Sinkende Anlagerenditen und steigende Lebenserwartung sind seit Jahren der Grund für die sinkenden Umwandlungssätze. Viele Pensionskassen hätten diese in der Vergangenheit drastisch reduziert oder angekündigt, dies in den kommenden Jahren zu tun, so das Beratungsunternehmen Willis Towers Watson. Ohne entsprechende Kompensationsmassnahmen würde diese Entwicklung zu einschneidenden Renteneinbussen führen. Doch der Trend scheine nun endlich gebrochen.
Die Umwandlungssätze der untersuchten Vorsorgepläne hätten sich seit der letzten Studie nicht weiter reduziert und stagnierten bei durchschnittlich etwa 5,2 Prozent. Gekoppelt mit stabilen Sparbeiträgen resultiere das darin, dass die prognostizierten Altersrenten erstmals seit langer Zeit nicht weiter gesunken seien. Gemäss der aktuellen Fachrichtlinie für Pensionskassenexperten habe sich zudem die Obergrenze für den technischen Zinssatz seit letztem Jahr erhöht, was darauf hoffen lasse, dass sich die Umwandlungssätze zumindest für den Moment nicht weiter reduzierten, schreiben die Experten in einer Mitteilung an die Medien.
Willis Towers Watson führt regelmässig eine «SLI Benchmarking Studie» durch. Dabei werden die Hauptmerkmale der schweizerischen Vorsorgepläne der im Swiss Leader Index (SLI) zusammengefassten Unternehmen analysiert und die effektive Höhe der Leistungen verglichen. 2021 sind 24 der 30 im Index zusammengefassten Unternehmen in der Untersuchung enthalten.
Zwei Individualisierungstrends
Eigentlich seien Individualisierungen eher ein Thema der dritten Säule, schreibt Willis Towers Watson. Dennoch hätten sich in den letzten Jahren vor allem zwei Trends etabliert: Einerseits würden immer mehr Wahlsparpläne angeboten, wobei die Versicherten aus maximal drei Beitragsskalen ihre Beiträge wählen dürfen. Dies ermögliche ihnen, je nach finanzieller Situation mehr oder weniger in die Pensionskasse einzubezahlen. Und auch für die Steueroptimierung seien die Wahlsparpläne sinnvoll, denn bei höheren Beiträgen entstehe auch mehr Einkaufspotential. In der aktuellen Studie bieten 90 Prozent der Unternehmen solche Wahlsparpläne an, während es vor sechs Jahren erst 60 Prozent waren.
Der zweite untersuchte Individualisierungstrend sind die sogenannten 1e-Pläne, welche stark im Vormarsch sind. Jedes dritte untersuchte Unternehmen biete diese Pläne mittlerweile an, vor einigen Jahren gab es kaum welche.
1e-Pläne sind Vorsorgepläne, bei welchen die Versicherten aus einem Angebot von Anlagestrategien selbst wählen und damit die Vermögensanlage mitbestimmen können. Die Anlageperformance wird den Versicherten dann direkt weitergegeben, über die Verzinsung entscheidet also nicht der Stiftungsrat. Das bietet enorme Chancen für höhere Verzinsungen, birgt allerdings auch das Risiko für Verluste. Denn allfällige negative Renditen haben die Versicherten selbst zu tragen, während es in klassischen Vorsorgeplänen keine negativen Verzinsungen geben darf. In jungen Jahren sollten die Versicherten in aggressivere Portfolios investieren und das Anlagerisiko dann sukzessive reduzieren. Dadurch werden im Durchschnitt deutlich höhere Renditen erwartet als in den klassischen Vorsorgeplänen. Wichtig ist ebenfalls zu erwähnen, dass solche 1e-Pläne nur für hohe Lohnanteile ab etwa 130'000 Franken angeboten werden dürfen. Eine solide Basisvorsorge ist also für alle Versicherten gewährleistet. (Willis Towers Watson)
(pm/hzi/gku)