Unternehmen sind mit einer Vielzahl von Herausforderungen wie politischen Unsicherheiten, Naturkatastrophen, Cyberangriffen und wirtschaftlichen Schwankungen konfrontiert, die über geografische Grenzen hinaus reichen. «Angesichts dieser Vielfalt und der sich ständig verändernden Natur von Risiken ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, ihre Risikomanagementstrategien effektiv anzupassen», sagt Leo Dos Santos, Senior Broker Property & Construction, WTW Schweiz.
Risiken besser einschätzen
Als Brokerfirma berät WTW Kunden zur besten Versicherungslösung. Welche Bedeutung haben internationale Programme in einem Umfeld komplexer Risiken? Leo Dos Santos: «Internationale Versicherungsprogramme bieten die Möglichkeit, Risiken über verschiedene Länder und Märkte hinweg zu meistern und sich vor regionalen, globalen oder marktspezifischen Risiken zu schützen, die sich negativ auf die Geschäftstätigkeit auswirken können.»
Diese Programme tragen nach seiner Einschätzung auch zur Kosteneffizienz bei, da sich damit neben einer einheitlichen globalen Risikoverwaltung auch Versicherungsprämien optimieren lassen. «Der Kunde hat somit die Kontrolle über alle Länder und kann so seine Strategie übergreifend steuern», so Dos Santos.
Schliesslich könne der Kunde auch Daten erheben und mithilfe von Modellierungen und Analytics entsprechend Einschätzungen treffen, um seine Entscheidungen hinsichtlich Risikomanagement zu verbessern. «Dies unterstützt die Geschäftskontinuität und die langfristige Stabilität von Unternehmen in einem globalen Geschäftsumfeld.»
Versicherungsschutz erfordert Fingerspitzengefühl
Welche besonderen Anforderungen für Versicherungsschutz gelten aus Brokersicht für internationale Produkte? Leo Dos Santos hält eine «massgeschneiderte Herangehensweise» für erforderlich. Um den richtigen Versicherungsschutz zu empfehlen, müssen globale Risiken identifiziert und bewertet werden. «Indem sie eine umfassende Analyse der Aktivitäten in verschiedenen Ländern durchführen, können Broker sicherstellen, dass der Versicherungsschutz den spezifischen Kundenanforderungen entspricht. Sie müssen ihren Kunden und seine Geschäftsstrategie sehr gut kennen, um das entsprechende Risikoprofil zu definieren.»
Ebenso entscheidend sei ein tiefes Verständnis der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den Zielländern, um sicherzustellen, dass der Versicherungsschutz lokalen Anforderungen entspricht und regulatorische Bestimmungen erfüllt.
Zudem müssen die Broker gemäss Leo Dos Santos «um effektive Kommunikation und Koordination zwischen allen Parteien, einschliesslich Kunden und Versicherern, bemüht sein». Ein nahtlos koordinierter Versicherungsschutz über Ländergrenzen hinweg verhindere Lücken und Überschneidungen.
Sein Fazit: «Globale Netzwerke sind zu guter Letzt für Broker und Versicherer unerlässlich, um Kunden weltweit zu unterstützen. Die Auswahl des richtigen Versicherungspartners ist dabei ein Schlüsselfaktor.»
Enger Austausch zwischen Brokern und Versicherern
Doch wie finden Broker und Versicherer zusammen? Die Suche nach den passenden Versicherungspartnern für internationale Produkte erfordert Fachwissen, Branchenkenntnisse und ein umfassendes Verständnis der globalen Versicherungsmärkte. Broker setzen dafür auf spezielle Strategien und Prozesse.
Leo Dos Santos: «Zunächst identifizieren die Broker als Grundlage die Risiken ihres Kunden in den relevanten Ländern. Danach recherchieren sie den globalen Versicherungsmarkt, um die besten Partner für die identifizierten Risiken zu finden.»
