Black-Swan-Ereignisse sind – vermeintlich – selten und unvorhersehbar. Nassim Nicholas Taleb, Investor und Buchautor, übertrug diesen Begriff auf die Finanzwelt. Für unwahrscheinlich gehaltene Ereignisse wie Bankpleiten und der Kursverlust von sämtlichen Assetklassen zählen zu solchen Black-Swan-Ereignissen.

Taleb wandte dieses Konzept für eine Hedge-Fonds-Strategie an und spielte damit gemäss Medienberichten zwischen 65 und 115% Kursgewinn ein. Das Prinzip ist dabei einigermassen simpel: Der Hedge-Fonds kauft Calls und Puts auf einen Aktienindex. Weil diese Calls und Puts ziemlich weit «aus dem Geld» liegen, also der Ausübungspreis beim Kaufzeitpunkt relativ weit vom Indexstand entfernt ist, sind diese Calls und Puts ziemlich günstig. Denn die meisten Anleger gehen davon aus, dass eine Ausübung selten und unvorhersehbar ist.

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So verliert der Hedge-Fonds mit Talebs Strategie zwar öfter kleinere Geldbeträge. Aber wenn sich der Index massiv bewegt, spülen die Gewinne aus dem Call oder Put so viel Geld in die Kasse, dass nicht nur die Verluste gedeckt sind, sondern netto ein Gewinn resultiert.

Die Rechnung geht auf

Funktioniert das auch mit Retail-Index-Warrants auf den SMI? Die angefragten Experten von Derivative Partners zeigten sich anfänglich etwas skeptisch. Nach ersten Berechnungen ergab sich aber, dass für Anleger mit einer einfachen Black-Swan-Stategie die Rechnung ebenfalls aufgeht. «Das Resultat ist verblüffend positiv», kommentiert Andreas Stocker, der bei Derivative Partners die Berechnungen koordiniert hat. «Der SMI lag am Anfang des Berechnungszeitraumes im November 2001 und jetzt am Ende fast auf dem gleichen Niveau, ergo Gewinn null Prozent.» Mit Transaktionskosten kam ein Gewinn von rund 25,3% in einem Zeitraum von sieben Jahren zu Stande, und dies mit einer marktneutralen Strategie.

Die Umsetzung war einfach und rein mechanisch. «Als Startpunkt wurde der 2. November 2001 genommen», sagt Dieter Haas, der als Experte bei Derivative Partners die Berechnungen vorgenommen hat. «Es wurde jeweils ein Betrag von 10000 Fr. in Call- und Put-Warrants investiert und sechs Monate später verkauft. Falls machbar, lagen diese zum Kaufzeitpunkt immer 10% aus dem Geld.» Egal ob Gewinne oder Verluste gemacht wurden – nach sechs Monaten wurden strikt wieder 10000 Fr. investiert. Während der letzten sieben Jahre zeigte sich ein perfektes Black-Swan-Muster. In einzelnen Abschnitten wurde viel Geld verdient, in etlichen weiteren etwas Geld verloren.

So brachte das 1. Halbjahr einen Verlust. Das Modell funktioniert gerade auch jetzt in der Finanzkrise erfolgreich, weil die Put-Warrants die Verluste der Calls mehr als kompensieren. Das Vorgehen wird als «Strangle»-Strategie bezeichnet.

«Grundsätzlich ist für Anleger, ein ‹do it yourself› möglich, und natürlich könnte man das Modell noch weiter optimieren», sagt Haas, «etwa durch den Kauf von Eurex-Optionen, die weiter aus dem Geld liegen, dann ist auch die Hebelwirkung grösser.» Ein gewisser Spielraum besteht zudem durch Gewinnmitnahmen oder Stop-Loss-Niveaus. «Allerdings gibt es auch Phasen, in denen man mit dieser Strategie trotz einer Marktbewegung in die gewünschte Richtung Geld verliert» sagt Haas weiter, «beispielsweise, wenn die Volatilität stark fällt. Dann kann es vorkommen, dass ein moderater Gewinn des Basiswertes sich auf der Warrant-Seite in Luft auflöst.» Die Gesamtperformance hätte gerade einmal dem risikofreien Obligationenzins über diesen Zeitraum entsprochen, schränkt auch Stocker ein. «Hinzu kommen die relativ hohen Kosten, weil im Lauf der Anlagefrist viel Geld bewegt wird.»

Reinvestition erhöht Risiko

«Anleger sollten konsistent solche Strategien umsetzen, wenn sie es versuchen», rät Haas. Und was bringt ein Reinvestieren der aufgelaufenen Gewinne? «Dadurch steigt jeweils auch wieder das Verlustpotenzial in der nächsten Halbjahresperiode», sagt Haas. «Nur wenige Anleger investieren mit Derivaten im Rahmen einer solchen oder einer anderen Strategie», beobachtet auch Stocker. «Der Schwachpunkt liegt oft darin, dass die Umsetzung nicht strikte erfolgt.»