Wenn Elektroautos den Durchbruch schaffen, hat das grosse Auswirkungen auf die Nachfrage nach verschiedenen Rohstoffen. Wer sind die Gewinner dieser Entwicklung?
James Butterfill*: Zu den Gewinnern werden die Rohstoffe gehören, die in Batterien eingesetzt werden. Lithium wird auf längere Sicht sicher stärker nachgefragt werden. Auch Nickel und Aluminium dürften zulegen, vor allem aber Kobalt und Mangan als Schlüsselmetalle in den Kathoden der Lithiumbatterien. Dazu kommen die Metalle, die im Antrieb der Elektroautos verwendet werden, zum Beispiel Dysprosium und Terbium in den Magneten. Doch in viele dieser Metalle kann man heute kaum investieren.

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Was ist daran schwierig?
Für viele gibt es keinen Terminmarkt. Batteriehersteller kaufen beispielsweise das Lithium direkt bei den Förderfirmen, es wird nicht an der Börse gehandelt. Beim Kobalt ist der Terminmarkt noch sehr klein. Einfacher sind Investitionen in Nickel und Aluminium die am London Metal Exchange gehandelt werden.

Lithium wird heute in fast allen starken Batterien eingesetzt. Doch vernünftige Produkte für Investoren scheint es dazu nicht zu geben.
Es gibt nichts, nicht einmal einen einheitlichen Preis.

Warum?
Als der London Metal Exchange vor 150 Jahren gegründet wurde, ging es um andere Metalle als heute. Für Lithium gab es bis vor sehr kurzer Zeit nur eine geringe Nachfrage, deshalb wurde nie ein Handelsplatz eingerichtet. Gewisse Marktteilnehmer versuchen das jetzt zu ändern und eine Form des Austausches zu schaffen, weil damit eine grössere Preistransparenz für die Konsumenten entstehen würde. Doch dies ist nicht einfach.

Wie können denn Anleger heute von der wachsenden Nachfrage nach Lithium profitieren?
In den USA gibt es den Solactive Global Lithium Index. Doch dieser bildet nicht wirklich den Lithiumpreis ab, sondern korreliert viel stärker mit dem Ölpreis. Eigentlich investiert man damit in die Förderfirmen, die aber auch andere Metalle aus dem Boden holen. Die Investitionsmöglichkeiten in Lithium sind noch sehr beschränkt, doch das dürfte sich in Zukunft ändern.

Lithium ist heute sehr wichtig, aber ist Lithium wirklich eine sichere Wette oder kommt bald ein Ersatz?
Es besteht zumindest das Risiko, dass es von einer anderen Technologie überflüssig gemacht wird. Aus physikalischer Sicht ist Lithium zwar sehr gut für Batterien geeignet, aber es gibt viel effizientere Technologien, beispielsweise Wasserstoff-Brennstoffzellen. In den letzten Jahren wurden Wasserstoffautos zwar etwas an den Rand gedrängt, doch die Technologie ist nicht verschwunden. Heute werden Wasserstofffahrzeuge vor allem im öffentlichen Verkehr eingesetzt, aber dies kann sich wieder ändern.

Welche Technologie wird sich durchsetzen?
Entscheidend ist die Infrastruktur. Im Moment wird ein Netz von Ladestationen aufgebaut. Das bedeutet, dass sich die Konsumenten wahrscheinlich für batteriebetriebene Autos entscheiden werden, obwohl Wasserstoff-Brennstoffzellen besser wären.

Der Vermögensverwalter Blackrock glaubt, dass elektrische Autos 2030 einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent haben werden. Einverstanden?
Nein, ich bin komplett anderer Ansicht. Die Meinungen über den künftigen Marktanteil gehen weit auseinander. Der Thinktank Green Alliance rechnet damit, dass 2030 erst 8 Prozent der verkauften Autos elektrisch sein werden, das scheint mir realistischer. Es gibt grosse Hindernisse, welche den Durchbruch verzögern dürften.

Was sind denn die Probleme?
Das grösste Problem ist der Preis. Das billigste Elektroauto kostet etwa 33'000 Dollar. Zum Vergleich: Der Durchschnittspreis für ein Auto beträgt rund 24'000 Dollar. Um auf dem Massenmarkt wirklich zu bestehen, muss der Preis runterkommen. Das geschieht zwar, aber zu langsam. Ein anderes Hindernis ist die Infrastruktur. Es gibt Schätzungen, dass das Aufladen mehrerer Autos am gleichen Ort heute zu lokalen Stromausfällen führen würde. Die gesamte elektrische Infrastruktur muss verbessert werden und dies dauert Jahrzehnte.

Ist es vor diesem Hintergrund überhaupt sinnvoll in die Elektromobilität zu investieren?
Ja, es macht Sinn. Ich bezweifle nicht, dass es einen Durchbruch geben wird, aber der Wechsel zum Elektroauto dürfte langsamer ausfallen, als viele Menschen glauben. E-Mobilität ist ein Wachstumsgebiet und es gibt viele Bereiche, die davon profitieren werden, zum Beispiel E-Velos.

Wo liegen die grössten Chancen für Anleger?
Besonders optimistisch bin ich für den Rohstoff Kupfer. Ein normales Auto mit Verbrennungsmotor enthält etwa 20 Kilogramm Kupfer. Ein Hybridauto dagegen 60 Kilogramm und ein Elektroauto sogar 80 Kilogramm. Der Rohstoffkonzern BHP Billiton schätzt, dass in zwanzig Jahren 15 Prozent der Kupfernachfrage aufs Konto der Elektroautos gehen wird. Und das ohne den zusätzlichen Bedarf aufgrund des Ausbaus der elektrischen Infrastruktur.

Was muss man dabei beachten?
Kupfer ist heute ein simples Investment, aber man braucht einen längeren Investitionshorizont. Fünf Jahre oder mehr sind zwingend nötig, aber das gilt für die gesamte E-Mobilität. Wir werden nicht alle von heute auf morgen auf Elektroautos umsteigen.

*James Butterfill ist Head of Research & Investment Strategy bei ETF Securities. Die Firma ist auf alternative Anlagelösungen spezialisiert.