Mit dem Brexit beginnt eine Phase der Unsicherheit: Noch ist unklar, welche Auswirkungen der EU-Austritt der Briten haben wird. In solchen unsicheren Zeiten bevorzugen Investoren krisenfeste Anlagen – also «sichere Häfen» wie Staatsanleihen, harte Währungen wie der Franken oder Edelmetalle. Nach dem Brexit-Votum am Freitag stieg der Goldpreis zwischenzeitlich um über 7 Prozent und notierte auf den höchsten Stand seit zwei Jahren bei 1322 Dollar pro Feinunze. Und der Preis klettert weiter, zurzeit wird Gold bei 1331 Dollar gehandelt – bei aktuell hohen Schwankungen.

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Ein Ende der Hausse ist vorerst nicht absehbar. Das Edelmetall könnte noch viel teurer werden, nach dem Brexit erhöhte so mancher Analyst seine Vorhersage für den Goldpreis. Experten rechnen gemäss der Agentur  Bloomberg im Schnitt mit einem Preis von 1424 Dollar per Ende Jahr. Gewisse Analysten setzen ihre Prognose noch viel höher an bei über 1600 Dollar.

Schottland-Votum als nächste Gefahr

«Bis zu einem gewissen Grad ist die Unsicherheit bereits eingepreist. Aber da wird noch viel mehr kommen», sagten Analysten von Société Générale zu Bloomberg.  Die Experten sehen verschiedene Risiken, welche den Goldpreis weiter in die Höhe treiben könnten: Etwa, falls Donald Trumps Chancen auf die US-Präsidentschaft steigen, die griechische Krise wieder akut wird, oder weitere Länder einen «Exit» aus der EU prüfen.

«Die nächste dunkle Wolke am Horizont ist eine neue Unabhängigkeitsabstimmung in Schottland. Falls diese Forderung konkreter wird, könnte es zu einem weiteren Preisschub kommen», sagte Tim Evans von der Long Leaf Trading Group.

US-Zinserhöhung «kann man vergessen»

Den Startschuss für das Rallye am Goldmarkt hat die US-Notenbank Fed abgegeben: Wegen des Brexit wird sie wohl lange auf eine Zinserhöhung verzichten. «Eine Zinserhöhung in nächster Zeit kann man vergessen», sagte Thomas Costerg von Standard Chartered zu Reuters.

Vor dem Brexit lag die Wahrscheinlichkeit einer weiteren US-Zinserhöhung in diesem Jahr gemäss Bloomberg bei 50 Prozent – nun liegt die Chance auf einen Zinsschritt lediglich bei 15 Prozent. Die weiterhin expansive Geldpolitik der Fed zeichnete sich bereits am Freitag ab, als sie gemeinsam mit anderen Notenbanken massiv Geld in die Märkte pumpte. Viele politische Risiken und rekordtiefe Zinsen: Mit diesen zwei Treibern steht einer Rallye am Goldmarkt nichts mehr im Weg.