Die Welt ist noch weit davon entfernt, alle Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) bis zum Stichtag 2030 zu erreichen. In der Halbzeitanalyse der UN wurde ein erheblicher Teil der Ziele rot markiert – was «Stagnation oder Rückschritt» bedeutet. Darauf weist die Allianz in ihrem neuen Bericht «Insuring the future: The virtuous cycle of insurance and sustainability» hin.
Einer der Gründe für diesen düsteren Fortschritt – neben Kriegen und der Pandemie – sei die sich beschleunigende Klimakrise. Klimaresilienz ist für die Förderung der SDGs von entscheidender Bedeutung, heben die Allianz-Experten hervor. Die Wechselwirkungen zwischen Umweltzerstörung und nachhaltiger Entwicklung unterstreichen das Potenzial der Versicherungsbranche, zum Schutz der Fortschritte bei der Erreichung der SDGs beizutragen.
Versicherungen spielen derzeit nur Nebenrolle
Versicherungen werden laut Bericht jedoch nur in einem SDG-Ziel (SDG 8.10 über den Zugang zu Finanzmitteln) direkt erwähnt, was die Rolle der Versicherungsbranche stark unterbewertet. Es gibt zahlreiche direkte und indirekte Verbindungen zwischen dem Versicherungssektor und den 17 SDGs. So kann die Versicherungsbranche beispielsweise eine entscheidende Rolle spielen, indem sie finanziellen Schutz vor Klimarisiken bietet, was sich direkt auf 30 Prozent der SDG-Ziele auswirkt. Darüber hinaus hat die Versicherungsbranche durch die Integration von Massnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit - wie z. B. naturbasierte Lösungen - in ihr Produktangebot gemäss Allianz das Potenzial, den Fortschritt bei 81 Prozent der SDG-Ziele zu sichern.
Diese positive Korrelation zwischen Versicherungen und SDGs lässt sich messen, stellt der Bericht klar. Länder, die einen grösseren Teil ihrer Wirtschaftsleistung für Versicherungen ausgeben, verzeichnen tendenziell bessere Fortschritte bei den SDGs, was die entscheidende Rolle der Risikominderung für eine nachhaltige Entwicklung widerspiegelt. So steigt der SDG-Index beispielsweise bei einer Erhöhung der Durchdringung von Sach- und Unfallversicherungen um 1 Prozent.
Positiven Kreislauf schaffen
Die Allianz-Experten schlagen vor, einen positiven Kreislauf aus profitablen Versicherungen und belastbarer Nachhaltigkeit zu schaffen. Um dieses Potenzial zu realisieren, müssen Hindernisse wie kurzfristiger finanzieller Druck überwunden werden, obwohl sich finanzielle Stabilität und Umweltverantwortung langfristig eher gegenseitig verstärken als konkurrierende Prioritäten darstellen. Daher sollten nach Ansicht der Allianz die Regulierungsbehörden Rahmenbedingungen schaffen, die Nachhaltigkeit zu einem Wettbewerbsvorteil in der Versicherungsbranche machen, beispielsweise durch die Einführung fester Obergrenzen für versicherte und finanzierte Kohlenstoffemissionen, um die Erreichung der Netto-Null-Ziele zu unterstützen.
Die Versicherungsbranche selbst kann ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit erheblich verstärken, indem sie resilienzorientierte Produkte priorisiert, den inklusiven Zugang zu finanziellem Schutz fördert, ESG-Kriterien vollständig integriert und die Mess- und Berichtsstandards stärkt, lautet ein Fazit des Berichts. Jede dieser Strategien stärke nicht nur die Ausrichtung des Sektors auf die SDGs, sondern auch das langfristige Wertversprechen der Versicherer als wesentliche Partner beim Aufbau einer resilienten und gerechten Zukunft, so die Allianz. (pd/hzi/bdw)