Grosse Versicherungen setzen bei ihren Kapitalanlagen mittlerweile auch die Anlageklasse Private Debt ein. Dazu nutzen sie vorrangig Vehikel spezialisierter Produktanbieter, wie eine kurze Marktumfrage von HZ Insurance zeigt. Die Zurich Versicherung war Ende 2020 bei insgesamt 226 Milliarden US-Dollar Vermögensanlagen mit etwa 11 Milliarden in dieser Anlageklasse investiert, teilt Firmensprecher Thomas Baer mit. Das Portfolio bestehe aus AAA-bewerteten Tranchen von Collateralized Loan Obligations, Privatplatzierungen, breit syndizierten Krediten, Mittelstands- und Infrastrukturkrediten und gewerblichen Immobilienhypotheken.
Kleine Portfolioanteile
Axa Schweiz ist seit 2013 in Private Debt aktiv, Ende 2020 waren rund 800 Millionen Franken oder etwa 3 Prozent der gesamten Kapitalanlagen so platziert. Das Vermögen von Drittkunden werde in etwas geringerem Umfang so angelegt, teilt Sprecherin Anna Ehrensperger mit. Bei Helvetia besteht seit 2017 ein entsprechendes Engagement. Je nach Geschäftseinheit liege der Private-Debt-Anteil im Portfolio bei bis zu 5 Prozent, erläutert Firmensprecher Jonas Grossniklaus.
Swiss Life mit Alternativen
Swiss Life hingegen investiert für die eigene Kapitalanlage nicht in Private Debt. Laut Sprecherin Tatjana Stamm nutzt man artverwandte Senior Secured Loans, also syndizierte und OTC-handelbare Kredite an Grossunternehmen mit einem Public Rating von Moody’s und S&P. Rund 2,6 Prozent der auf eigenes Risiko gehaltenen Anlagen, rund 4,5 Milliarden Franken, legt Swiss Life so an.
Externe Expertise einkaufen
Die meisten Versicherungen nutzen zur Realisierung dieser Investments Anlagefonds. Bei Swiss Life und Axa Schweiz sind es verschiedene Investmentfonds unterschiedlicher Anbieter, bei Helvetia kommt eine Dachfondsstruktur zum Einsatz. Zurich schliesslich setzt auf externe Vermögensverwalter, welche sich in der Anlageklasse spezialisiert haben.
Suche nach Rendite
Die ursprünglichen Überlegungen, die zum Engagement in Private Debt führten, waren ebenfalls recht ähnlich. Die Zurich verweist auf im Vergleich zu ähnlich bewerteten öffentlichen Schuldtiteln vorteilhafte Risiko- und Renditeeigenschaften und Diversifikationsvorteile. Axa Schweiz betont die Zusatzrendite aufgrund der Illiquidität von Private-Debt-Anlagen, welche sich in den vergangenen Jahren als sehr wertvoll erwiesen habe. Helvetia blickt auf gute Erfahrungen mit Private Debt in der eigenen Pensionskasse zurück. Somit zählen auch dort Aspekte wie Mehrertrag und bessere Diversifikation. Dank der erstrangigen Besicherung werde selbst bei einem Kreditausfall in der Regel eine attraktive Recovery Rate erreicht.
Zufrieden in die Zukunft
Bis heute ziehen die Firmen ein recht positives Fazit über ihre Engagements. Axa erwartet eine Rendite nach Absicherung von Währungs- und Ausfallrisiken von 4 bis 5 Prozent und will das Investitionsvolumen weiter ausbauen. Zurich freut sich über die gute Widerstandsfähigkeit des Portfolios in den Marktturbulenzen von 2020. Das berichtet auch Helvetia und verweist auf den Nominalwert-Charakter der Anlagen. Die Performance sei positiv gewesen, es gab nur wenige Wertberichtigungen und die Volatilität war tiefer als bei anderen Anlagen mit vergleichbaren Renditechancen. Allerdings dauerten Prüfung und Aufbau der Anlageklasse länger als geplant.