Sie sind seit kurzem CEO der EcoHub AG, die aus dem Verein IG B2B heraus gegründet wurde. Was hat sich dadurch geändert? 

Wir sind jetzt durch die Rechtsform der AG viel agiler und zielgerichteter unterwegs und können uns auf die Technologie fokussieren. In diesem Sinne hat sich der Fokus etwas verändert, die Materie bleibt aber gleich.

Was waren die Hintergründe für die Gründung der AG?

EcoHub ist eine Branchenplattform, die unter dem Dach des Vereins über Jahre hinweg erfolgreich aufgebaut wurde. In dieser Zeit hat man aber auch gemerkt, dass der Verein nicht unbedingt ein agiles Technologieunternehmen ist, bei dem die dynamische Weiterentwicklung einer solchen Plattform am richtigen Ort ist. Daher hat sich der Verein dazu entschieden, den Teil herauszubrechen und in eine Aktiengesellschaft zu überführen.  

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Um dem Ganzen also etwas mehr Drive und Freiheit zu geben? Hat der Verein die Modernisierung all die Jahre verschlafen?

Nein, im Gegenteil, die IG B2B ist vor vielen Jahren aus dem Bedürfnis heraus entstanden, die Digitalisierung der Branche zu koordinieren und zu fördern. Dann hat man schnell gemerkt, dass es an Standards fehlt und an einer zentralen Plattform. So kam es dann zur Lancierung des Broker Gate, dem Vorgänger der heutigen Plattform. Der Verein hat die Modernisierung der Prozesse und Systeme schon frühzeitig gestartet und im Frühjahr 2020 das Broker-Gate-System mit dem moderneren EcoHub abgelöst.

Und warum dann jetzt erst die AG-Gründung?

Als ich im September 2021 dazugestossen bin, stand damals schon die Frage im Raum, wie wir weitermachen sollen. Es war allen bewusst, dass wir uns in einer Transformationsphase befinden und es für den Betrieb und die Weiterentwicklung von EcoHub eine andere Organisation mit den entsprechenden Kompetenzen benötigt. Mit diesem Setup von IG B2B und der EcoHub AG haben wir nun beides erreicht: einen marktorientierten und neutralen Verein für Versicherer und Broker, aber zugleich auch ein agiles und dynamisches Technologieunternehmen, welches die nötigen Lösungen erarbeitet. Wir sind nun sozusagen mehr als ein Startup mit einem breit abgestützten Aktionariat. Wir stellen sicher, dass der Betrieb für über 1000 Mitglieder und rund 7500 Benutzer stabil läuft, und aber vor allem auch, dass die Plattform weiterentwickelt wird.

«Wir machen heute bereits über 10 Millionen Transaktionen pro Jahr über EcoHub und werden künftig weitere Prozesse digitalisieren.»

Was genau leistet die Plattform EcoHub?

Mit EcoHub haben wir eine hochsichere Schweizer Plattform im Markt etabliert, die auf gemeinsamen Datenstandards basiert und die von nahezu allen Marktteilnehmern benutzt wird. So ermöglicht die Plattform den schnellen und sicheren Austausch von Daten. Wir machen heute bereits über 10 Millionen Transaktionen pro Jahr über EcoHub und werden künftig weitere Prozesse digitalisieren und den Benutzern zusätzlichen Mehrwert bieten. Zu den wichtigsten Services von EcoHub gehören heute sicher die Anbindung der Versicherungs-Borker-Portale und der einheitliche sichere Zugang zu den Daten und Portalen. Zudem haben wir diverse Datenstandards entwickelt, sodass die Daten gemäss diesen Standards übermittelt werden. Das trägt dazu bei, dass die Daten beim Broker und beim Versicherer standardisiert verarbeitet und hochsicher über die EcoHub-Plattform übermittelt werden können.

Über welche Prozesse reden wir da?

Heute sind für sieben Geschäftsprozesse zwischen Brokern und Versicherungen Datenaustauschstandards implementiert. Diese beinhalten Datenstandards für Mandatswesen, Schadenrendement, Offertwesen, Vertragserstellung, Rechnung und Mahnung, Kommunikation sowie natürlich die Übermittlung der Provisionsabrechnungen. Weitere Standards sind in der Entwicklung und werden zukünftig weiter zur Digitalisierung der Branche beitragen.  

Und in welche Richtung soll die Weiterentwicklung gehen?

