Sie haben im letzten Jahr die globale We-LEARN-Initiative lanciert. Können Sie kurz erklären, worum es geht und was daran so aussergewöhnlich ist?
Iris Bolliger: Die We-LEARN-Initiative ist eine globale, von der Generali-Gruppe lancierte Initiative. Diese umfasst drei Hauptpfeiler: Unsere E-Learning-Plattform, welche Grundlagenwissen für alle Mitarbeitenden rund um «strategische Initiativen und Digitalisierung» vermittelt. Zudem statten das «New Role School Programm» und «neue Skills für sich verändernde Rollen» unsere Belegschaft mit neuen geschäftlichen, digitalen und verhaltensbezogenen Fähigkeiten aus, die in Zukunft essenziell für das Unternehmen sind.
Können Sie das genauer erklären? Was ist eine «New Role School»?
Jean-Pierre Schmid: Unter der «New Role School» werden spezialisierte Mini-Master-Studiengänge angeboten, die sich auf bestimmte Rollen innerhalb des Unternehmens beziehen und so das Erreichen der strategischen Ziele unterstützen. Es betrifft neue Berufsfelder wie Datenwissenschaften, Aktuarwissenschaft, Smart Automation oder Produkt- und Preisgestaltung innerhalb der Digitalisierung.
InterviewparterInnen:
- Iris Bolliger arbeitet seit 2017 bei Generali und hat zusammen mit der Generali Academy die lokale Konzeption und Umsetzung der We-LEARN-Initiative vorangetrieben. Weiter ist sie für das Employer Branding, das Hochschulmarketing sowie für Praktikanten- und Traineeprogramme verantwortlich. Sie verfügt über einen Master-Abschluss im Bereich Business Development & Promotion.
- Jean-Pierre Schmid arbeitet seit 1995 bei Generali Schweiz und ist seit 2012 in der Rolle als Chief Human Resources Officer tätig. In dieser Funktion setzt er sich für den kontinuierlichen Lernprozess der Mitarbeitenden ein.
Gibt es denn nicht schon genug Weiterbildungen auf dem freien Markt?
Bolliger: Natürlich gibt es auf dem Markt eine breite Auswahl an Weiterbildungen und Masters. Der Mini-Master wurde jedoch speziell für unsere Bedürfnisse entwickelt und richtet sich an Mitarbeitende aus neueren, sich schnell entwickelnden Berufsfeldern. Wir vermitteln theoretisches sowie praktisches Wissen, welches gezielt auf die Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden. Wir haben sozusagen die Inhalte kreiert, die zukunftsrelevant sein werden in sehr spezialisierten Berufsfeldern der Versicherungsindustrie. Unsere hauseigenen Mini-Master sind somit etwas Einzig- und Neuartiges. Wichtig ist zudem, dass der Austausch innerhalb von Generali und über die Landesgrenzen hinaus gelebt wird und wir so Synergien nutzen können.
Hand aufs Herz, aber ist das nicht das Ziel jedes Unternehmens?
Schmid: Das möchte ich doch hoffen. Jedes Unternehmen hat meiner Meinung nach eine Verantwortung seinen Mitarbeitenden gegenüber, dass sie vom Arbeitgeber die nötige Unterstützung für die Weiterentwicklung im Job erhalten. Jedoch bin ich der Meinung, dass wir bei Generali mit We LEARN eine globale Lernlandschaft entwickelt haben, die in dieser Form noch nicht oft gelebt wird. Wir setzen mit We LEARN Impulse für eine Kultur des lebenslangen Lernens und stellen sicher, dass wir den Mitarbeitenden die Chance geben, die eigene Arbeitsmarktfähigkeit zu stärken – gerade in einem sich rasch verändernden Umfeld. Geduld und Beharrlichkeit sind erforderlich.
Finden denn nun alle E-Learnings auf We LEARN statt?
Schmid: Noch nicht. Bis jetzt führen wir rund 80 Prozent aller E-Learnings auf der Plattform durch, laufend kommen weitere E-Learnings dazu. Dabei gibt es Kurse, welche für alle Mitarbeitenden obligatorisch sind, so zum Beispiel strategische Kurse. Weitere E-Learnings werden den Mitarbeitenden gezielt zugewiesen, je nach Geschäftseinheit. So stellen wir sicher, dass unsere Mitarbeitenden auf diversen Fähigkeiten fit sind, die in der Zukunft essenziell sein werden. Wieder andere sind freiwillig. Diese können die Mitarbeitenden bei Bedarf durchführen. Unsere hauseigene Generali Academy ist ein weiterer wichtiger Pfeiler im Aus- und Weiterbildungsbereich. Hier werden Mitarbeitende aus dem Innen- und Aussendienst kontinuierlich mit den relevanten Fähigkeiten weiterentwickelt. So stellen wir den Ansatz von Blended Learning sicher, das heisst, dass Präsenzveranstaltungen und Online-Trainings kombiniert werden.
Bolliger: Man kann sich diese Kurse wie eine Playlist auf Netflix vorstellen. Es gibt über 5’000 Kurse, die in 13 Playlists aufgeteilt sind und laufend angepasst und aktualisiert werden.
Schmid: Gerade im Lockdown hat uns die Plattform sehr geholfen. Wir konnten unsere internen Seminare in der Plattform integrieren und so einen Grossteil unseres Kursangebotes online anbieten.
Nutzen die Mitarbeitenden die Plattform täglich?
Bolliger: Noch nicht. Wir können uns da noch verbessern. Wir haben We LEARN kurz vor Beginn derCovid-19-Pandemie eingeführt, in einer Zeit, in der wir zuerst einige grundlegende Entscheide fällen mussten. Ziel ist es dieses Jahr, die Plattform mit diversen lokalen Aktionen allen Mitarbeitenden näherzubringen und sie so beliebt zu machen, dass sie täglich genutzt wird, so wie etwa das Intranet. Im Mai wird zudem die We-LEARN-App lanciert, um das Lernen noch zugänglicher zu machen.
Schmid: Bis jetzt haben wir nur positive Feedbacks von unseren Mitarbeitenden erhalten. Jede neue Plattform bringt kleine Kinderkrankheiten mit sich. Diese lassen sich zum Glück schnell beheben.
Bolliger: Wir liegen mit dieser Initiative nicht ganz falsch. Ansonsten hätte das We-LEARN-Programm nicht den Gold Award 2020 von EFMA-Accenture Innovation in Insurance Award in der Kategorie «Workforce Transformation» erhalten.