona-Pandemie benötigen.
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