Sie verfolgen die Entwicklung im Säule-3a-Bereich seit Langem – was sind die grössten Veränderungen in den letzten Jahren?
Thomas Schudel: Die Produktpalette ist einerseits vielfältiger geworden und anderseits gibt es nun unabhängige Finanzintermediäre wie Liberty. Diese offerieren Kleinanlegern eine breite Palette von Produkten unterschiedlicher Anbieter, die bis anhin institutionellen Anlegern vorbehalten waren. Bei den Produkten gibt es neu Fonds mit einer Aktienquote von mehr als 50 Prozent. Diese sind nicht in unserer Auswertung enthalten, da ihr Track Record noch zu kurz ist. Des Weiteren gibt es passiv verwaltete Produkte, die wie Exchange Traded Funds Indices nachbilden. Diese Produkte haben tiefe Kosten und schneiden im Vergleich zu aktiv verwalteten Produkten sehr gut ab.

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Der Anteil an Personen, die sich für eine Fonds-Lösung entscheiden, ist weiterhin sehr gering – was sind die Gründe dafür?
Da dürften mehrere Faktoren mitspielen: Neben der Angst vor Wertschwankungen dürften das Nichtkennen der Anlageprodukte im Bereich 3a und die Vertriebsstruktur dafür vor allem verantwortlich sein. Die meisten Finanzinstitute bieten nur eigene, oft eher durchschnittliche Produkte mit hohen Verwaltungsgebühren an. Gerade für die jüngeren 3a-Sparer, welche einen Anlagehorizont von einigen Jahrzehnten haben, lohnen sich günstigere Fondsprodukte wie passiv verwaltete Fonds mit höherer Aktienquote.

Finanzdienstleister bieten vor allem aktive Fonds an – woran liegt das? Werden indexierte Produkte zu wenig nachgefragt oder klemmt es auf Anbieterseite?
Die Sparer wissen oft nicht, dass solche Produkte existieren. Im BVG Mixta der Credit Suisse sind zum Beispiel im aktiv verwalteten Fonds mit 35 Prozent Aktien Kundengelder von rund 1,8 Milliarden Franken investiert, im passiv verwalteten mit ungefähr der gleichen Aktienquote nur rund 170 Millionen. Dies obwohl der passiv verwaltete besser abschneidet. Der passive Fonds liegt erst seit 2010 auf, im Gegensatz zum aktiven, der 1974 lanciert worden ist. Das mag teilweise erklären, weshalb der aktiv verwaltete Fonds noch so viel grösser ist. Es zeigt aber auch die Trägheit der Investoren, die kaum ihren 3a-Fonds wechseln. Für den Anbieter sind die aktiv verwalteten Produkte, auch wenn sie ihm mehr Verwaltungskosten verursachen, finanziell attraktiver: Denn die Gebühren sind etwa ein halbes Prozent höher. Ein halbes Prozent macht auf 1,8 Milliarden 9 Millionen Franken Ertrag aus.

Ganz grundsätzlich gefragt, worauf sollen 3a-Sparer vor allem schauen, wenn Sie eine Lösung auswählen? Performance, Gebühren – eine Kombination dieser Faktoren?
Zuerst sollte der Anleger sein Anlageprofil aufgrund seiner Risikofähigkeit ermitteln, um daraufhin eine geeignete Anlagestrategie zu wählen. Da die Kosten langfristig einen grossen Teil der Performance wegfressen, ist ein Produkt mit tiefen Gebühren sicher vorzuziehen. Wenn ein paar attraktiv gepreiste Produkte in die engere Wahl gezogen werden, wäre das langfristige Ranking unserer Analyse der dritte Entscheidungsfaktor.

Sie haben es erwähnt, mittlerweile gibt es unabhängige Anbieter wie Liberty, die 3a-Lösungen anbieten – doch die meisten Sparer kaufen bei ihrer Hausbank. Wann lohnt sich ein Wechsel?
Wenn sich die Produkte der Hausbank schlecht entwickeln und erst noch teuer sind, muss man sicher einen Wechsel des Anbieters in Betracht ziehen. Unabhängige, die eine grosse Produktpalette anbieten, sind attraktiv, da man relativ schnell von einem Produkt in ein anderes wechseln kann. Dann hat man auch nicht den Aufwand, den man hat, wenn man von einer Bank zur nächsten wechselt. Bei den Unabhängigen muss man aber beachten, dass neben den Fondsgebühren auch eine zusätzliche Grundgebühr pro Jahr zugunsten der unabhängigen Plattform anfällt.

Ist ein Wechsel aufwendig?
Nicht besonders. Man muss eine neue 3a-Beziehung bei einem anderen Anbieter eröffnen und danach die bisherige Vorsorgebeziehung auflösen. Dabei hilft einem der neue Anbieter in der Regel, indem er die Formalitäten übernimmt. Allfällige 3a-Fonds werden dann verkauft und das Vorsorgevermögen an den neuen Anbieter überwiesen. Es fällt also schon ein gewisser administrativer Aufwand an. Zudem verrechnen einige Anbieter Transaktionsgebühren für den Verkauf der Wertschriften und Rücknahmegebühren. Falls die Produkte des neuen Anbieters besser performen, ist man für diesen Aufwand rasch entschädigt.

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* Thomas Schudel ist Projektleiter 3a der Hochschule für Wirtschaft Freiburg.