Das heute veröffentlichte Stelleninserat für die Position des Direktors oder der Direktorin des namenlosen neuen Krankenversicherungsverbandes hat es in sich. Der Verband, der von einigen der grössten Krankenversicherer der Schweiz gegründet wurde, soll bereits per Anfang 2025 seine Arbeit aufnehmen. Die Erwartungen an die zukünftige Führungsperson (m/w/d) des Verbandes sind hoch – vielleicht sogar zu hoch. Und: Die Zeit drängt, zumal Führungskräfte in der Regel eine halbjährliche Kündigungsfrist haben.
Der neue Direktor oder die Direktorin wird nicht nur die operative Verantwortung für den Aufbau und die Führung des Verbandes tragen, sondern auch die strategischen Ziele des Vorstands umsetzen müssen. Die Herausforderung dabei: In einer von Interessen und Meinungen stark zersplitterten Landschaft sollen Brücken gebaut und eine einheitliche Stimme gefunden werden. Hier wird nicht einfach ein Verwalter gesucht, sondern eine unternehmerische Persönlichkeit, die den Spagat zwischen Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit meistert.
Das Inserat betont die Notwendigkeit einer Führungskraft, die bestens vernetzt ist und über ausgeprägte Fähigkeiten in der politischen Meinungsbildung verfügt. Gleichzeitig wird von dieser Person erwartet, dass sie ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen entwickelt und konkrete Lösungsvorschläge einbringt, die auf breit abgestützten Positionen beruhen. Doch hier stellt sich die Frage: Wie realistisch ist es, dass eine einzelne Person diese anspruchsvolle Aufgabe in ihrer gesamten Komplexität bewältigen kann?
Die Beschreibung liest sich fast wie das Profil einer eierlegenden Wollmilchsau. Von exzellenten Kommunikationsfähigkeiten über Verhandlungsgeschick bis hin zu einem tiefen Verständnis für die gesundheitspolitischen Inhalte – die Liste der geforderten Kompetenzen ist lang und lässt wenig Raum für Kompromisse. Ein akademischer Hintergrund in Ökonomie oder Rechtswissenschaften, ergänzt mit Weiterbildungen und ausgezeichneten Sprachkenntnissen, runden das Idealprofil ab. Doch wie viele solche Führungspersönlichkeiten gibt es auf dem Markt?
Während das Inserat die Stelle als «einmalige Gelegenheit» beschreibt, könnte man sich auch fragen, ob die Herausforderung nicht so gross ist, dass sie fast abschreckend wirkt. Die zukünftige Führungskraft wird sich in einem Spannungsfeld bewegen, das von politischen Interessen, wirtschaftlichem Druck und den Erwartungen der Öffentlichkeit geprägt ist. Die Aufgabe, den neuen Verband als anerkanntes Kompetenzzentrum im Schweizer Krankenversicherungswesen zu etablieren, ist zweifellos von enormer Tragweite.
Doch gerade in dieser Tragweite liegt auch das Risiko: Wenn die Erwartungen zu hoch gesteckt sind, könnte der neue Direktor oder die neue Direktorin schnell an ihnen scheitern. Der Erfolg des neuen Verbandes wird massgeblich davon abhängen, ob die gewählte Führungskraft in der Lage ist, die zahlreichen Herausforderungen zu bewältigen und dabei das Vertrauen aller Beteiligten zu gewinnen.
Abschliessend bleibt festzuhalten, dass dieses Stelleninserat für eine Schlüsselrolle in der Zukunft des Schweizer Gesundheitssystems steht. Die Zukunft des neuen Krankenversicherungsverbandes hängt wesentlich davon ab, ob diese Person gefunden wird und ob sie die hohen Erwartungen erfüllen kann. Die Branche schaut gespannt auf die Entscheidung, die hier getroffen wird.