Das ist nichts für schwache Nerven! Zwischen Januar und März fiel der SMI zwischenzeitlich wie ein Stein um rund 1000 Punkte oder mehr als zehn Prozent nach unten. Anfang 2016 war es noch viel schlimmer. Vor drei Jahren stürzten die 20 Schweizer Blue Chips in nur sechs Wochen um 1400 Punkte oder rund 15 Prozent ab. Anfang 2015 gab es auch so eine Kursscharte. Damals implodierte der Schweizerische Leitindex innerhalb von nur einer Woche regelrecht infolge des Aus für den Mindestkurs des Franken zum Euro um 1200 Punkte oder ebenfalls um mehr als zehn Prozent.
Dass angesichts solcher Höllenfahrten viele Anleger keine Lust auf Aktien haben und Unternehmensanteile nicht einmal mehr mit Glaceehandschuhen anfassen, wundert nicht. Und auch die langfristige Performance ist da kein Trostpflaster. Denn der SMI selbst inklusive Dividenden mit dem SMIC brachte in den letzten vier Jahren nur rund zehn Prozent Gewinn.
Kurseinbrüche, Schaukelbörse – keine Spur zu sehen auf OTC
Dass Börse aber nicht nur Horror wie in den letzten Monaten und Jahren sein muss, zeigen die ausserbörslich gehandelten heimischen Titel. So kann man den 2015er-Crash im OTC-Markt der nicht kotierten Werte auf der Handelsplattform der Berner Kantonalbank so gut wie gar nicht sehen und der Einbruch Anfang 2016 hat dort ebenfalls nicht stattgefunden. Auch die nervenaufreibende Schaukelbörse in diesem Jahr brachte dem BEKB Liquidity Index, in dem die 50 meistgehandelten ausserbörslichen Titel im Handel der Berner Kantonalbank enthalten sind, bisher auch nur geringfügige Kursverluste von rund 30 Punkten oder etwa drei Prozent.
Sogar die Achterbahnfahrt der Börsen im Oktober und November – mit Kurseinbrüchen im SMIC zwischen 600 und 1100 Punkten oder fünf Prozent und mehr innert weniger Woche – ist bei den OTC-Werten nichts zu erkennen. So gab es dort in den beiden Monaten ein maximales Kursminus im Index von rund 1210 Indexzählern auf 1205 Punkte oder um etwa 0,5 Prozent.
Regionale Bezug zum Unternehmen…
Dafür können Anleger bei der mittel- bis langfristige Performance bei den OTC-Werten aber eine ganz klare Outperformance zum SMI erkennen. Während der SMIC – also der SMI inklusive Dividenden – in den letzten vier Jahren nur ein Plus von etwa zehn Prozent bringt, lieferten die Mitglieder im BEKB Liquidity in diesem Zeitraum doch nennenswerte Gewinne von 25 Prozent.
«Bei den nicht kotierten Titeln im ausserbörslichen Handel sind weniger die grossen institutionellen internationalen Investoren zu finden, die ihre Anteile auch schnell wieder verkaufen und hin und her traden, als Schweizer Privatanleger. Letztere haben nicht in erster Linie das schnelle Geld im Visier wie grosse Investoren, sondern sie denken mittel- bis langfristig wie ein Unternehmer und oft gibt es auch einen regionalen Bezug zum jeweiligen Wert», weiss Björn Zern, Partner bei schweizeraktien.net, einem auf OTC-Titel spezialisierten Research- und Medien-Haus.
…und Kurse weit unter dem fairen Wert
Was die OTC-Werte aber ebenso vor stärkeren Kursschwankungen schützt, sind auch fundamentale Daten. «Im ausserbörslichen Handel wird weniger Wert auf sensationelle nicht selten nur für den Augenblick kurstreibende Meldungen gelegt, sondern die Firmenpolitik ist im Gegensatz dazu meist von grosser Zurückhaltung geprägt. Wegen einer oft sehr konservativen Berichterstattung finden sich bei nicht kotierten Titeln viele Aktien, die teils deutlich unter dem Buchwert notieren und dann auch nicht selten noch weit stärker unter dem tatsächlichen Unternehmenswert gehandelt werden, der auch stille Reserven enthält», erklärt OTC-Kenner Zern.
Diese Unterbewertung bietet auf der einen Seite nicht nur einen guten Schutz vor grösseren Kurseinbrüchen, sondern gleichzeitig auch Chancen auf eine Wertaufholung zum fairen Wert und somit und auf entsprechende Kurssteigerungen.
Bergbahnen in steiler Fahrt
Anleger, die auf den stabilen aber auch profitablen Lauf von OTC-Werten setzen wollen, nehmen jetzt beispielsweise einmal den Sektor der Bergbahnen genauer unter die Lupe. Diese zeigen nämlich auf Sicht von zwölf Monaten ein Plus von zwölf Prozent. Gut liefen dabei beispielsweise Rigi oder Pilatus Bahnen mit Kurssteigerungen zwischen zehn und 15 Prozent. Die Aktien der Zermatt-Bahnen konnten in den letzten zwölf Monaten sogar um rund 30 Prozent nach oben fahren.
Das erstaunt um so mehr, als insbesondere die Skibahnen unter einem deutlichen Preiskampf zu leiden haben. Nicht nur im Ausland, auch in der Schweiz geben Bahnen inzwischen auf Jahresskipässe teils deutliche Nachlässe für Frühkäufer und wie sich zeigt, bringt das den Bahnen dafür aber nicht nur eine Absicherung gegen das Schneerisiko, sondern auch einen etwas stärker geglätteten Ertrag.
Medien – wo es hohe Kursgewinne gibt
Gut läuft es im OTC-Segment auch bei Titeln der Medienbranche. Auf Sicht von zwölf Monaten steht in dem Sektor ein Kursplus von rund fünf Prozent. Während in dem Zeitraum die Valoren von Neue Zürcher Zeitung rund zehn Prozent an Wert verloren haben, liegen AZ Medien Aarau und Rheintal Medien mit zehn bis 15 Prozent im Gewinn und ZT Medien konnten sogar um ein Drittel zulegen.
Transport – der absolute Top-Performer auf OTC
Der absolute Top-Performer bei ausserbörslich gehandelten Titeln in diesem Jahr ist übrigens der Sektor Transport, Verkehr, Logistik. Die die Aktien der Branche zeigen im OTC-Handel in den letzten zwölf Monaten ein Plus von 16,5 Prozent. Eine Kursverdopplung dort bromgem beispielsweise die Appenzeller Bahnen. Aber das Handelsvolumen der Titel auf OTC ist nur sehr gering und es wurden dabei in diesem Jahr nur Aktien für wenige tausend Franken gehandelt. «Am OTC-Markt sollten Anleger nur mit Limit kaufen und verkaufen und die gewünschte Aktie nötigenfalls über einen längeren Zeitraum einsammeln», rät Experte Zern. Und das entspricht eben genau dem Profil der OTC-Anleger: Mittel- bis langfristiger Zeithorizont mit ruhiger Hand.