Präsident Emmanuel Macron hat Neuwahlen für den 30. Juni und 7. Juli angesetzt. Diese Entscheidung erfolgte nach schlechten Ergebnissen seiner Partei und dem Aufstieg des Rassemblement National (RN) unter Marine Le Pen, das mit 31,4 Prozent der Stimmen vorne liegt, so ein Bericht von Allianz Research. Die Ankündigung führte zu sofortigen Marktreaktionen, darunter ein Rückgang des CAC 40 um 2,7 Prozent und eine Abwertung des Euro um 0,9 Prozent, wie es im Report von Allianz Research heisst.
Erhöhte Marktvolatilität
Die politische Landschaft in Frankreich ist derzeit stark polarisiert. Während der RN die Mehrheit der Stimmen bei der letzten Wahl erhielt, erzielte Macrons Partei lediglich 14,6 Prozent der Stimmen. Die hohen Wahlergebnisse der extremen Rechten haben zu einer erhöhten Marktvolatilität geführt, da Investoren die Unsicherheiten über die künftige Wirtschaftspolitik fürchten, so Allianz Research.
Sollte eine Minderheitsregierung unter RN entstehen, wird mit einem Wirtschaftswachstum von lediglich 1,0 Prozent für 2025 gerechnet. Das Defizit würde auf 6,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) steigen, und die Staatsverschuldung könnte bis 2026 auf 117,4 Prozent des BIP anwachsen, schätzt Allianz Research. Der wirtschaftliche Plan des RN umfasst erhebliche Ausgaben und Steuersenkungen, darunter die Senkung der Mehrwertsteuer auf Energieprodukte und zusätzliche Gesundheitsausgaben. Diese Massnahmen würden das Defizit weiter belasten, so Allianz Research.
Zurückhaltende Fiskalpolitik
Andererseits könnte eine technokratische Regierung, unterstützt durch eine «Front Républicain», eine stabilere Wirtschaftspolitik verfolgen. Diese Regierung würde vermutlich eine zurückhaltende Fiskalpolitik umsetzen, um die Märkte zu beruhigen, was zu einem Defizit von etwa 4,8 Prozent des BIP bis 2026 führen würde, so Allianz Research. Dies wäre eine geringere Belastung für die öffentlichen Finanzen im Vergleich zu einer RN-geführten Regierung.
Die kurzfristigen Auswirkungen der Neuwahlen auf die Finanzmärkte waren deutlich. Die Renditen französischer Staatsanleihen stiegen um 12 Basispunkte, und die Spreads gegenüber deutschen Anleihen weiteten sich aus, berichtete Allianz Research. Diese Reaktionen spiegeln die Besorgnis der Märkte über mögliche fiskalische Ausrutscher und eine erhöhte politische Unsicherheit wider. Trotz dieser Entwicklungen bleiben die Erwartungen der Märkte an die Europäische Zentralbank (EZB) unverändert, mit einer erwarteten Zinssenkung im Jahr 2024, so Allianz Research.
Politische Unsicherheit
Historische Beispiele zeigen, dass politische Unsicherheit in europäischen Ländern häufig zu erhöhter Marktvolatilität führt. Ein Vergleich mit den italienischen Wahlen 2018 verdeutlicht dies: Damals führte die Bildung einer rechtspopulistischen Regierung zu einem erheblichen Anstieg der Anleiherenditen und einem Einbruch der Aktienmärkte um 20 Prozent, so Allianz Research. Ein ähnliches Szenario könnte in Frankreich eintreten, falls der RN signifikante Macht gewinnt.
Die Rolle der EZB darf in diesem Kontext nicht unterschätzt werden. Ihre Massnahmen könnten helfen, die Märkte zu beruhigen und die schlimmsten Auswirkungen zu mildern. Dennoch bleibt die Unsicherheit hoch, und die nächsten Wochen werden entscheidend sein, um die zukünftige wirtschaftliche Richtung Frankreichs zu bestimmen, so Allianz Research.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die politischen Entwicklungen in Frankreich die wirtschaftliche Stabilität des Landes erheblich beeinflussen könnten. Während ein RN-geführtes Frankreich mit grösseren wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert wäre, könnte eine technokratische Regierung eine stabilisierende Rolle spielen. Die nächsten Monate werden zeigen, in welche Richtung sich Frankreich bewegt und wie die Märkte darauf reagieren werden.
