Von der Kriegspropaganda der russischen Regierung wurde die Zurich kalt erwischt. Seit mehreren Jahren setzt der Versicherer den Buchstaben Z als grafisches Symbol ein. Nun muss der Versicherer damit umgehen, dass Befürworter des russischen Angriffskriegs mit dem Z Begeisterung für ihre todbringende Militäraktion wecken. Die Zurich reagiert darauf mit einem Teilrückzug. 

Frage von HZ Insurance:

Uns ist aufgefallen, dass Sie das emblematische Z auf Ihren Webseiten in der Schweiz weiter verwenden, trotz der frappanten Ähnlichkeit zu dem Kriegssymbol der russischen Föderation in ihrem Krieg gegen die Ukraine. Wir würden gerne wissen, welche Erfahrungen Sie nach einem Jahr Krieg in der Ukraine damit gemacht haben.

Hier das ganze Statement von Zurich:

«Die Marke Zurich gibt es seit 150 Jahren. Sie ist eine vertrauenswürdige Marke, und wir haben unsere Fähigkeit bewiesen, uns dem Wandel der Zeit anzupassen und auf Herausforderungen zu reagieren. Im März 2022 hatten wir vorübergehend Anpassungen an unserem Social-Media-Auftritt vorgenommen, um zu vermeiden, dass das Logo von Zurich im aktuellen geopolitischen Umfeld falsch interpretiert oder verwendet werden könnte. Wir verwenden den Buchstaben «Z» weiterhin nur sparsam isoliert, unsere Marke und unser Logo bleiben jedoch unverändert.»

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Als sich die Fotos der russischen Militärpropaganda mit dem grossen Z als Symbol verbreiteten, entschloss sich die Zurich, in den sozialen Medien auf den Buchstaben zu verzichten. Auf den Internetseiten setzt sie es aber weiter ein. «Im März 2022 hatten wir vorübergehend Anpassungen an unserem Social-Media-Auftritt vorgenommen, um zu vermeiden, dass das Logo der Zurich im aktuellen geopolitischen Umfeld falsch interpretiert oder verwendet werden könnte», teilt die Zurich auf Anfrage von HZ Insurance mit. «Wir verwenden den Buchstaben Z weiterhin nur sparsam isoliert, unsere Marke und unser Logo bleiben jedoch unverändert.»

Dabei geht der Versicherer je nach Markt unterschiedlich damit um. In der Schweiz stossen potenzielle Zurich-Kunden weiterhin auf das Z, wenn sie sich beispielsweise über eine Autoversicherung oder die Absicherung von Wertgegenständen informieren. Ebenso verfährt der Versicherer in Spanien und in Italien. Stets prangt ein grosses Z auf Fotos von jungen Frauen, die Fussball spielen oder Bäume umarmen, auf Bildern von jungen Männern, die Trompete spielen oder stolz den Schlüssel ihres Autos zeigen. Die Werbefotos der Zurich stehen im Kontrast zu Bildern der bekenntnishaften Verwendung und Inszenierung des Z in Russland, sei es auf Lastwagen vor dem Wagner-Hauptquartier in Petersburg, sei es auf Betonwänden eines Kraftwerks, sei es in Form einer Gruppeninszenierung auf dem Hof eines Wohnhauses oder sei es auf dem Trikot des russischen Turners Iwan Kuljak beim Weltcup in Doha.

Die Zurich hat sich frühzeitig aus ihren Geschäften in Russland zurückgezogen. Nachdem die USA Sanktionen gegen an der Deutschland-Pipeline Nordstream II beteiligte Unternehmen verhängt hatten, zog die Zurich zusammen mit Axa und Munich Re ihre Deckungszusage für das umstrittene Projekt im Januar 2021 zurück. Im Mai 2022 verkaufte die Zurich ihre Aktivitäten in Russland an das lokale Management. Umgekehrt kooperierte der Versicherer mit der ukrainischen Parlamentarierin Maria Mezentseva bei zwei grösseren humanitären Hilfslieferungen. 207 Tonnen Nahrungsmittelhilfe wurden mit Unterstützung der Zurich ins ukrainische Charkiw geliefert, 9 Generatoren, 60 Öfen und 14’700 Wollmützen.

Um allen Zweifeln zu begegnen, hat die Zurich in Grossbritannien und Deutschland das Z von ihren Internetseiten entfernt. Dort sind auf den Zurich-Seiten kleine Kinder auf dem Rücksitz eines Autos zu sehen oder ein junger Fahranfänger mit nachdenklichem Gesichtsausdruck, ohne das missverständliche Z. In Deutschland leben Schätzungen zufolge 2,2 Millionen Menschen, deren Muttersprache Russisch ist. Bei nicht wenigen von ihnen findet der Krieg gegen die Ukraine unterschiedlich stark ausgeprägte Unterstützung. In Grossbritannien, das die Ukraine in dem Krieg mehr mit Worten als mit Taten unterstützt, hat man eine Reihe von medienwirksamen Sanktionen gegen russische Milliardäre verhängt, um der Kritik an der Abhängigkeit von russischem Geld («Londongrad») Wind aus den Segeln zu nehmen.