Darum geht's

  • Trotz des erfreulichen Aufwärtstrends an der Zinsfront gibt es noch viel Potenzial beim individuellen Sparen.
  • Mit einem langfristigen Anlagehorizont von zwanzig Jahren und mehr bringen Wertschriften höhere Erträge als reine Zinskonten.
  • Mit den gestiegenen Zinsen gehen auch die Pensionskassen besseren Zeiten entgegen.

Die Zinsen steigen. Das Sparen wird attraktiver, könnte man meinen. Doch in der Realität bewegt sich erst wenig. Natürlich, die Banken und Versicherungen haben ihre Zinssätze etwas angehoben, nur reicht das kaum aus, um die Teuerung auszugleichen. Zumindest aber ist das Regime der jahrelangen Negativzinsen vorbei. «Die Ware Geld hat wieder einen Preis – das ist eine positive Nachricht für die Sparerinnen und Sparer in der dritten Säule», sagt Ariane Dehn, Länderchefin Schweiz bei BNP Paribas Asset Management.

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Noch ist nicht abzusehen, wie weit die Zentralbanken ihre Leitzinsen zur Inflationsbekämpfung weiter nach oben schrauben. Derzeit bewegen sich die Zinssätze auf den steuerbegünstigten Konten der Säule 3a zwischen 0,5 Prozent und 1,3 Prozent. Da lohnt es sich, zu vergleichen. Für Heinz Rothacher, CEO bei der Beratungsfirma Complementa, ist die Zinshöhe je nach Anbieter sehr unterschiedlich: «Generell gilt es sich gut zu informieren.»

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Noch viel Potenzial beim individuellen Sparen

Trotz des erfreulichen Aufwärtstrends an der Zinsfront gibt es noch viel Potenzial beim individuellen Sparen. Jede zweite erwerbstätige Person verzichtet auf Einzahlungen in die Säule 3a. Dabei haben sich die Sparmöglichkeiten in der gebundenen (Säule 3a) und freien Vorsorge (Säule 3b) stark ausgeweitet. Banken und Versicherungen bieten laufend mehr Produkte an. Das steuerbegünstigte Sparen in der Säule 3a steht ganz klar im Vordergrund. Arbeitnehmende und Selbstständigerwerbende können jährlich einen Maximalbetrag von 7'056 Franken respektive 35'280 Franken einzahlen (Stand 2023). Die überwiesenen Gelder in der gebundenen Vorsorge sind bei der Einkommenssteuer abzugsfähig. Ganz steuerfrei sind die Mittel in der Säule 3a jedoch nicht. Beim Bezug des Kapitals kommt ein Satz zur Anwendung, der niedriger ist als der reguläre Einkommenssteuertarif.

Selbst wenn die Zinsen jetzt wieder leicht steigen, sollten speziell jüngere Leute anstelle der 3a-Kontolösung eine Variante in Wertschriften mit kostengünstigen Obligationen- und Aktien-ETFs (Exchange Traded Funds) als Alternative prüfen. Bei individuellen Ansätzen mit Wertschriften macht es aber Sinn, zunächst das Risikoprofil der Sparerin oder des Sparers zu ermitteln. Bei Investments in Fonds muss man mit den teils massiven Kursschwankungen an den Aktienmärkten umgehen können. Klar ist jedoch auch: Mit einem langfristigen Anlagehorizont von zwanzig Jahren und mehr bringen Wertschriften höhere Erträge als reine Zinskonten.

Meist etwas komplexer sind die Säule-3a-Modelle einer Versicherung. Diese Produkte beinhalten eine Versicherungsleistung. Bei der gemischten Lebensversicherung erfolgt der Kapitalaufbau mit einer garantierten Verzinsung und mit Leistungen im Todesfall oder bei Erwerbsunfähigkeit. Die fondsgebundene Lebensversicherung bietet im Sparteil Anlagefonds, ähnlich wie beim Vorsorgedepot einer Bank.

Positiv fürs Pensionskassengeld

Mit den gestiegenen Zinsen gehen auch die Pensionskassen besseren Zeiten entgegen. Die Vorsorgeeinrichtungen können dank den veränderten Bedingungen am Kapitalmarkt mit einem höheren risikolosen Zinssatz kalkulieren. Allerdings bringt die Zinswende kurzfristig Einbussen, weil die Obligationenbestände in den Bilanzen der Pensionskassen an Wert verlieren. Die höheren Zinsen ergeben aus Sicht von Complementa-Experte Rothacher mehr Spielraum für Anpassungen: «Wir können beobachten, dass Pensionskassen seit langem wieder die technischen Zinsen erhöhen.» Damit steigt der Deckungsgrad, was für sämtliche Versicherten positiv zu werten ist. In den letzten Jahren wurde der Umwandlungssatz wegen des Tiefzinsniveaus laufend reduziert, mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die künftige Rente. 

Nachdem die Obligationenbestände bei den Vorsorgeeinrichtungen im letzten Jahr einen Tiefststand erreicht haben, wollen erste Kassen ihre Obligationenquote wegen der steigenden Zinsen nach oben anpassen. Finanzspezialistin Dehn von BNP Paribas Asset Management empfiehlt den Pensionskassen, «ihre Veranlagung in Obligationen zu überprüfen und eine entsprechende Anlagestrategie für die nächsten Jahre zu entwickeln».

Derzeit bewegen sich die Vorsorgeeinrichtungen in einem Umfeld, in welchem der Schuldner für das gleiche Risiko deutlich mehr Zinsen zahlt als noch vor zwei Jahren. «Für die Versicherten einer Pensionskasse sind das gute Nachrichten», sagt Heinz Rothacher. Neuanlagen werfen nun einen höheren Zins ab, was sich auf zukünftige Resultate der Kassen positiv auswirken wird.

Dieser Beitrag ist erstmals erschienen am 30.11.23 im HZ Insurance Print Special Finanzplanung/Vorsorge unter dem Titel «Es gibt Auftrieb beim Sparen».