Ein klingender Name, ein unerwarteter Abgang, viele Fragezeichen. Das sind die Zutaten für einen der schillerndsten Personalwechsel auf Top-Niveau in der Schweizer Bankbranche. Seit diesem Monat amtiert Manuel Ebner als Geschäftsleiter von Merrill Lynch Capital Markets sowie als Länderchef Schweiz.

Ebner ist niemand Geringerer als der Neffe des berühmten Financiers Martin Ebner. Seine Beförderung in die Teppichetage der renommierten US-Bank sorgt in Finanzkreisen für Aufsehen. Denn seine Karriere soll nicht ohne Makel sein. Bei den letzten beiden Anstellungen schied Ebner aus bis heute nicht ganz nachvollziehbaren Gründen aus. Dazu will Ebner keine Stellung nehmen.

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Die jüngste Pressemitteilung zu Ebners Einstellung bei Merrill Lynch verschweigt, dass er zuletzt für die Finanzgesellschaft Rose & Sky Investments AG in Pfäffikon SZ arbeitete. Bei dieser Firma heuerte er im Mai 2009 an, nachdem er zuvor bei seinem Onkel Martin Ebner als Chef der BZ Bank in Ungnade gefallen war. Sein Einstieg bei Rose & Sky endet nun als Geschichte, die sich um ehrgeizige Investmentpläne, enttäuschte Erwartungen, allfällige Strafanzeigen, gegenseitige Schuldzuweisungen und einen Konkurs dreht.

Konkurs und Strafanzeigen

Dabei fing einst alles ganz vielversprechend an. Manuel Ebner gelang es stets, sich optimal in Szene zu setzen. Der gross gewachsene Vater dreier Töchter, Autofan und Golfspieler wurde in Peru geboren, wuchs in Mexiko-Stadt auf, wo er nach der Matura unter anderem auch in der Handball-Nationalmannschaft spielte. Später studierte Ebner Ingenieurswissenschaften und Ökonomie an der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien, bevor er ins Beratungsgeschäft bei Booz Allen Hamilton und 1991 bei der Boston Consulting Group wechselte. Operative Führungserfahrungen sammelte er dann als Chef zweier Internetfirmen (Obtree, Artificial Life); 2001 heuerte er bei McKinsey in der Schweiz an. Als er nach einigen Jahren wieder operativ in einem Unternehmen arbeiten wollte, brachte ihn ein Familienfest mit seinem Onkel Martin zusammen. Schnell wurde man sich einig, und der Kosmopolit, Salsatänzer und Bonvivant trat in die Fussstapfen des als asketisch, zurückhaltend und mitunter spröde geltenden Financiers.

Diesen Job trat Ebner im Frühjahr 2006 an und machte schon bald von sich reden, als er mit «seiner» BZ Bank der Glarner Kantonalbank eine feindliche Übernahme der Bank Linth nahelegte. Der ambitiöse Coup scheiterte allerdings bald, weil die Bank Linth ein erfolgreiches Abwehrdispositiv aufgebaut hatte. Sie konnte sich so in die Arme der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) retten. Der als Gesellenstück geplante Deal scheiterte und zwar dermassen, dass Martin Ebner der Bank Linth sogar einmal vorschlug, sie solle die Glarner Kantonalbank übernehmen, um den angerichteten Imageschaden irgendwie noch abzuwenden.

Die einst so fruchtbar angedachte Zusammenarbeit zwischen Onkel und Neffe wurde nun immer brüchiger und führte schliesslich dazu, dass der junge Chef der BZ Bank schrittweise entmachtet wurde. Das war im November 2008. In der Folge soll Manuel Ebner bis im Frühjahr 2009 nur noch repräsentative Aufgaben für das Unternehmen wahrgenommen haben. Zu all diesen Vorgängen will die BZ Bank aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes heute keine Stellung nehmen.

Im Mai 2009 wechselte Manuel Ebner dann zu Rose & Sky Investments AG in Pfäffikon. Bei dieser Firma handelt es sich um ein Anlagevehikel des deutschen Ex-Bankers Mark Rosiefsky, das gemäss damaligen Firmenangaben auf der Basis einer sogenannten marktneutralen Strategie investiert, also auch bei fallenden Börsenkursen eine Rendite anstrebte. Bei Rose & Sky Investments gab sich Manuel Ebner als Geschäftsführer und Partner mit einer Beteiligung von 10 Prozent aus, was auch in einem Interview mit dem Schweizer Wirtschaftsmagazin «Bilanz» nachzulesen ist.

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, sah die Realität anders aus. Manuel Ebner besass offensichtlich zu keinem Zeitpunkt die Zeichnungsberechtigung, wie ein Blick ins Handelsregister zeigt. Und von einer Beteiligung in der Höhe von 10 Prozent an der Rose & Sky Investments AG könne keine Rede sein, erklärt Firmengründer Mark Rosiefsky gegenüber der «Handelszeitung». Vielmehr sei Ebner als rechte Hand der Geschäftsleitung und zur Unterstützung in administrativen Belangen angestellt worden - und zwar nur bei der Rose & Sky Investment AG, einer reinen Servicegesellschaft (Investment Advisory) in der Schweiz für die auf den Cayman Islands domizilierte Rose & Sky Investment (Cayman) Ltd., dem Investment Manager der Rose & Sky Funds sowie deren Funds.