In der nächsten Entwicklungsphase ist der Aufbau einer offenen Community und eines Marktplatzes für Services Dritter vorgesehen. Damit können Softwarehersteller als Teil der Community das Angebot aktiv mitgestalten und werden zugleich besser integriert und angebunden. Zeitgleich arbeiten wir aber auch an der Integration neuer Datenstandards wie zum Beispiel einem Offerten-Standard für NL-PV (KTG, UVG, UVGZ). Hier arbeitet die EcoHub AG sehr eng mit der IG B2B und den entsprechenden Fachgruppen zusammen. Und natürlich bleibt die technologische Entwicklung ja auch nicht stehen und wir arbeiten an der Integration neuer Schnittstellen, die auf REST-API basieren, und erweitern unser System mit weiteren Services. 

Wie finanziert sich die Plattform?

Die Kosten für den Betrieb stellen wir über Lizenzgebühren sicher, das heisst, jeder Broker und jeder Versicherer zahlt eine gewisse Grundgebühr und eine Nutzungsgebühr, je nach Umfang und Nutzung der Plattform. Diese ist abhängig von der Grösse des Unternehmens und wird in der Regel per angeschlossenen Mitarbeitenden erhoben. Für die Weiterentwicklung der Plattform stehen uns in den nächsten Jahren das neu eingebrachte Aktienkapital in Höhe von 2,6 Millionen zur Verfügung.

«Werden die Daten falsch oder inkorrekt in die Plattform geleitet, führt dies dazu, dass die Daten von den Brokern nicht korrekt weiterverarbeitet werden können.»

Was sagen Sie zu der Kritik von Brokern, dass EcoHub oft nicht richtig funktioniert?

EcoHub funktioniert einwandfrei und übermittelt die Daten in verschlüsselter Form. Genau hier ist vor allem die Datenqualität ein Thema. Werden die Daten falsch oder inkorrekt in die Plattform geleitet, führt dies dazu, dass die Daten von den Brokern nicht korrekt weiterverarbeitet werden können. Der Broker sagt dann vielleicht am Schluss, da kommt nur Mist raus, den er so nicht verarbeiten kann. Aber aus Sicherheits- und Datenschutzgründen ist es uns nicht möglich, in die übermittelten Daten zu schauen. Eine Datenprüfung und das Qualitätsmanagement müssen daher vor der Übermittlung geschehen und genau hier arbeiten wir an Lösungen, die uns helfen werden, die Datenqualität  zu verbessern. Das ist auch ein grosses Thema für den Verein, der sich im First-Level-Service oft auch mit solchen Datenqualitätsproblemen befasst.

Welche anderen Aufgaben hat der Verein?

Der Verein kümmert sich nach wie vor um das ganze Membermanagement, sprich er stellt sicher, dass die Daten der Mitglieder aktuell und verifiziert sind. Darüber hinaus macht der Verein den gesamten First-Level-Support, das wollen wir möglichst kundenorientiert und einfach halten für die Mitglieder der IG B2B und die Benutzer der EcoHub-Plattform. Zusätzlich obliegt ihm die fachliche Definition von weiteren Standards, was auch zu einer Verbesserung der Datenqualität und Dunkelverarbeitung führt. Und generell ist es auch Aufgabe des Vereins, ein offenes Ohr im Markt zu haben und uns Inputs für die Weiterentwicklung der Plattform zu geben.

EcoHub stellt neuerdings auch einen Marktplatz zur Verfügung. Was hat es damit auf sich? 

Wir bieten damit Softwarehäusern die Möglichkeit, ihre Services, die für die Versicherungsindustrie, die Brokerindustrie oder die Vorsorgebranche interessant sein könnten, über EcoHub anzubieten. Das hat den Vorteil, dass diese Applikationen besser angebunden und für den Benutzer einfacher zugänglich werden. Und es bietet auch Startups und kleineren Unternehmen eine ideale Plattform, um mit über 1000 Unternehmen in Kontakt zu treten. So schaffen wir eine offene Community. 

«Hier beobachten wir den Markt genau, immer mit dem Ziel, die Digitalisierung zu fördern und zu vereinfachen.»

Um welche Services handelt es sich dabei konkret?

Wir sind zurzeit im Aufbau des Marktplatzes und das Serviceangebot ist im Aufbau. Wir sehen jedoch eine grosse Nachfrage bei Anbietern von Brokersystemen und Dienstleistern für den Offert- und Datenanalyse-Bereich. Es gibt aber auch andere Services wie beispielsweise eine digitale Unterschriftslösung. Das Spektrum dessen, was man künftig aufschalten könnte, ist relativ breit. 

Werden dort auch Services von EcoHub vertrieben?

Nein, die EcoHub-Grundservices sind für alle gleich. Zukünftig können wir uns aber vorstellen, fehlende Funktionen oder Services als übergreifende Branchenlösung via den Marktplatz zu lancieren. Hier beobachten wir den Markt genau, immer mit dem Ziel, die Digitalisierung zu fördern und zu vereinfachen.

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