Die American International Group (AIG) steht vor möglichen Herausforderungen im Versicherungssektor, wie CEO Peter Zaffino in einer kürzlichen Telefonkonferenz erläuterte. Laut einem Bericht des amerikanischen Branchendiensts Insurance Journal diskutierte Zaffino die sich verändernde Dynamik zwischen Versicherern und Rückversicherern angesichts potenzieller Katastrophenschäden von 200 Milliarden Dollar im Jahr 2025.
Zaffino betonte die Notwendigkeit einer Neukalibrierung der Branche angesichts steigender Katastrophenrisiken. «Dies könne die gesamte Branche neu kalibrieren, meinte er gegenüber Analysten. Diese Aussage unterstreicht die Dringlichkeit der Situation für Versicherungsunternehmen.
Der AIG-Chef wies darauf hin, dass Erstversicherer in den letzten Jahren einen grösseren Anteil der Naturkatastrophenrisiken selbst tragen mussten. Während früher eine etwa 50/50-Aufteilung zwischen Versicherern und Rückversicherern üblich war, übernahmen Erstversicherer 2023 und 2024 bis zu 90 Prozent der Risiken. Diese Verschiebung stellt eine erhebliche Herausforderung für die Branche dar.
Zaffino erläuterte die historische Entwicklung der Katastrophenschäden. Vor fünfzehn Jahren galt ein Jahr mit Schäden von 100 Milliarden Dollar als aussergewöhnlich. In den letzten acht Jahren lag der Durchschnitt jedoch bei über 140 Milliarden Dollar. Für 2025 prognostiziert er möglicherweise noch höhere Schäden.
Unvorhersehbarkeit von Naturkatastrophen
Besonders besorgniserregend sind die jüngsten Waldbrände in Kalifornien. Zaffino erklärte: «In einem Monat mit einer der niedrigsten Modellwahrscheinlichkeiten für Schäden würden allein die kalifornischen Waldbrände das erste Quartal 2025 zum zweitteuersten ersten Quartal für Naturkatastrophen in der Geschichte machen.» Diese Aussage verdeutlicht die Unvorhersehbarkeit und Intensität aktueller Naturkatastrophen.
Die Schere zwischen versicherten und tatsächlichen wirtschaftlichen Schäden wächst ebenfalls. Zaffino schätzt die wirtschaftlichen Verluste durch die Waldbrände im Januar auf über 250 Milliarden Dollar, wovon nur ein Teil versichert sein dürfte. «Zum Vergleich: Bei den zehn grössten Katastrophenereignissen in der Geschichte hat die Versicherung in der Regel 40 bis 50 Prozent der wirtschaftlichen Verluste gedeckt», erläuterte er.
Trotz dieser Herausforderungen berichtete Zaffino von einer «sehr starken» Erneuerungssaison für Rückversicherungen zum 1. Januar. AIG konnte seine Position in mehreren Sparten stärken oder beibehalten, was auf das Vertrauen der Rückversicherer in AIGs Underwriting-Expertise hindeutet.
Vorausschauende Strategie
Die vorausschauende Strategie von AIG, insbesondere die Reduzierung des Engagements in Kalifornien, könnte sich auszahlen. Zaffino schätzt, dass die Verluste von AIG aus den jüngsten Waldbränden auf etwa 500 Millionen Dollar vor Wiederherstellungsprämien begrenzt bleiben dürften.
Die Ausführungen von Zaffino, wie sie vom Insurance Journal berichtet wurden, unterstreichen die komplexen Herausforderungen, mit denen die Versicherungsbranche konfrontiert ist. Die Zunahme von Naturkatastrophen und die sich verändernde Risikoverteilung zwischen Versicherern und Rückversicherern erfordern neue Strategien und möglicherweise eine Neuausrichtung des gesamten Sektors. (Insurance Journal/hzi/hoh)