Revolutionärer Fonds

Wie sich zeigte, entwickelte sich Manuel Ebners Engagement bei Rose & Sky nicht wie vorgesehen. Weder gelang es, die erwarteten Kundengelder zu akquirieren, noch entwickelte sich die Gesellschaft unternehmerisch so, wie er dies im «Bilanz»-Interview angekündigt hatte, als er sagte: «In der zweiten Maihälfte werden wir einen revolutionären Fonds auflegen. Dieser richtet sich an institutionelle Anleger. Die Mindestanlage ist zehn Millionen Dollar.» Und in der Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» hiess es im Juli 2009: «Mit rund 150 Millionen Dollar geht der Hedge Fund Rose & Sky an den Start. (…) Rose & Sky ist gemessen am Kapital eine der grössten Hedge-Fund-Gründungen in Europa im laufenden Jahr. (…) Angestrebt wird eine Jahresrendite von 15 Prozent.»

Solche Angaben soll Ebner offenbar ohne das Wissen von Rosiefsky gemacht haben. Von den Absichten realisierte sich kaum etwas. Stattdessen beendeten Ebner und Rosiefsky schon nach wenigen Monaten ihre Zusammenarbeit, was allfällige Kapitalzuflüsse zunichte machte. Das Ende kam abrupt. Rosiefsky behauptet: Am 20. November 2009 habe er Ebner fristlos freigestellt und ihn mit Securitas-Leuten und im Beisein mehrerer Zeugen zum Verlassen der Büros aufgefordert. Per 3. Mai 2010 wurde der Konkurs über das Unternehmen eröffnet.

Manuel Ebner wollte sich persönlich zu diesen angeblichen Vorfällen und Vorwürfen nicht äussern. Über einen Sprecher liess er ausrichten, dass er zu seiner Tätigkeit bei Merrill Lynch ebenfalls noch nichts sagen wolle. Seit der Eskalation herrscht ein vor allem auf juristischer Ebene ausgetragener Streit zwischen den beiden früheren Geschäftskollegen. Die Heftigkeit der Auseinandersetzung kennt inzwischen kaum noch Grenzen. Rosiefsky will mehrere Strafanzeigen gegen Manuel Ebner eingereicht haben. Umgekehrt soll offenbar seit kurzem ein Entscheid des Obergerichts Zürich zugunsten einer mit Ebner verbundenen Firma vorliegen. Gegen dieses Urteil soll aber wiederum Berufung eingelegt werden.

Angesichts dieser Querelen überrascht es Branchenkenner, dass Merrill Lynch Manuel Ebner an die Spitze des Investment Banking in der Schweiz gehievt hat. In seiner zusätzlichen Funktion als Country Head hat er auch den Kontakt mit den Behörden und den Interessenverbänden zu unterhalten, also etwa mit der Finanzmarktaufsicht Finma oder der Schweizerischen Bankiervereinigung. Angesichts dieser heiklen Aufgaben stellt sich die Frage, ob das amerikanische Finanzhaus vor der Anstellung Ebners im Rahmen einer Sorgfältigkeitsabklärung diese pendenten Verfahren entsprechend berücksichtigt hat. Ein Sprecher von Merrill Lynch erklärte auf Anfrage, dass die erforderlichen Abklärungen durchaus erfolgt seien, dass es aber nicht Aufgabe der Bank sei, die berufliche Vergangenheit von Mitarbeitern zu kommentieren. Manuel Ebner könne jedoch mit seiner breiten Berufserfahrung das Schweizer Geschäft vorantreiben.

Abgang eines bewährten Bankers

Die Ernennung Manuel Ebners hat indessen auch dazu geführt, dass der bisherige Amtsinhaber bei Merrill Lynch Capital Markets, Christian de Prati, die Konsequenzen zog und das Unternehmen verliess. Das überraschte manchen Banker hierzulande, zumal der Tessiner seit 13 Jahren im Sold von Merrill Lynch stand und ein bewährter Investmentbanker ist.

Dass Manuel Ebner zum Handkuss gekommen ist, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass sich der Merrill-Lynch-Konzern seit der Übernahme durch die noch grössere Bank of America in einem tiefgreifenden Umwandlungsprozess befindet und an zahlreichen Schaltstellen rund um den Globus neue Leute in Position bringt, die wiederum neue Leute anziehen. Dazu gehört auch der seit rund zwei Jahren amtierende Europa-Chef Jonathan Moulds. Er fand offensichtlich wenig Gefallen an der bisherigen Führung von Merrill Lynch Capital Markets in der Schweiz.