PHARMA. Nun hat es auch den erfolgsverwöhnten Basler Pharmakonzern Roche erwischt: Das Unternehmen konnte im 3. Quartal 2007 nicht alle Erwartungen erfüllen, welche die Analysten an die weltweit 75000 Mitarbeiter rund um CEO und Verwaltungsratspräsident Franz Humer, Pharmachef Bill Burns, Diagnostikleiter Severin Schwan und CFO Erich Hunziker hatten. Doch Schwan, der designierte Nachfolger von Humer als operativer Roche-Leiter, braucht sich deshalb keine Sorgen zu machen, im März 2008 einen nicht bestellten Acker übernehmen zu müssen. Der kleine Rückschlag im Geschäft ist auf die zurückgegangenen Verkäufe des Grippemittels Tamiflu zurückzuführen. Im wichtigen Bereich der Krebsmittel hingegen, in dem Roche weltweiter Marktführer ist, erzielte der Konzern einmal mehr ein starkes Verkaufswachstum.

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Prognose bleibt bestehen

Der Umsatz im 3. Quartal, der am 16. Oktober veröffentlicht wurde, betrug 11,1 Mrd Fr. Davon entfielen 8,8 Mrd Fr. auf die Pharmadivision und rund 2,3 Mrd Fr. auf die Diagnostik-Division. Innerhalb der Pharmadivision stellten die Beteiligungen am US-Biotechunternehmen Genentech (2,6 Mrd Fr.) und am japanischen Pharmaunternehmen Chugai (808 Mio Fr.) wichtige Umsatztreiber dar.Trotz der «deutlich tieferen» Tamiflu-Verkäufe (diese gingen um 60% zurück, weil grosse ausstehende Lieferungen bereits im 2. Quartal abgeschlossen worden sind) hält Roche an der Gesamtprognose für das laufende Geschäftsjahr fest. Für das gesamte Unternehmen sowie die Pharmadivision rechnet Roche mit einem zweistelligen Verkaufswachstum in lokalen Währungen. Für beide Unternehmensbereiche erwartet Roche weiterhin ein Umsatzwachstum über dem Markt. Dies soll zu einem Gewinnwachstum pro Genussschein führen, das über der Verkaufszunahme des Konzerns liegt, bekräftigt das Management.Severin Schwan sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Roche ihr Angebot in Höhe von 3 Mrd Dollar für das US-Diagnostikunternehmen Ventana nicht aufstocken will. Während der bereits dreimal verlängerten Angebotsfrist sind dem Basler Konzern allerdings erst wenige Aktien angeboten worden, und Ventana lehnt eine Übernahme immer noch ab. Es bleibt alsoweiterhin unklar, wie Roche diese unfreundliche Akquisition bewerkstelligen will. Pharmachef Burns wiederum wollte keinen Kommentar abgeben, ob Roche Interesse an einer Übernahme des US-Biotechkonzerns Biogen Idec habe (vergleiche dazu auch Seite 11). Dies erscheint aber wenig warscheinlich, weil Roche laut eigenen Angaben nicht durch «Mega-Mergers» wachsen will. Für Biogen Idec müsste aber mit einem Kaufpreis von 30 Mrd Dollar gerechnet werden.

Novartis muss Kosten senken

Im Gegensatz zu Roche gilt Novartis, der zweite Basler Pharmakonzern, als Sorgenkind. Dazu führten auslaufende Patente von wichtigen Umsatzträgern, Rückschläge bei der Zulassung potenzieller Blockbuster (Medikamente, die pro Jahr mindestens 1 Mrd Dollar Umsatz erzielen) oder der Rückzug von Mitteln wegen Todesfällen bei Patienten.Nun wird CEO und Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella am 18. Oktober über die Geschäfte des 3. Quartals informieren. Die Bank Vontobel rechnet für diese drei Monate mit einem Umsatz von 9,3 Mrd Dollar (der Konzern rechnet in der US-Währung ab). Vontobel geht ausserdem davon aus, dass der Konzern mit über 100000 Mitarbeitern ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 500 Mio Dollar ankündigen wird; dies könnte als «Katalysator für die Aktienperformance» dienen. Denn die Novartis-Aktionäre würden sich über den lang ersehnten Auftrieb des Titels freuen. In den vergangenen zwölf Montaten verlor die Aktie über 13% und stand zuletzt bei 63 Fr. Auch im Langzeitvergleich war ein Investment in das Unternehmen nicht erfolgreich: Seit 1998 verlor der Titel gesamthaft rund 2,3%. Der Genussschein von Roche hingegen legte im selben Zeitraum um über 42% zu und stand zuletzt bei rund 213 Fr. Zum Vergleich: Der Börsenindex SMI wuchs um rund 47% auf zuletzt rund 9100 Punkte.

Noch befasst sich Jean-Paul Clozel, CEO und Mitbegründer des Basler Biotechunternehmens Actelion, mit den Vorbereitungen zur Präsentation der Drittquartalszahlen (18. Oktober) und der nachfolgenden Roadshow. Gleichzeitig muss er bereits an Geburtstagsgeschenke denken – denn am 17. Dezember feiert das Unternehmen mit heute über 1500 Mitarbeitenden seinen zehnten Geburtstag. Clozel und seine Mitstreiter haben viel Grund, stolz zu sein: Actelion mit Sitz in Allschwil ist eine der weltweit wenigen Biotechfirmen, die Medikamente auf dem Markt haben und mit diesen auch Umsätze erzielen; 2006 betrugen diese 946 Mio Fr.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnen die Analysten beim aktuell grössten europäischen Biotechunternehmen mit Umsätzen von über 1,3 Mrd Fr. Bei den Prognosen für das 3. Quartal sind sich die Beobachter aber uneinig. Die UBS erwartet gute Ergebnisse und erhöhte ihr Kursziel kürzlich von 65 auf 70 Fr. Die Bank Bear Stearns hingegen stuft die «Wahrscheinlichkeit für Enttäuschungen» grösser ein als die «Perspektiven für positive Überraschungen». Das Rating wurde von «Outperform» auf «Peerperform» gesenkt – seit kurzem ist ein erstes Konkurrenzprodukt für Actelions wichtigsten Umsatzträger Tracleer auf dem Markt.