SMI, S&P 500, Euro Stoxx, Nikkei – sie alle haben seit Anfang Jahr zwischenzeitlich hohe Kursverluste erlitten. In der Spitze waren es zum Teil rund 10 Prozent. Per definitionem kann damit noch nicht von einem Bärenmarkt gesprochen werden. Dafür wären Abgaben von 20 Prozent in einem Monat oder Minusrenditen während mindestens vier Quartalen nötig. Davon ist der Markt weit entfernt.

Fundamental gibt es derzeit nicht viel zu beanstanden. Zwar sind die Konjunkturindikatoren etwas zurückgekommen, aber nicht in einem Masse, das berechtigte Sorgen über zu schnell steigende Inflationserwartungen und als Folge anziehende Zinsen rechtfertigen würde.

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Die Stimmung an den Märkten ist trotzdem schlechter, als es die Performance-Zahlen nahelegen. Sorgen bereitet den Anlegern der eskalierende Handelskrieg zwischen den USA und China. Er könnte der Weltkonjunktur ernsthaften Schaden zufügen.

In diesem Umfeld erscheinen auch die sportlichen Aktienbewertungen in einem anderen Licht. In den vergangenen Jahren haben sich Investoren an Kurs-Gewinn-Verhältnissen von über 30, wie sie beispielsweise im Tech-Sektor üblich sind, kaum gestört. Doch jetzt werden die Zahlen hinterfragt und Titel wie Alphabet, Amazon und Facebook verkauft.

Diese Unsicherheiten werden durch die Algorithmen der Quants, die den Boden der jüngsten Korrektur ausloten, verstärkt. Das sorgt für mächtige Wellen. Tägliche Schwankungen von 2 bis 3 Prozent sind selbst in grossen und breiten Aktienmärkten derzeit nicht aussergewöhnlich.

Folgt «letzte Kapitulation»?
Die elektronische Herde der Investoren hat seit der Finanzkrise immer auf das gnädige Eingreifen der Zentralbanken vertraut. Diese Zuversicht scheint mittlerweile zu schwinden. Das drückt zusätzlich auf die Stimmung. Nach neun Jahren Aktienmarkthausse sind nur noch wenige Anleger kaufwillig. So fliesst das vom Aktienmarkt abgezogene Geld nicht in andere Anlageklassen. Es wird vor allem in bar gehalten. Gold, Junkbonds, Staatsanleihen reagieren kaum auf das wilde Auf und Ab an den Börsen.

Gefahr droht in den kommenden Wochen vor einer sogenannten letzten Kapitulation, also ein oder mehrere Tage mit noch höheren Verlusten, als es jüngst der Fall war. Es wäre der typische Verlauf einer «klassischen» Korrektur am Aktienmarkt. Das ist das optimistische Szenario, denn danach sollten die Kurse wieder steigen oder zumindest seitwärts tendieren. Unter anderem weil sich die Befürchtungen bezüglich des Handelskriegs als überzogen erweisen und die Märkte erneut auf «risk on» schalten.

Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass es mit einer «letzten Kapitulation» nicht getan sein wird und es an den Aktienmärkten in den kommenden Quartalen zu einer Neubewertung der Risiken kommt. Zumindest dann, wenn die USA die Geldpolitik konsequent straffen. Das wären für Aktienbesitzer schlechte Nachrichten, da diese Anlageklasse am meisten von der Geldpolitik der Notenbanken profitiert hat. Tröstlich wäre bei diesem Szenario nur, dass Bärenmärkte in der Vergangenheit nur rund einen Drittel so lange dauerten wie Bullenmärkte.