Die Bankenbranche wird seit einiger Zeit gehörig aufgemischt: Neue Finanztechnologiefirmen, kurz Fintechs, drängen auf den Markt. Bei den Unternehmen handelt es sich grösstenteils um kleine Startups. Sie machen den altehrwürdigen, traditionsreichen Geldhäusern in der Schweiz und weltweit bereits ordentlich Konkurrenz.

Die neuen Player auf dem Finanzmarkt bieten Produkte auf Basis digitaler Medien und digitaler Informationstechnologie an, etwa bequeme Lösungen zum mobilen Bezahlen mit dem Smartphone oder Plattformen für das sogenannte Social Trading, bei dem Anleger via Internet in Gruppen agieren. Auch das Crowdfunding, bei dem Projektgründer oder Unternehmen sich mithilfe der Spenden von Internetnutzern Kapital verschaffen, zählt zu den Themen, die Fintechs abdecken.

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Begeisterung von Kunden und Anlegern

Viele Bankkunden kritisieren den antiquierten Service von Banken, welche das Zeitalter der Digitalisierung teilweise verschlafen haben und den technologischen Ansprüchen ihrer Kunden oft noch nicht gerecht werden. Umso begeisterter sind die Kunden nun von den Angeboten der Fintechs.

Nicht nur bei Verbrauchern stossen die Hybride aus Technologiefirmen und Banken auf Zuspruch: Auch Anleger halten grosse Stücke auf Fintechs, denn die Unternehmen agieren in Geschäftsfeldern, die allesamt grosses Wachstum versprechen. Bislang sind nur wenige Finanz-Startups aus Europa an der Börse kotiert. Im angelsächsischen Raum haben schon mehr Fintechs den Börsengang gewagt. Risikofrei sind die Titel – wie bei Jungunternehmen üblich – nicht. Die eine oder andere Fintech-Aktie sollten Anleger allerdings im Auge behalten.

Wachstumswert Lending Club

Einer der meistbeachteten und relativ frühen Börsengänge eines Fintechs fand im Herbst des Jahres 2014 an der New Yorker Wall Street statt. Die Aktie des Crowdfunding-Anbieters Lending Club (ISIN: US52603A1097) schoss von ihrem Startkurs von 15 Dollar direkt am ersten Tag auf 25 Dollar. Im Anschluss folgte allerdings Ernüchterung – in den vergangenen zwölf Monaten stürzte der Kurs der Aktie um mehr als die Hälfte nach unten und dümpelt derzeit bei rund 9 Dollar vor sich hin. Ein gelungener Börsengang sieht anders aus.

Risikofreudige Anleger könnten den günstigen Kurs jedoch zum Einstieg nutzen: Marktbeobachter bescheinigen Lending Club weiterhin gute Wachstumsaussichten. Analyst Bradley Berning von der Investmentgesellschaft Craig Hallum empfahl den Titel jüngst zum Kauf.

Wirecard mit Aufwärtspotenzial

Ein weiterer Favorit vieler Analysten ist Wirecard (DE0007472060). Das Unternehmen mit Sitz im deutschen Aschheim bei München bietet unter anderem Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr an. Nach anonymen Betrugsvorwürfen musste die Aktie des für ein Fintech vergleichsweise etablierten Unternehmens in den vergangenen Wochen kräftig Federn lassen.

Wirecard weist die Vorwürfe zurück, und auch Analysten springen dem Unternehmen bei: Es sei Zeit, sich auf die fundamentalen Daten zu konzentrieren, meint etwa Knut Woller von der Baader Bank. Auch andere Analysten betrachten den Wirecard-Valor als klaren Kauf und bescheinigen dem Titel deutliches Aufwärtspotenzial.

Mit Temenos auf ein Schweizer Produkt setzen

Gegenüber den stark gebeutelten Fintech-Aktien von Lending Club und Wirecard glänzte zuletzt der Titel eines Schweizer Unternehmens: Der Aktienkurs des Bankensoftware-Herstellers Temenos ist zuletzt stetig gestiegen, allein in den vergangenen vier Wochen um 17 Prozent. Das Genfer Unternehmen profitiert in hohem Masse von der fortschreitenden Digitalisierung im Bankensektor und der erhöhten Nachfrage nach mobilen Zahlungssystemen.

Vom Potenzial der Aktie sind auch die Analysten der Bank Vontobel überzeugt, die jüngst ein Kursziel von 65 Franken ausgaben. Wer auf ein Schweizer Fintech setzen will, dürfte bei Temenos gut aufgehoben sein, zumal die beiden härtesten Konkurrenten in der Schweiz – Finnova und Avaloq – noch nicht börsenkotiert sind.

«Der Hype geht weiter»

Auch in Zukunft dürfte noch der eine oder andere Börsengang eines Fintechs folgen, erwartet Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio in Köln: «Anleger sollten die Szene genau beobachten», empfiehlt er. Gewinner und Verlierer im Rennen um die Publikumsgunst würden sich in den kommenden Monaten bereits herauskristallisieren. Beim Börsengang der Gewinner lohne sich dann das Zugreifen, sagt Zimmer: «Der Hype um Fintechs wird weitergehen – und die Gewinne der jetzt noch kleinen Unternehmen werden mit dem Wachstum stark steigen.»

Wer nicht so lange warten und sich nicht mit der Auswahl von Einzeltiteln beschäftigen will, kann auf einen Index des Anbieters Solactive setzen: Im Solactive Fintech 20 Index (ISIN: DE000SLA0F65) sind die Aktien von 20 wichtigen Fintechs gelistet. Der Index ist des Weiteren über ein Zertifikat der UBS investierbar (ISIN: DE000UBS1FT8).