Online-Trader in der Schweiz horchen auf. Seit heute bietet die niederländische Handelsplattform Degiro ihre Dienste hierzulande an. Dabei offenbart der Blick auf die Gebühren Erstaunliches: Neu können Privatanleger zu Tarifen wie institutionelle Kunden handeln – zumindest zu beinahe so attraktiven Konditionen (siehe Tabelle unten).
Das ist eine Kampfansage an die Etablierten in der Branche. Weniger für die hiesigen Grossbanken, die kaum Wert auf kompetitive Handelsgebühren legen, weil sie auf wenig preissensitive Kunden zählen können, aber Online-Platzhirsche wie Swissquote und Saxo sind herausgefordert.
Vielfalt ist wichtiger als Preis
Swissquote-CEO Marc Bürki betont die Wichtigkeit der Angebotsvielfalt: «Es geht nicht nur um den Preis.» Schweizer Anleger würden im Gegensatz zu ihren europäischen Kollegen nicht nur einheimische Titel handeln. «Der Home Bias ist weniger stark ausgeprägt», ergänzt Bürki. Das weiss auch Gijs Nagel, einer der Mitgründer von Degiro. Entsprechend gross ist das Handelsuniversum des Discounters. Selbst an der türkischen Börse, in Tokio, Singapur und über Australien kann gehandelt werden.
Degiro startete in den Niederlanden 2013 ihre Retail-Plattform und bereits beträgt der Marktanteil des Newcomers 35 Prozent. Mittlerweile ist das Unternehmen in 17 Ländern aktiv und hat 130'000 Kunden. Vor zehn Jahren hätte es Degiro wohl schwerer gehabt als heute, doch mittlerweile haben sich Kunden an Internetunternehmen gewöhnt und vertrauen diesen wie traditionellen Firmen, auch ausländischen. Das Kundengeld respektive die Aktien, ETF, Optionen und so weiter sind nicht Teil der Bilanz von Degiro, sondern liegen davon getrennt in einem geschützten Sondervermögen – unter der Aufsicht der niederländischen Zentralbank.
Anmeldung in wenigen Minuten
Was die Kunden am Angebot des Neulings wohl besonders schätzen werden, ist die benutzerfreundliche Anmeldung – diese dauert lediglich ein paar Minuten. Und falls Fragen auftauchen, stehen 40 Personen in den Niederlanden und 70 in Sofia Rede und Antwort – in allen Schweizer Landessprachen. «Abgesehen von Rätoromanisch», sagt Gijs Nagel.Tradingfloor: Handeln wie die Profis.
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