Die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC hat dieser Tage offenbar entschieden, eine umstrittene Klimaregelung nicht länger vor Gericht zu verteidigen. Diese Regelung hätte Tausende von börsennotierten Unternehmen verpflichtet, Risiken im Zusammenhang mit Klima- und Umweltfaktoren offenzulegen. Der amtierende Vorsitzende der SEC, Mark Uyeda, wies laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters die Anwälte der Behörde an, beim Bundesberufungsgericht in St. Louis eine Verschiebung der mündlichen Verhandlungen in einem von der amerikanischen Handelskammer und anderen Wirtschaftsverbänden angestrengten Verfahren zu beantragen. Uyeda bezeichnete die Regelung als fehlerhaft und warnte vor erheblichen negativen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte und die Wirtschaft.

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Berufung absichtlich aufgegeben?

Das sorgte innerhalb der SEC für gehörigen Wirbel: Die SEC-Kommissarin Caroline Crenshaw, eine Demokratin, warf Uyeda vor, die Berufung absichtlich aufzugeben, um seine eigenen politischen Präferenzen durchzusetzen und die Autorität der Kommission zu umgehen. 

Unter dem früheren Vorsitzenden Gary Gensler hatte die SEC im März des Vorjahres die Unternehmen noch verpflichtet, eine Vielzahl von klimabezogenen Risiken offenzulegen, da diese Informationen für Investoren von Bedeutung sein könnten. Kritiker argumentierten jedoch schon damals, dass die Regelung unnötig belastend sei und dass bestehende Wertpapiergesetze bereits die Offenlegung wesentlicher Informationen vorschreiben.

Transparenz und Risikomanagement stärken

In Europa und der Schweiz verfolgen Aufsichtsbehörden derweil einen anderen Ansatz. So hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) Leitlinien für die Offenlegung klimabezogener Finanzrisiken veröffentlicht, um Transparenz und Risikomanagement zu stärken. Zudem haben grosse europäische Versicherer wie etwa die Zurich Insurance Group oder die Allianz Group ehrgeizige Klimaziele gesetzt und sich verpflichte, klimabezogene Risiken in ihren Finanzberichten offenzulegen. 

Als Gründungsmitglied der Net-Zero Asset Owner Alliance der Uno setzt sich die Zurich aktiv für den Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft ein. Im April 2024 kündigte etwa der Versicherer laut einem Beitrag der «Business Times» in Singapur an, keine neuen Öl- und Gasprojekte mehr zu versichern, und stellte strengere Anforderungen an die Kunden, die im Bereich der metallurgischen Kohleförderung expandieren wollen.