Wenn man Anleger fragt, wer die Hausse seit März mitgenommen hat, heben sich nur ganz wenige Hände. Für viele ist der Zug abgefahren. Dabei ist die Sache laut den Analysten der Bank of America/Merrill Lynch einfach: Während einer Rezession sind defensive Aktien wie Versorger-, Pharma- und Nahrungsmittelfirmen erste Wahl. Bei einem Aufschwung sollten Anleger in Banken, Zykliker und Rohstoffaktien umschwenken. Wenn sich dieser Aufschwung nicht nur an der Börse, sondern auch in den Makroindikatoren manifestiert, sind Zykliker, IT-Werte und Rohstoffaktien die besten Sektoren.

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JP Morgan hat nachgerechnet: Beim letzten Zyklus 2002 bis 2004 schlugen sich zyklische Aktien um 27% besser als defensive Werte, während der nachfolgenden Korrektur waren die defensiven Titel um 10% besser - trotz weiter laufendem Aufschwung. Laut Philip Isherwood, Analyst bei der Research-Firma Evolution Securities, sind der europäische und der US-Einkaufsmanagerindex (ISM) der wichtige Hinweisgeber für einen Wechsel. Liegt der ISM über 50 Punkten, sollten Anleger ihre Sektorengewichtung überprüfen.

Gute Argumente für Aktien

Trotz der jüngsten Rally finden die Bank-of-America-Analysten weiter gute Argumente für Aktien: Anleger sollten sich nicht von den optisch hohen Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) der Börsen nervös machen lassen. Es gehöre zu jedem Aufschwung, dass die Gewinne erst später nachziehen. Das Kurs-Buch-Verhältnis (KGV) ist trotz des 50%-Plus der letzten sieben Monate für viele Aktienmärkte relativ günstig.

Auch die tiefe Kapazitätsauslastung sei kein Problem: Viele Industriefirmen arbeiten zwar nicht auf Volllast. Wenn sie aber ihre Produktionskapazitäten wieder steigern wollten, müssten sie investieren, weil stillgelegte Anlagen rasch veralten. Ihre Wiederinbetriebnahme sei nicht sinnvoll - die Produktivität ist zu niedrig.

Eigentlich spricht dies für weitere Anlagen in zyklische Werte. «Aber sowohl in Europa als auch in den USA sind Zykliker viel besser gelaufen als defensive Aktien. Ihre Performance verschlechterte sich erst, als die vorauslaufenden Indikatoren nach den jüngsten Daten zum Lageraufbau drehten», so JP-Morgan-Analyst Mislav Matejka.

Günstige Makro-Umgebung

Weil sich die vorauslaufenden Indikatoren abschwächen, kommt wieder die Aktienbewertung ins Spiel. «Deshalb empfehlen wir eine Rotation von Zyklikern in Richtung defensive Werte, wobei wir beide Seiten gleich hoch gewichten wir glauben an eine Fortsetzung der günstigen Makro-Umgebung», so der JP-Morgan-Analyst.

Isherwood hat das Zusammenspiel der ISM-Indikatoren und der Sektoren der letzten 30 Jahre analysiert. Wenn der Index über 50 liegt, was auf eine expandierende Wirtschaft hinweist, und auch die neuen Bestellungen steigen, sind Minenwerte wie Xstrata, Finanzwerte wie UBS und Credit Suisse oder Vermögensverwalter wie Julius Bär, Sarasin und Vontobel gefragt, genauso wie Industrieaktien, Technologiewerte oder zyklische Konsumgüterhersteller.

Anders sieht es aus, wenn die ISM-Indikatoren über 50 Punkten liegen, aber die Neubestellungen zurückgehen - dann rückten laut Isher wood Sektoren wie alternative Energien (Meyer Burger), Elektrizitätsaktien (Alpiq, BKW), Telecomfirmen (Swisscom) oder Pharmawerte in den Vordergrund.