Die Community ist gespalten. Die eine Gruppe der Anleger freut sich über Rekordstände im Swiss Market Index. Bei den anderen herrscht Frust. Sie sagen: In meinem Depot ist der jüngste Börsen-Höhenflug gar nicht angekommen.

Fakt ist: In den letzten zwölf Monaten kletterten heimische Blue Chips um 7,5 Prozent. Inklusive Dividenden im sogenannten SMIC liegt der Zuwachs sogar bei 9,9 Prozent.

Während der SMIC ohnehin schon seit längerem von einem Rekord zum nächsten jagt, konnte der SMI nun endlich Ende April – nach mehrfachen Versuchen – den starken Widerstand bei der psychologisch wichtigen Marke von 9500 Punkten knacken – und dabei auch das bisherige Allzeithoch von 2007 bei rund 9600 Indexzählern hinter sich lassen.

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Und doch ist diese Kursparty bei vielen Anlegern aber tatsächlich nicht angekommen. Das liegt an der Zusammensetzung des Börsenbarometers.

Drei dominante Aktien

Der SMI wird nämlich eindeutig dominiert von den drei ganz grossen Werten Nestlé, Roche, Novartis. Und darin steckt das Problem. Der SMI ist nämlich ein kapitalgewichteter Index, der sich am Free Float, dem Streubesitz, orientiert. Zwar gibt es im Index eine Gewichtsbegrenzung auf 20 Prozent.

Wird ein Einzelwert des Index mit seiner Börsenkapitalisierung zu schwer, dann fliesst die Performance dieses Werts nur bis zu einem Indexanteil von 20 Prozent in die Berechnung mit ein. Doch 20 Prozent ist schon sehr viel. Bei einer aktuellen Marktkapitalisierung des SMI von rund 1300 Milliarden Franken überspringt zwar nur Nestlé mit einem aktuellen Börsenwert von rund 300 Milliarden Franken und einem Anteil von 23,9 Prozent derzeit diese Grenze, doch auch Roche und Novartis sind nahe dran.

Mit einem Börsenwert von 230 und 210 Milliarden Franken liegen deren Anteile am SMI immerhin auch schon bei 17,8 und 16,7 Prozent. Zusammen entfallen damit annähernd 60 Prozent des SMI-Gewichts auf die drei genannten Titel. Und da kommt die Performance ins Spiel. Ausgerechnet der grösste Wert im SMI – Nestlé – liegt bei der Zwölf-Monate-Performance mit einem Plus von 36,1 Prozent auf Platz eins im Index.

Die zwei anderen Schwergewichte im SMI – Roche und Novartis – zählen mit Kurssteigerungen auf Zwölf-Monate-Sicht von 23,7 und 23,5 Prozent immerhin noch zu den Top fünf des Index. Und genau wegen ihres hohen Gewichts im Index ziehen sie den SMI auf Sicht von einem Jahr um 7,5 Prozent in die Gewinnzone (siehe Tabelle rechts).

Deutliche Avancen: Pharmatitel im SMI

Roche: Mit Blick auf den Börsenwert ist Roche mit rund 230 Milliarden Franken hinter Nestlé (290 Milliarden Franken) die Nummer zwei im Swiss Market Index (SMI). Das Pharmaunternehmen aus Basel konzentriert sich auf Krebstherapien, wird aber auch in anderen Bereichen wie etwa in der Behandlung von Multipler Sklerose weltweit zu einem zunehmend wichtigen Mitspieler. Die Aktien sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 14 für die nächsten zwölf Monate anspruchsvoll bewertet.

Novartis: Der Pharmakonzern machte zuletzt wegen teurer Gentherapien von sich reden. Das Mittel Zolgensma hat vergangene Woche die Zulassung für den US-Markt bekommen. Preis für eine Einmaldosis: 2,125 Millionen Dollar. Damit ist Zolgensma die teuerste Arznei der Welt. Auch im Bereich Krebstherapien kommt Novartis gut voran. Zudem kam die Abspaltung der Augenheilkunde-Sparte Alcon bei den Investoren gut an. Die Aktien gehören dieses Jahr mit einem Plus von 19 Prozent zu den Gewinnern im SMI.

