Strukturierte Produkte verfügen oftmals über einen bedingten Kapitalschutz, eine bedingte Mindestausschüttung oder einen Hebel gegenüber der Performance der zugrunde liegenden Aktie. All diese Eigenschaften werden durch den Verkauf der erwarteten Dividenden hergeleitet. Es stellt sich die Frage, für wen es wann Sinn macht, ein solches Geschäft einzugehen.
Dazu sollten Überlegungen betreffend Nachsteuerrendite der Anlage gemacht werden. Zum Beispiel werden Dividenden von Schweizer Unternehmen mit einer Verrechnungssteuer von 35% belastet. In der Schweiz können steuerpflichtige Anleger diese Steuer zwar zurückfordern, zahlen dafür jedoch die Einkommenssteuer auf die Bruttodividende.
Nehmen wir als Beispiel einen in der Schweiz steuerpflichtigen Anleger mit einem Grenzsteuersatz von 35%. Er hält Credit-Suisse-Aktien, deren Dividendenrendite bei 4% liegt. Seine Dividendenrendite nach Steuern liegt somit bei 2,6%; den Rest muss er dem Staat als Einkommenssteuer abliefern. Grosse Banken haben hingegen die Möglichkeit, nahezu 100% der Verrechnungssteuer zurückzuforder, und damit - letztlich im Interesse des Kunden - zu arbeiten.
Anstatt Dividende gibts Bonus
Gehen wir nun davon aus, der Anleger sei unschlüssig über das Kurspotenzial der Aktie in den nächsten Monaten, möchte aber keinesfalls auf potenzielle Kursgewinne verzichten. Eine Bank kann ihm dabei behilflich sein, diese Sicht in einem strukturierten Produkt auszudrücken. Sie kann einen Grossteil der Bruttodividende verbriefen, um beispielsweise ein Bonus Zertifikat auf Credit Suisse mit einer Laufzeit von sechs Monaten, einer Barriere von 80% und einem Bonus von 104% zu emittieren. Über das Bonusniveau hinaus beträgt die Partizipation 100%. Der Anleger könnte so seinen Aktienbestand gegen dieses Produkt tauschen. Die Laufzeit des Produkts ist unterjährig und unterliegt somit nicht der Einkommenssteuer für in der Schweiz steuerpflichtige Anleger. In diesem Fall agiert der Anleger als Risikonehmer, denn er tauscht eine sichere Dividende gegen einen unsicheren, bedingten Kapitalschutz und Bonus. Der Schutz gegen einen allfälligen Kursrückschlag von bis zu 20% innert sechs Monaten widerspiegelt seine unschlüssige Sicht in Bezug auf die weitere Entwicklung seiner Aktie. Der Anleger muss abschätzen, ob sich der Tausch einer erwarteten Nettodividende von 2,6% gegen einen bedingten Bonus und Schutz lohnt. Diese Frage kann nur jeder für sich beantworten. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass Unternehmen ihre Dividende bei schlechtem Geschäftsgang teils oder ganz streichen können. In jüngster Vergangenheit war Letzteres beispielsweise bei Daimler der Fall. Beim Tausch der Aktie gegen ein Bonuszertifikat veräussert der Anleger also das Dividendenausfallrisiko auf den Emittenten. Die zugrunde liegende Aktie sollte eine hohe Volatilität ausweisen, denn je höher diese ausfällt, desto grösser ist der bedingte Bonus respektive der Schutz.
Der Tausch einer Aktie inklusive Dividende gegen ein Bonuszertifikat ist so gesehen nichts anderes als der Versuch des Anlegers, eine absolute Rendite zu erwirtschaften. Es wird eine Zielrendite angepeilt, die mindestens dem Niveau des Bonus entspricht und darüber hinaus offen ist. Gleichzeitig wird versucht, die Wahrscheinlichkeit negativer Renditen zu minimieren.
Tausch Dividende gegen Hebel
Bei einer Aktie mit hoher Dividende, aber tiefer Volatilität, wie im Falle der Swisscom, wäre der Einsatz eines Outperformance-Zertifikats sinnvoller. Dieses Produkt nutzt die volle Dividende, um Kaufoptionen zu erwerben. Die Dividendenrendite von 5% bei Swisscom ermöglicht die Gestaltung eines Produkts mit sechs Monaten Laufzeit und einer Partizipation von 280% auf die positive Kursentwicklung der Aktie.
Damit sich hier der Kuhhandel «Dividende gegen Outperformance» lohnt, muss der Anleger die Meinung vertreten, dass die erwartete Performance der Aktie plus Nettodividende (3,25% im dargestellten Fall) bei Verfall tiefer liegen wird als die überproportionale Performance minus Dividende des Outperformance-Zertifikats.
Fazit: Für fast jede Marktlage und Meinung gibt es eine Strukturierte-Produkt-Lösung. Die grösste Herausforderung besteht darin, die richtige anzuwenden.