Kriterien wie Risikoappetit der Versicherer, Branchenerfahrung und Vertragsflexibilität werden bei der Auswahl berücksichtigt. «Dafür ist es wichtig, dass die Broker mit den Versicherern in engem Austausch stehen und deren Stärken, Zeichnungsrichtlinien und Lösungen kennen», erläutert der Senior Broker Property & Construction.
Die Broker fordern dann Angebote von den potenziellen Versicherungspartnern an und vergleichen diese sorgfältig, um sicherzustellen, dass sie den Kundenanforderungen entsprechen. Im Zuge dessen werden auch Prämien und Vertragsbedingungen verhandelt.
Broker beraten zur besten Lösung
Basierend auf ihren Analysen und Bewertungen geben die Broker abschliessend ihren Kunden Empfehlungen zur besten Lösung – sei es eine Auswahl von verschiedenen oder ein einzelner Versicherungspartner.
Bei der Beratung zu internationalen Programmen ist es nach Erfahrung von WTW für Brokerkunden ein besonders wichtiges Anliegen, dass lokale Bedürfnisse und gesetzliche Bestimmungen berücksichtigt werden, um die Compliance zu gewährleisten und rechtliche Risiken zu minimieren. «Die Kunden erwarten zudem einen weltweit einheitlichen Versicherungsschutz, der die Risikoverwaltung über verschiedene Länder hinweg erleichtert», sagt Leo Dos Santos.
Empfehlenswert: Ein zentraler Ansprechpartner
Darüber hinaus müsse der Versicherungsschutz risikoadäquat sein, damit die Kunden angemessen abgesichert sind. Empfehlenswert ist es gemäss dos Santos an dieser Stelle, dass Kunden einen zentralen Ansprechpartner für ihr weltweites Versicherungsprogramm definieren. Dies verbessere die Kommunikation und Koordination erheblich und steigert neben der Effizienz auch die Zufriedenheit.
Die Schadenregulierungen sollte darüber hinaus sowohl im Inland als auch im Ausland schnell und effizient erfolgen, um Betriebsunterbrechungen zu minimieren. «Dafür setzen sich die Broker ein», sagt Leo Dos Santos. Gleichzeitig achten sie darauf, dass die Kosten für den internationalen Versicherungsschutz angemessen und transparent sind.
«Zusätzlich ist der Risikomanagement-Ansatz mittels Consulting und dem Einsatz hoch qualifizierter Tools und Analytics bedeutend», so Dos Santos weiter. Und schliesslich sollten Broker auch über nicht versicherbare Risiken sprechen und Strategien zur Risikominimierung in diesen Fällen entwickeln.
Ein erfolgreicher Versicherungsvertrag zwischen Kunden, Brokern und Industrieversicherern in internationalen Programmen erfordert sorgfältige Verhandlungen und die Berücksichtigung mehrerer Faktoren. Die Versicherer müssen die internen Prozesse ihres Kunden verstehen, welche die Bereitstellung benötigter Angaben und Dokumente verzögern können. Auch braucht es ein Entgegenkommen für spezielle Vertragsklauseln und Bedingungen oder Kapazitätserhöhungen.
Spezial-Know-how als Erfolgskriterium
Darüber hinaus sind Kosten ein wesentliches Kriterium. Leo Dos Santos: «Die Kunden suchen wettbewerbsfähige Prämien, die ihr Budget nicht überschreiten, und gleichzeitig eine hohe Qualität des Versicherungsschutzes.» Oftmals hänge der Grund für den Vertragsabschluss mit der Branchenkenntnis des Versicherers in speziellen Bereichen wie Cyber, Risk Engineering und Umweltschutz zusammen.
Auch die globale Präsenz des Versicherers und ein schneller Kundenservice sowie innovative Lösungen zur Anpassung an den Risikowandel sind ausschlaggebend für einen erfolgreichen Versicherungsvertrag, wie Leo Dos Santos unterstreicht. «Eine erfolgreiche Platzierung hängt von der Balance dieser Faktoren ab, um den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und wettbewerbsfähig zu sein.»