Angesichts eines Aktienmarktes, bei dem der Welthandel ein wichtiger Faktor ist, hat Dänemark seine Anziehungskraft in der neuen Donald-Trump-Welt verloren. Das war noch bis vor kurzer Zeit ganz anders: Als Europa in die Schuldenkrise abrutschte, flossen Gelder nach Dänemark. Als die Schweiz ihren Mindestkurs für den Euro aufgab, flossen Gelder nach Dänemark. Und als sich die Briten zum Austritt aus der Europäischen Union (EU) entschieden, flossen ebenfalls Gelder nach Dänemark.
«Einige der Ideen von Donald Trump sind ziemlich negativ für Dänemark und die dänische Krone», sagt Las Olsen, Chefvolkswirt bei Danske Bank A/S, der grössten Bank des Landes.
Angst vor Handelskrieg
Dänische Benchmark-Aktien waren am Tag nach dem Sieg von Trump gefallen. Der wichtigste Index - der von Namen wie A.P. Moller-Maersk A/S, einem globalen Reederei-Giganten, und Vestas Wind Systems A/S, einem Weltmarktführer für Turbinen im Bereich der erneuerbaren Energien - geprägt wird, hatte in der vergangenen Woche unterm Strich 3,3 Prozent verloren. Er bewegte sich damit in dieselbe Richtung wie der MSCI-Index für Schwellenländer.
Der Handelskrieg, den Trump entfesseln könnte, laut Nordea Bank und anderen, dürfte die Dänen besonders stark belasten. Hinter rund der Hälfte der Wirtschaftsleistung des Landes steht der Export. Nordea schätzt, dass Dänemark bis zu 10.000 Jobs verlieren könnte, falls Trump seine Ankündigungen in die Tat umsetzt.
Notenbank vor Entlastung
Danske Bank zufolge könnten die Entscheidungen von Trump den dänischen Leistungsbilanzüberschuss um ein Drittel reduzieren. Er würde dann bei rund sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen. Das ist noch immer ein riesiger Wert, doch der Umfang der Veränderung wird den Wechselkurs treffen.
Das bedeutet letztlich, dass die Zentralbank, die die Anbindung der Krone an den Euro verteidigt, nicht mehr länger gegen die massiven Zuflüsse kämpfen muss. Diese Aufgabe hatte sie dazu veranlasst, die Zinsen seit 2012 hauptsächlich negativ zu halten. Im größten Teil des vergangenen Jahres lag der wichtigste dänische Satz bei minus 0,75 Prozent, im Januar erfolgte dann eine Erhöhung um zehn Basispunkte.
Laut Nordea glauben Investoren, dass diese negativen Zinsen nicht mehr länger ausgehalten werden müssen - angesichts der abnehmenden Anziehungskraft dänischer Anlagewerte. «Es gibt Grenzen, wie viel sicheren Hafen man bekommt durch Staatsanleihen, die keinen Ertrag abwerfen», sagt Helge Pedersen, Chefvolkswirt bei Nordea in Kopenhagen.
«Wir wissen nichts»
Anders Dam, der Chef von Jyske Bank A/S, ist der Meinung, dass die Entscheidungen von Trump die Zentralbank wahrscheinlich dazu zwingen werden, ihre negativen Zinsen möglicherweise schon in einem Jahr aufzugeben. Die meisten Volkswirte bleiben einstweilen jedoch bei ihrer Prognose, dass die negativen Zinsen mindestens bis 2018 erhalten bleiben werden.
Das liegt daran, «dass wir im Grund genommen nicht wissen, was Trump machen wird», sagt Jes Asmussen, Chefvolkswirt bei Svenska Handelsbanken in Kopenhagen. Im Moment ist es so, als ob «die Leute vergessen haben, welche Panik sie hatten, als er darüber redete, was er alles machen würde. Und plötzlich müssen wir daran glauben, dass er kein cholerischer Agitator ist.»
(bloomberg/chb)