Rechnet man nun aber die drei Titel aus dem SMI heraus, dann relativiert sich auch die schöne Rekordjagd des Index.

Denn die drei Schwergewichte brachten dem Börsenbarometer in den letzten zwölf Monaten ein Plus von rund 15 Prozentpunkten. Die 17 anderen Indexmitglieder schrumpften dagegen beim Börsenwert von rund 600 Milliarden Franken vor einem Jahr auf inzwischen weniger als 540 Milliarden Franken und damit um mehr als 10 Prozent.

Banken übrigens fallen mit ihrer schwachen Performance kaum ins Gewicht. Zwar zählen Credit Suisse und UBS in den letzten zwölf Monaten zu den Verlierern im Index und ihre Börsenbewertung ist dabei um rund 20 Milliarden Franken geschrumpft. Doch bezogen auf das im Vergleich dazu gewaltige SMI-Gewicht mindern die beiden Geldhäuser die Performance des Index lediglich um etwa 1,5 Prozent.

Hoch und runter: Bankentitel im SMI

UBS Die Bank hat sich zuletzt bei ihren Aktionären nicht gerade beliebt gemacht. Die Milliardenbusse in Frankreich sorgte überall für Kopfschütteln. Kein Wunder, musste der Verwaltungsrat an der Generalversammlung Anfang Mai eine heftige Niederlage einstecken. Die Aktionäre verweigerten dem Gremium die Entlastung. Nun versucht das Unternehmen, an vielen Stellschrauben zu drehen, damit die Ertragsrechnung am Ende des Jahres wieder stimmt. Dazu gehörte auch die Senkung der Sparzinsen auf null.

Credit Suisse Das Finanzhaus hat eine grössere Restrukturierung unter CEO Tidjane Thiam abgeschlossen. Nach einigen schlechten Quartalen zeigte die Sanierung im ersten Quartal 2019 erste Wirkungen. Die Aktien schlugen sich seit Jahresbeginn daher auch deutlich besser als die Titel von Konkurrentin UBS. Mit Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9 für die nächsten zwölf Monate sind Credit Suisse angemessen bewertet. 16 von 27 auf Bloomberg befragte Analysten raten zum Kauf der Aktien.

Auch Mid Caps eher schwach

Wie der SMI profitiert übrigens auch der SPI vom starken Lauf von Nestlé, Roche und Novartis. Der breite Markt mit seinen 215 Mitgliedern bringt es auf ein Jahresplus ohne Dividende von rund 5,5 Prozent. Die drei Börsenriesen aus dem SMI haben an der Marktkapitalisierung des SPI von rund 1850 Milliarden Franken aber einen Anteil von 40 Prozent.

Rechnet man die Wertsteigerung dieser drei Giganten heraus, dann kam der SPI in den letzten zwölf Monaten per Saldo nicht vom Fleck. Das spiegelt der SPI Extra – also ohne die SMI-Mitglieder – in etwa wider. Dieser Index büsst nämlich auf Sicht von zwölf Monaten knapp 10 Prozent an Wert ein. Mit einer negativen Performance auf Zwölf-Monate-Sicht von rund 7 Prozent liefen die Mid Caps aus dem SPI ebenfalls schwach. Schlimm hat es auch die Small Caps erwischt.

SMI und SPI

Die Performance bereinigt um die drei Top-Performer

Quelle: Handelszeitung

Kleinere Titel aus den Depots geräumt

Die Aktien aus der dritten Reihe im SPI bringen auf Sicht von einem Jahr einen Verlust von 16,5 Prozent. Anleger denken da an den Small-Cap-Effekt: In unsicheren Zeiten und einer drohenden Konjunkturabschwächung werden kleinere Titel aus den Depots geräumt.

Die Risiken dort sind einfach erhöht – wegen geringerer Handelsliquidität an der Börse und auch wegen einer in der Regel geringeren operativen Basis mit weniger Kunden. Die bittere Erkenntnis: Ohne Nestlé, Roche, Novartis kam der SPI in den letzten zwölf Monaten nicht voran.

SMI

SMI: Starker Anstieg seit Anfang des Jahres.

Quelle: Handelszeitung
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