Der Skandal um Schwarzgeld in Liechtenstein weitet sich aus: Nach dem Vorgehen der deutschen Steuerfahnder gegen die liechtensteinische Bank LGT ist nun auch ein in der Schweiz kotiertes Institut in den Fokus der Behörden geraten: die Liechtensteinische Landesbank (LLB).
So überreichte eine Strafverteidigerin dem Rostocker Landgericht zahlreiche Hinweise auf bisher unbekannte Konten deutscher Kunden. Betroffen sind nach Medienangaben mindestens 1600 geheime Konten bei der LLB. In der Folge fiel die LLB-Aktie an der SWX Swiss Exchange um über 5%.
Bank soll gezahlt haben
Auf Anfrage der «Handelszeitung» wehrt sich die LLB gegen die in der Presse erhobenen Vorwürfe: Die herumgereichten Zahlen seien schon im Fall der Erpressungsklage «weit zu hoch gegriffen» gewesen. In die neu aufgetauchten Unterlagen hätte die LLB noch keinen Einblick gehabt, so Bankensprecher Cyrill Sele.
Laut Presseberichten weisen die Kontenbelege jedoch einen Vermögenswert von umgerechnet 5 Mrd Fr. aus. Viele der Kunden sollen in Süddeutschland und dem Rheinland wohnen; es sollen zahlreiche Mediziner darunter sein. Zunächst werde geprüft, ob die Zinsen in Deutschland versteuert worden seien, sagte Staatsanwalt Peter Lückemann. Dieser Gedanke liege aber eher fern. «Falls das Geld nicht versteuert wurde, haben wir den Anfangsverdacht der Steuerhinterziehung. Dann schalten wir die Steuerfahndungsstelle ein.» Anders als bei den Schwarzgeld-ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft wolle man mögliche Razzien den örtlich zuständigen Ermittlern überlassen. Mit dem bekannteren Fall um illegale Stiftungen bei der liechtensteinischen LGT-Bank, in dem die Bochumer Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel ermittelt, steht der Rostocker Fall nicht in Verbindung.
Allerdings gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit: Auch im Fall der LLB, die in der Schweiz über die Tochter Bank Linth und mit eigenen Niederlassungen präsent ist, sollte mit heimlichen Kopien brisanter Interna Kasse gemacht werden. Seit April müssen sich vor dem Rostocker Landgericht drei Angeklagte verantworten, die versucht haben sollen, die LLB und Kunden der Bank mit 2300 Belegen zu erpressen. Im Juli 2005 sollen die Angeklagten 13 Mio Euro in drei Raten gefordert haben.
Um einen Imageschaden zu verhindern, zahlte die Bank laut Staatsanwaltschaft für ein erstes Datenpaket umgerechnet rund 9 Mio Euro in zwei Raten. Das übrige Dossier habe die Bank für weitere 4 Mio Euro von dem Rostocker Hauptangeklagten kaufen wollen, schrieb der «Spiegel». Dazu sei es allerdings nicht mehr gekommen, weil der mehrfach vorbestrafte Hauptverdächtige Michael F. im September mit 452000 Euro im Gepäck vor seinem Abflug nach Thailand verhaftet wurde.
Am Freitag legte seine Anwältin Leonore Gottschalck-Solger dem Gericht dann einen Stapel kopierter Kontobelege vor. Laut Staatsanwalt Lückemann handelt es sich um 600 Seiten mit jeweils zwei bis vier Namen von Kontoinhabern. «Wir konnten bisher noch nicht zählen, wie viele Kunden es genau sind», sagte er.
Bis jetzt keine Klagen
Mit den von dem Erpressungs-fall betroffenen Kunden stehe die LLB in individuellem Kontakt, sagt Sprecher Sele. Und hält fest: «Der Schutz der Kunden stand für die Liechtensteinische Landesbank von Anfang im Vordergrund.» So rechnet denn Sele auch nicht damit, dass ins Fadenkreuz der Steuerfahndung geratene Kunden wie im Fall der LGT die Bank mit Klagen eindecken werden. «Bis heute ist uns kein derartiger Fall bekannt.» Zudem habe die LLB immer rechtlich korrekt gehandelt. Implizit bedeutet dies, dass die Bank nicht mit Verlusten aus Rechtsfällen rechnet.
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