Der Franken ist unter Aufwertungsdruck zum Euro. Halten Sie eine weitere Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank für möglich?
Natürlich ist das möglich. Aber es wäre eine «ultima ratio», zu der die SNB nur in äusserster Bedrängnis greifen würde. Eine solche Situation erscheint uns aktuell unwahrscheinlich. Der starke Franken hat auch sein Gutes für die Schweizer Wirtschaft. Erstens zwingt er zu laufender Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit, zweitens stärkt er die Kaufkraft der Konsumenten und der Importeure. Wahrscheinlicher ist, dass das Zinsniveau in der Schweiz auf absehbare Zeit nicht ändert.
 

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Chinas neue Technologiebörse ist fulminant gestartet. Wie interessant ist dieser neue Markt für Schweizer Anleger?
Er ist sehr interessant. Die Börse ist vergleichsweise günstig bewertet, Chinas Binnenmarkt wird bald der grösste der Welt sein und die Unternehmen sind sehr agil und innovativ. Die meisten Schweizer Anleger halten ohnehin kaum oder nur sehr wenig chinesische Aktien. Deshalb bieten die Titel gerade auch für die Portfolio-Diversifikation attraktive Eigenschaften.

Die Spannungen mit dem Iran beeinflussen den Ölpreis. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie bei dem Rohstoff?
Fundamental betrachtet, halten sich am Ölmarkt die preistreibenden und preissenkenden Faktoren die Waage. Natürlich ist der Konflikt mit dem Iran ein sprichwörtliches Spiel mit dem Feuer und es bleibt zu hoffen, dass er nicht weiter entflammt. Zwar ist ein «Deal» zwischen den Antagonisten unwahrscheinlich, doch beide Seiten betonen eigentlich glaubhaft, kein Interesse an einem heissen Konflikt zu haben. Solange die Strasse von Hormuz offen bleibt, dürfte der Ölpreis relativ stabil bleiben.

Burkhard Varnholt

*Burkhard Varnholt ist Anlagechef der Swiss Universal Bank und Vize-Chef des Global Investment Committee der Credit Suisse.

Quelle: ZVG

Gold hat sich massiv aufgewertet, das Edelmetall profitiert von seiner Rolle als Krisenwährung. Wird der Höhenflug anhalten?
Das kommt sehr auf Ihre Perspektive an. In Dollar gemessen, ist die Aufwertung ausgeprägter als wenn Sie in Franken messen. Zweitens kommt es auf Ihren Zeithorizont an. Vor sieben Jahren war Gold noch 20 Prozent teurer als heute. Aber in den letzten fünf Jahren ist der Preis einer Unze Gold von 1300 auf 1400 Franken gestiegen – das gibt eine Durchschnittsrendite von 1 Prozent p.a.. Mit Schweizer Bonds und mit Schweizer Aktien verdienten Sie mehr. Und das dürfte so bleiben.

Und was beschäftigt sonst noch die Finanzmärkte?
Erstens – selbstredend - der Handelskonflikt. Zweitens die Geldpolitik. In den USA ist viel Zinssenkungs-Phantasie vorweggenommen. Aber selbst, falls die US-Zinsen nicht sinken – wäre das bearish oder bullish für Aktien? Interessanterweise ist beides möglich. Drittens: Konjunktur und Bewertungen. Da häufen sich die Kassandrarufe. Doch wir sehen auch Positives. Langsames Wachstum ist nachhaltiger als zu schnelles Wachstum. Der private Konsum ist stabil. Aktienrisikoprämien sind hoch. Und Unternehmen verdienen mehr als sie an Aktionäre zurückgeben.
 
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Als Sie mir diese Frage zuletzt stellten, waren wir in Schweizer Aktien übergewichtet. Das war gut so. Heute haben wir ein paar Gewinne realisiert. Denn kurzfristig könnte sich die Schweizer Börse konsolidieren. Das gäbe neue Kaufgelegenheiten. Vergessen Sie nicht, dass Schweizer Aktien in Europa die negativste Korrelation zu Bundrenditen besitzen. Das hat ihnen im ersten Semester geholfen. Es könnte sie aber in den Schatten stellen, falls sich die Bundrenditen etwas normalisieren.
 
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Sagen wir mal, 5 bis 6 Prozent über dem heutigen Niveau. Das entspräche der aktuellen Risikoprämie Schweizer Aktien. Unsere Credit Suisse-Houseview geht davon aus, dass die säkulare Aktien-Hausse noch nicht abgeschlossen ist. Anleger halten, im Vergleich zu früher und im Vergleich zu ihren Renditebedürfnissen, zu wenig Aktien. Das wird sich irgendwann ändern. Denn auch an den Kapitalmärkten entstehen keine wirklich attraktiven Alternativen.

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