Wie hat sich Ihre Vermögensaufteilung in den letzten 12 Monaten angesichts steigender Zinsen und geopolitischer Spannungen verändert und welche Anlageklassen gewinnen derzeit an Bedeutung?

Die Zürich Versicherung verfolgt eine langfristige Anlagestrategie. Dabei ist das primäre Ziel unserer Anlagestrategie, im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten eine attraktive risikobereinigte Rendite zugunsten der Aktionäre und Versicherungsnehmer von Zürich zu erzielen und positive Auswirkungen zugunsten der Gesellschaft, der Umwelt und der Gemeinschaften, in denen wir leben und arbeiten, zu generieren.

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Der Anlageprozess basiert dabei auf einem disziplinierten Ansatz. Die wichtigsten Prämissen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Wir verwalten die Anlagen der Gruppe im Verhältnis zu den Versicherungsverbindlichkeiten von Zurich. Damit einher geht eine hohe Allokation in festverzinslichen Papieren.
  • Unsere Kapitalallokation und strategische Vermögensallokation sind so bemessen, dass die Bilanz auch erheblichen Markteinbrüchen standhalten kann.
  • Das Investment Management investiert über den gesamten ökonomischen Zyklus hinweg, und vermeidet prozyklisches Anlageverhalten.
  • Wir priorisieren das Eingehen von kompensierten Risiken und die damit verbundenen Risikoprämien. Diese Risikoprämien finden wir sowohl in traditionellen Anlageklassen wie Unternehmensanleihen, Aktien, oder Immobilien, aber auch in Private Debt Investitionen und Infrastruktur Investments. Wir engagieren uns in Anlageklassen, die wir verstehen und bei denen die damit verbundenen Risiken transparent und quantifizierbar sind.
  • Die Diversifizierung über Risiko- und Renditetreiber hinweg ist ein grundsätzlicher Eckpfeiler unserer Anlagestrategie.
Zur Person

Stephan van Vliet verfügt über umfassende internationale Assetmanagement-Erfahrung in der Versicherungsbranche. Er stiess im Mai 2022 als Group Chief Investment Officer und Mitglied der Konzernleitung zu Zurich. Davor war er von 2017 bis März 2022 Chief Investment Officer bei Prudential Corporation Asia, Hong Kong. 

Welche Rolle spielen nachhaltige Investments (ESG) in Ihrer Anlagestrategie, und wie messen Sie konkret deren Impact auf Portfolio- und Einzeltitelebene?

Der Nachhaltigkeitsansatz von Zurich zielt darauf ab, unsere Kernkompetenzen und unser Know-how im Risiko- und Anlagemanagement zu nutzen, um Wert für die Zürich und die Gesellschaft als Ganzes zu schaffen. Wir integrieren ESG-Kriterien in unserem Anlageprozess, was uns hilft, Risiken und Opportunitäten im Nachhaltigkeitsbereich zu erkennen und zu quantifizieren.

Wir wenden diesen Ansatz in den traditionellen Anlageklassen und nehmen auch Opportunitäten in Alternativen Anlagen war, um z.B. Impact Investments zu tätigen. Zürich hat mittel und langfristige Ziele, die auf die Reduktion klimawirksamer Emissionen ausgerichtet sind.

Wie gehen Sie mit dem Spannungsfeld zwischen attraktiven Renditen und den regulatorischen Anforderungen (insbesondere Solvency II) um? Welche Anlageklassen sind davon besonders betroffen?

Um die Risiken eines Missverhältnisses zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten zu mindern, haben die Mehrheit unserer Anlagen festverzinslichen Charakter. Damit vermeiden wir nicht-kompensierte Zinsrisiken und unterstützen so die Solvenz der Gruppe. Diese Asset-Liability fokussierte Strategie hilft uns, wesentliche Marktschocks zu bewältigen und ihnen standzuhalten.

Darüber hinaus konzentriert sich unsere strategische Vermögensallokation (SAA) auf die Optimierung vergüteter Risiken wie Aktien- oder Kreditrisiken, wobei wir ein hohes Mass an Diversifikation anstreben. Ein derart strukturiertes Portfolio, welches mit der Risikobereitschaft der Gruppe übereinstimmt, hat eine natürliche Obergrenze für risikoreichere Vermögenswerte.

Inwiefern setzen Sie bereits KI-Technologien im Asset Management ein, und welche Bereiche (z.B. Risikomanagement, Portfoliooptimierung, Research) profitieren davon am meisten?

Wir verfolgen neue technologische Entwicklungen und investieren weiterhin, um Effizienzsteigerungen zu erzielen, welche die Konnektivität zwischen unseren Teams und Standorten verbessern und unseren Investment Prozess verstärken. Im Investment Prozess nützen wir die daraus resultierenden technischen Möglichkeiten sowohl zur Analyse von Investment Opportunitäten als auch um die Risiken, welche sich aus unseren Anlagen und Verbindlichkeiten ergeben, besser zu modellieren.

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Wie hoch ist der Anteil alternativer Anlagen (Private Equity, Infrastructure, Private Debt) in Ihrem Portfolio, und wie planen Sie diesen in den nächsten Jahren zu entwickeln?

Per Q4-2023 verfügen wir über ein konservatives Anlageportfolio von rund 171 Milliarden US-Dollar mit Schwerpunkt auf hoher Kreditqualität der Assets, die sich wie folgt aufteilen: 

  • 43% Credit und Private Debt
  • 33% Staatsanleihen und staatlich garantierte Anleihen
  • 9% Immobilien
  • 6% Cash
  • 4% Aktien
  • 3% Hypotheken
  • und rund 2% Hedgefonds & Private Equity

 

Das Interview wurde schriftlich geführt.