Der Winterthurer Kompressorenhersteller Burckhardt Compression hat im vergangenen Geschäftsjahr 2016 voll im Gegenwind gestanden. Gewinne und Neubestellungen brachen ein. Die Aussichten sind trübe. Die Anleger flüchteten in Scharen, was den Aktienkurs abstürzen liess.
«Wir könne ganz klar sagen: wir haben unsere eigenen Erwartungen verfehlt», sagte Firmenchef Marcel Pawlicek am Dienstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Winterthur. «Wir sind nicht zufrieden.» Gelitten hat das Industrieunternehmen, das einst zu Sulzer gehörte, unter der aggressiven Konkurrenz. Kolbenkompressorenhersteller täten derzeit alles, um an Aufträge zu kommen. So würden westliche Konzerne in China sogar die lokale Konkurrenz massiv unterbieten.
«Einige Projekte mit Nullmarge»
Hier macht auch Burckhardt Compression mit. «Wir hatten einige Projekte mit Nullmarge, erklärte Finanzchef Rolf Brändli. Damit wolle man den Fuss in die Türe bekommen, um Folgeaufträge zu erhalten.
Der Umsatz stieg zwar nochmals um rund 15 Prozent auf 557,7 Millionen Franken. Der neue Rekord ist aber nur dem Zukauf von Firmen zu verdanken. Ohne Akquisitionen wäre der Umsatz um beinahe 5 Prozent gesunken, sagte Finanzchef Brändli.
Grund dafür ist die Verzögerung von zwei Grossaufträgen. Dabei habe man auch Pech gehabt. So sei in Italien eine Brücke auf der Transportroute eingestürzt, weshalb in der Folge alle anderen Brücken für Schwertransporte gesperrt worden seien. Mittlerweile sei die beiden Aufträge aber ausgeliefert.
16 Prozent weniger Betriebsgewinn
Der Betriebsgewinn (EBIT) sackte um 16 Prozent auf 61,1 Millionen Franken ab. Unter dem Strich brach der Reingewinn um beinahe ein Drittel auf 37,9 Millionen Franken ein, weil zusätzlich höhere Steuerquoten und Zinslasten aufs Ergebnis drückten.
Schuld am Rückschlag ist das Neumaschinengeschäft. Insbesondere der Absatz von Kompressoren, die beim Transport und der Lagerung von Gas per Schiff eingesetzt werden, ist beinahe untergegangen. Denn in den Vorjahren hätten vor allem südkoreanische Schiffsbauer zu viele Gastanker hergestellt, so dass jetzt Überkapazitäten herrschten, erklärte Pawlicek: «Das Geschäft ist momentan fast weg.»
Weniger Aufträge für die Zukunft
Gerade dort hatte Burckhardt Compression in der Vergangenheit gut verdient. Und im Raffineriegeschäft gebe es viel Konkurrenz. Das Neumaschinengeschäft erlitt nun einen operativen Verlust von 3,6 Millionen Franken, nachdem es im Vorjahr einen Betriebsgewinn von 35,3 Millionen Franken eingefahren hatte. Dagegen konnte das Servicegeschäft den Betriebsgewinn um fast die Hälfte auf 53,1 Millionen Franken verbessern.
Auch die Zukunft sieht nicht rosig aus. Der Bestellungseingang der Gruppe ist trotz Firmenkäufen um rund 9 Prozent gesunken. Ohne Akquisitionen wären die Neubestellungen gar um über ein Viertel gefallen.
Kurzarbeit kurz unterbrochen
Um Gegensteuer zu geben, drückt Burckhardt Compression auch auf die Kostenbremse. So wurden seit dem vergangenen August 100 Stellen gestrichen, die Hälfte davon in Winterthur. Zudem wurde im März Kurzarbeit für 200 Leute eingeführt. Diese werde jetzt für zwei Monate unterbrochen, weil man noch eine Bestellungswelle abarbeiten müsse, sagte Pawlicek. «Danach müssen wir schauen, wie sich sich die Märkte entwickeln.»
Fürs laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen einen stagnierenden Umsatz. Die Betriebsgewinnmarge dürfte von derzeit 11 Prozent auf 6 bis 9 Prozent schrumpfen. Der Bestellungseingang im Neumaschinengeschäft werde sich frühestens 2018 wieder positiver entwickeln. Die unbefriedigenden Ergebnisse und eine Dividendenkürzung verschreckten die Anleger. Die Aktie stürzte an der Schweizer Börse bis 15.30 Uhr um über 10 Prozent ab.
(sda/me/gku)