- Viele Schweizerinnen und Schweizer überlegen, den Ruhestand teilweise oder ganz im Ausland zu verbringen, um von tieferen Lebenshaltungskosten, steuerlichen Vorteilen und einem angenehmeren Klima zu profitieren, während die Schweiz als sicherer Rückzugsort bleibt.
- Für die Wahl des Zweitwohnsitzes sind Kriterien wie Gesundheitsversorgung, Rechtssicherheit und Infrastruktur entscheidend, wobei länderübergreifende Finanzplanung und Expertenrat eine wichtige Rolle spielen.
- Neben Chancen wie höherer Kaufkraft oder Immobilieninvestitionen gibt es auch Risiken, etwa politische Unsicherheiten oder Auswirkungen des Klimawandels, die sorgfältig abgewogen werden müssen.
In der zweiten Lebenshälfte reift bei vielen der Gedanke, den Ruhestand teilweise oder ganz im Ausland zu verbringen. Ausschlaggebende Gründe können die Gesundheit, tiefere Lebenshaltungskosten und steuerliche Vorteile sein. Man möchte das Beste aus zwei Welten verbinden: die Schweiz als sicheren Rückzugsort behalten, aber für die Wintersaison einen zweiten Lebensmittelpunkt in einer warmen Klimazone begründen.
Schon heute lebt jeder vierte AHV-Rentner im Ausland, jährlich wandern über 30’000 Schweizer und Schweizerinnen aus. Wer die hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz dauerhaft vermeiden möchte, wählt für den Ruhestand tendenziell ein Land mit deutlich tieferen Lebenshaltungskosten. Die Rentenleistungen von AHV und Pensionskassen werden genauso ins Ausland entrichtet, entfalten dort aber in der Regel eine wesentlich höhere Kaufkraft.
Auswahlkriterien und Vorgehensweise
Natürlich sind die Beweggründe zur Gründung eines Nebenwohnsitzes im Ausland sehr individuell. Trotzdem hat sich in der Praxis bewährt, den Zielort für einen potenziellen Zweitwohnsitz nach objektiven Kriterien zu evaluieren. Diese können zum Beispiel die Gesundheitsvorsorge, die Rechtssicherheit oder die Erbschaftssteuern betreffen. Die zu beachtenden Kriterien bei der Auswahl sind unter anderem die Infrastruktur, das Gesundheitssystem, die Lebenshaltungskosten, das Klima, die Sicherheit und Rechtssicherheit, der Immobilienmarkt, die Bedingungen für den Eigentumserwerb und das Steuersystem.
Je nachdem, wie man die einzelnen Parameter priorisiert und gewichtet, verändert sich das Länderrating für einen Zweitwohnsitz massiv. Einen guten Überblick kann man sich mit dem Onlinetool 2lmp.ch/tool/ verschaffen, das der Unternehmer Roland V. Weber für diesen Zweck entwickelt hat. Immobilienmaklerinnen, Rechtsanwälte und Steuerexpertinnen sind dann für eine rechtswirksame Umsetzung zu konsultieren. Für Fragen zur Auszahlung von Vorsorgeleistungen oder zur Anwendung des Erbrechts sollten Spezialisten und Spezialistinnen für länderübergreifende Finanzplanung beigezogen werden.
Die Kostenfrage
Natürlich ist es eine Luxusfrage, ob und wo man sich einen zweiten Lebensmittelpunkt einrichten will. Es muss aber nicht zwingend doppelt so teuer sein wie ein einziger Standort. Denn erstens können die Lebenshaltungskosten im Vergleich zum Hochpreisland Schweiz deutlich tiefer ausfallen. Und die zweite Immobilie kann bei Nichtgebrauch ja auch vermietet werden. Und je nachdem, wie sich der jeweilige Immobilienmarkt entwickelt, kann ein Immobilienkauf auch unter Investmentüberlegungen vorteilhaft sein. In der Regel aber steigt das Klumpenrisiko, wenn man zum Eigenheim in der Schweiz auch noch eine Immobilie im Ausland kauft. Aber viele Eigenheimbesitzende verkaufen ihre Immobilie in der Schweiz und kaufen damit im Ausland ein neues Objekt. In der Schweiz wird dann nur noch eine Mietwohnung gehalten.
Gewisse Länder eignen sich aus Steuergründen nicht für eine Wohnsitzverlegung, wie zum Beispiel Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal oder die USA. Der angelsächsische Non-Dom-Status ist eine Zwitterlösung mit Domizil ohne steuerliche Ansässigkeit. Und in gewissen Ländern kann mit einem Immobilienerwerb ein «Residential Status» erreicht werden. Das setzt genügend liquide Mittel voraus, oft auch den Nachweis regelmässiger (Renten-)Einkünfte.
Chancen und Risiken
Wer seinen Lebensmittelpunkt in den letzten zwanzig Jahren (teilweise) ins Ausland verlegt hatte, konnte durch die Aufwertung des Schweizer Frankens jährlich eine Rendite erzielen, die über der Schweizer Inflation lag. Aber es gibt auch Unsicherheitsfaktoren: Wie wird sich das politische System eines Landes entwickeln? Welche Auswirkungen wird der Klimawandel auf den Sonnenort haben? Ist die Wasserversorgung gewährleistet?
Die Schweizer Vollkasko-Mentalität trifft auf die Erkenntnis, dass man mit Risiken leben muss, wenn man Lebensentwürfe umsetzen will. Eine vertretbare Prise Unsicherheit gehört zum Leben, sie macht es spannend. Und es wird erträglicher, wenn man darin auch Chancen erkennt. In der Finanzplanung wird versucht, beide Welten zu vereinen.
Dieser Beitrag ist Teil des am 24. Oktober 2024 erschienenen HZ-Insurance-Print-Specials «Finanzplanung/Vorsorge».