Lebensversicherungen galten noch vor dreissig Jahren als wichtiges Element der langfristigen Vorsorge: Wenn die Policenkäuferin oder der Policenkäufer unerwartet verstarb, sicherte die Auszahlung wenigstens für einige Zeit den weiteren Lebensstandard der Angehörigen. Und die Spar-Lebensversicherungen, die nach Jahrzehnten ausliefen, brachten einen optisch schönen Wertzuwachs, auch wenn die Policenkäuferin oder der Policenkäufer sich bester Gesundheit erfreute.
Was viele Kundinnen und Kunden nicht wussten: Ihre Versicherungen verdienten sehr prächtig an ihnen. Bis implodierende Assets und niedrige Zinsen mit der Finanzkrise kamen und manche Lebensversicherung aufgrund der hohen Garantien an den Rand des Abgrundes brachten.
Die Verhältnisse haben sich längst wieder beruhigt. Einige Vorzeichen verändern sich derzeit wieder: Die Zinsen steigen. Und die Probleme der zweiten Säule sind nach der Abstimmung Ende September nur verschoben, nicht behoben. Zeit für einen Realitäts-Check zum Thema Lebensversicherungen.
Lebensversicherung als Teil einer konsequenten Vorsorge
«Die individuelle Vorsorge wird als Ergänzung zu den Leistungen aus der ersten und zweiten Säule weiter an Bedeutung gewinnen», sagt Tim Hegglin, Sprecher bei Swiss Life Schweiz. «Lebensversicherungen können dabei die spezifischen Vorsorgebedürfnisse der Kundinnen und Kunden nach Sicherheit sowie Planbarkeit abdecken und unterstützen sie dabei, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.»
Durch eine integrierte Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit könnten Kundinnen und Kunden zudem sicherstellen, dass das Sparziel auch dann erreicht wird, wenn deren gesundheitliche Verfassung keine Erwerbstätigkeit mehr zulässt. «Mittels der Möglichkeit, ergänzende biometrische Risikodeckungen wie eine Todesfallabsicherung oder eine Erwerbsunfähigkeitsrente unkompliziert in die Gesamtlösung zu integrieren, können Kundinnen und Kunden sich und ihre Familien zusätzlich absichern», so Hegglin weiter.
Steigendes Zinsumfeld für Lebensversicherungsprodukte vorteilhaft
Lebensversicherungen eignen sich laut Swiss Life speziell für Personen, die den Aufbau ihrer Vorsorge konsequent angehen möchten und gleichzeitig Wert auf finanzielle Absicherung für sich oder ihre Familie im Todesfall oder bei Erwerbsunfähigkeit legen. «Für Personen mit eher knappem Budget und hohem Bedarf nach finanzieller Flexibilität ist es wichtig, den Abschluss einer Lebensversicherung gut zu planen, da die Leistungen langfristig und mit entsprechenden finanziellen Verpflichtungen verbunden sind», so Hegglin.
Die Garantieleistungen der Lebensversicherungen seien von den steigenden Zinsen nicht betroffen und gelten für Kundinnen und Kunden weiterhin. «Durch weiter steigende Marktzinsen erhöhen sich über die Zeit diese Mehrerträge, was früher oder später dazu führen dürfte, dass die Zinsüberschüsse auch bei bestehenden Verträgen wieder erhöht werden können», erklärt Hegglin. «Ein steigendes Zinsumfeld ist für Lebensversicherungsprodukte vorteilhaft und ermöglicht bestehenden wie neuen Kundinnen und Kunden eine attraktive Kombination aus Sicherheit und Ertragschancen.»
Unterscheiden zwischen gemischen Lebensversicherungen und Risikolebensversicherungen
Benjamin Manz, Geschäftsführer beim Vergleichsdienst Moneyland, hat eine sehr nüchterne Sicht auf Lebensversicherungen. «Man muss unterscheiden zwischen gemischten Lebensversicherungen und reinen Risikolebensversicherungen», sagt der Experte. «Von gemischten Lebensversicherungen, die Versichern mit Sparen/Investieren verbinden, raten wir grundsätzlich ab. Der Grund: Sehr häufig sind sie teuer, intransparent, kompliziert und können sich zu Kostenfallen entwickeln, zum Beispiel bei vorzeitiger Kündigung.» Kurz: «Gemischte Lebensversicherungen sollten also ganz einfach gar keinen Platz in der Vorsorgeplanung haben.»
Anlegen, Vorsorgen und Sparen trennen
Die Risiken – beispielsweise ein Todesfall – könne man separat versichern. «Das kann in einigen Fällen je nach Kundenwunsch Sinn ergeben, zum Beispiel mit einer jungen Familie, damit sie nach einem Ableben noch Geld hat», sagt Manz weiter. «Das hat aber nichts mit Vorsorgeplanung im Alter zu tun.» Er rät, die Themen Versichern und Anlegen/Vorsorgen/Sparen zu trennen. «Also Todesfall-Risikoversicherung separat abschliessen, falls man überhaupt eine möchte. Und selbst investieren oder sparen – beispielsweise via günstige Vermögensverwaltung, Säule 3a und/oder indem man selbst günstige ETF mit einem günstigen Broker kauft.»
Dieser Atikel ist erstmals erschienen in der Handelszeitung, Nr. 43 vom 27.10.2022 unter dem Titel «Die Hauptsache: Nicht mischen».