Die Covid-19-Krise hat einmal mehr verdeutlicht, mit welcher Wucht auch als eher selten beurteilte Risiken eintreten können. Diese Tatsache ist für Risk Manager keine Überraschung – und dennoch waren sie erstaunt, mit welcher Geschwindigkeit die Pandemie das Leben und die Wirtschaft in der Schweiz beeinflusst hatte. «Das sollte die Unternehmen wachgerüttelt haben, um mögliche Schwächen im eigenen Geschäftsmodell auszumerzen», sagt Stefan Hunziker, Studienautor und Dozent für Risikomanagement an der Hochschule Luzern. «Dies bedingt einen ganzheitlichen und unternehmensweiten Systemansatz für das Risk Management, um die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens regelmässig überprüfen und verbessern zu können», so Hunziker. 

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Autorin:
Dr. iur. Mirjam Durrer, Rechtsanwältin, Dozentin für normatives Board Management am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern.

Insbesondere die Einschätzung von Folgerisiken auf der Makroebene bedarf der Auswertung von unterschiedlichen Informationsquellen und der Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf das eigene Unternehmen. Laut dem Studienautor sei es zwingend, dass der Risk Manager und die oberste Führungsebene eines Unternehmens das Weltgeschehen aktiv mitverfolgen, um mögliche unternehmensexterne Ursachen mit unternehmensinterner Wirkung beurteilen und bewältigen zu können. Hierzu zählt auch eine enge und transparente Zusammenarbeit zwischen dem Risk Management und der obersten Führungsetage. Zwar löst eine Krise häufig eine intensivere Kommunikation zwischen dem Risk Manager und den Unternehmensverantwortlichen aus, was durchaus als positiv zu bewerten ist. «Allerdings wäre es wünschenswert, wenn dies von Dauer und nicht nur im Krisenfall so wäre», sagt Hunziker. 

Ist der Risk Manager auch der Krisenmanager? 

Die befragten Risk Manager waren – und sind es noch immer – in der aktuellen Krise stark gefordert. Interessanterweise war jedoch die Mehrheit der befragten Risk Manager nicht gleichzeitig auch als Krisenmanager tätig (vgl. Abbildung 1). In der Mehrzahl der Fälle wird die Doppelfunktion sogar als kritisch gesehen, da in beiden Funktionen unterschiedliche Entscheidungskompetenzen notwendig sind. Zudem kann nach Meinung einiger Risk Manager Umsetzung und Entscheidung nicht gleichzeitig funktionieren. Dennoch ist eine intensive Zusammenarbeit der beiden Funktionen notwendig. Die operative Trennung beider Funktionen hängt unter anderem auch von der Unternehmensgrösse, der organisatorischen Eingliederung und den zur Verfügung stehenden Ressourcen ab.

Erfolgt eine Vereinigung dieser beiden Rollen in einer Person, muss neben den Standardaufgaben des Risk Managements auch die Funktion des Krisenmanagements vom Risk Manager übernommen werden. Dadurch ist der Fokus des Risk Managers während der Krise stärker auf das Business Continuity Management und die Koordination der Umsetzung von entsprechenden Massnahmen zur Krisenbewältigung gerichtet. So werden stellenweise auch die rechtlichen Beurteilungen der Corona-Verordnungen sowie die Erstellung der Hygienekonzepte, Arbeitsschutzmassnahmen und Pandemiepläne vom Risk Manager übernommen. Es überrascht somit nicht, dass dieser Teil der Interviewpartner eine deutliche Veränderung der aktuellen Aufgaben hin zum Krisenmanager wahrgenommen hat.

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Abbildung 1: Ist der Risk Manager gleichzeitig auch der Krisenmanager?

Quelle: ZVG

Die Krise als Chance für ein robusteres Risk Management nutzen 

Die Risk-Management-Profession erlebt durch die Krise einen spürbaren Aufschwung. Das gesteigerte Bewusstsein für Risiken und Risk Management sollte langfristig aufrechterhalten wer-den, um Risk Management in der Organisation und in den Unternehmensprozessen weiterhin fest zu etablieren. Auch Risiken mit tiefer Eintrittshäufigkeit müssen ausserhalb von Krisenzeiten Berücksichtigung finden und es gilt, diese Risiken präventiv und reaktiv vorzubereiten und die Massnahmen einzuüben. 

ERM Report 2020
Die Studie zur Rolle des Risk Managers in der Covid-19-Krise gibt es HIER zum Download.