Die Luft ist dünn für Anleger. Schweizer Bundesobligationen bringen Renditen im Bereich von 0 Prozent pro Jahr. Und angesichts eines Kurslevels von 140 Prozent am heimischen Bondsmarkt mit dem Swiss Bond Index kurz SBI, in dem die an der SIX Swiss Exchange kotierten und in Franken denominierten Anleihen enthalten sind, scheinen Kursgewinne bei Rentenpapieren auch nicht wahrscheinlich. Immerhin notierte der SBI schon vor drei Jahren bei 140 Prozent.

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Aktien sind aber auch keine sicheren Renditebringer mehr. Ganz besonders derzeit nicht. Denn US-Präsident Donald Trump spielt schon wieder Böser-Mann und schickt die Kurse in den Keller. Wie schon seit zwölf Monaten nutzt der Politiker jetzt erneut Zölle als seine Waffe.

 

Handelsstreit – eine never ending story

 

Schien es vor wenigen Tagen so, als ob sich USA und China im Handelsstreit noch diese Woche einigen könnten, so legte Trump am vergangenen Wochenende erneut Briketts in den heissen Handels-Ofen und droht mit weiteren Zöllen, die noch in dieser Woche wirksam werden könnten.

 

Infolge der erneuten Handelsangst fiel der SMI in dieser Handelswoche um fast 400 Punkte oder rund vier Prozent. Die schönen Kursgewinne seit Ende Februar sind damit weg. Kein Mensch weiss, wie es weitergehen wird. Selbst eine Einigung mit den Chinesen wäre noch lange kein Garant für einen neuen nachhaltigen Aufwärtstrend.

 

Firmen-Bonds mit hoher Rendite

 

Denn nicht wenige Beobachter halten es für möglich, dass Trump nach einer Einigung mit dem Reich der Mitte als nächstes Europa mit Zöllen bedrohen könnte. Und das würde den Aktienmärkten dann den nächsten Stoss versetzen.

 

Anleger fragen sich also: Wohin mit den Ersparnissen? Als Hilfe im Renditenotstand greifen viele Börsianer zu Firmen-Bonds. Denn dort gibt es teils richtig fette Zinsen. Zwar nicht bei den heimischen grossen Blue Chips mit bester Bonität wie etwa bei NestléAnleihen des Nahrungsmittelkonzerns rentieren bei einem Rating von Aa2 – meist mit etwa 1,5 Prozent bis zwei Prozent im Jahr. Aber dafür bieten Unternehmen aus der zweiten oder gar dritten Reihe Anlegern, die für eine geringere Bonität auch bereit sind, etwas höhere Risiken einzugehen, Spitzenrenditen. Zu Einzelwerten gleich noch mehr, vorerst ein paar Dinge kurz erklärt zu Bonds.

 

Die Sache mit dem Coupon

 

Die tatsächliche, effektive Rendite von Bonds hängt an zwei Dingen: Da ist zum einen die Nominalverzinsung – der Coupon. Diese bezieht sich auf den Nominalpreis der Obligation in aller Regel von 100 Prozent. Zu diesem Preis werden Anleihen nicht nur meistens emittiert, sondern auch zurückbezahlt. Ein Coupon von fünf Prozent entspricht dann bei einem Preis der Anleihe von 100 Prozent einer jährlichen Rendite von fünf Prozent.

 

Änderungen erfährt die Rendite aber bei Kursen der Obligation unter oder über dem Nominalpreis. Notiert eine Anleihe beispielsweise aktuell an der Börse nur bei 90 Prozent, dann entspricht ein Coupon von fünf Prozent einer jährlichen Zinszahlung von 5,6 Prozent. Bei Kursen von zum Beispiel 110 Prozent liegt die jährliche Verzinsung beim Coupon von fünf Prozent aber nur bei 4,5 Prozent.

 

Extra Chancen bei Kursen unter Pari

 

Aber das ist noch nicht alles. Da Anleihen normalerweise zu 100 Prozent zurückgezahlt werden, steckt in einem aktuellen Kurs des Bonds unter Pari – also unter dem Nominalpreis – von zum Beispiel 90 Prozent ein Kurssteigerungspotenzial bis zum Nominalpreis von 100 Prozent also von 11,1 Prozent bis zum Ende der Fälligkeit, dem Rückzahlungstermin.

 

Anleihen, die über Pari notieren, beispielsweise bei 110 Prozent, werden aber ebenfalls nur zu 100 Prozent zurückgezahlt und das heisst dann: Mit dieser Anleihe büssen Anleger bei Rückzahlung am Fälligkeitstag 10-Prozentpunkte oder im Beispiel 9,1 Prozent an Wert ein.

 

Restlaufzeit beachten

 

Die effektive Rendite einer Anleihe errechnet sich dabei aus dem Verhältnis des Coupons zum aktuellen Kurs und dem jeweiligen Auf- oder Abgeld des Bonds zum Nominalpreis im Verhältnis zur Restlaufzeit in Jahren.

 

Um noch einmal kurz eine Anleihe von Nestlé zu bemühen. Die Obligation (ISIN: XS1055430182) hat einen Coupon von 2,75 Prozent und läuft bis 15.4.2020. Das bedeutet: Bezogen auf den Nominalbetrag von 100 Prozent bekommen Anleger damit 2,75 Prozent Zins pro Jahr. Die Anleihe läuft noch rund elf Monate, notiert derzeit aber bei 101,58 Prozent.

 

Rallye – der Detailhändler bietet Kurschancen…

 

Anleger bekommen bei dieser Obligation damit also ziemlich exakt bis zum Ender der Laufzeit in einem Jahr noch 2,75 Prozent Zins ausgezahlt. Da aber der Rückzahlungskurs bei 101,58 Prozent liegt, beträgt die effektive Verzinsung pro Jahr nur rund 1,0 Prozent. Denn wer heute einsteigt, bleibt bis zum Ende der Laufzeit auf einem Kursverlust von rund 1,6 Prozent sitzen.

 

Anders dagegen verhält es sich mit einem Bond von Rallye, einem Detailhändler aus Paris. Eine Obligation (ISIN: CH0341440326) des Unternehmens notiert aktuell bei 95,0 Prozent. Rückzahlung am 23.11.2020 ist aber zu 100 Prozent. Das bedeutet: Anleger können bis dahin noch mit einem Kursanstieg auf Pari – also 100 Prozent – und damit einem Kursgewinn bei dieser Rallye-Anleihe von 5,3 Prozent rechnen.

 

… und einen hohen Coupon

 

Dazu kommt ein Nominalzins von 4,0 Prozent bezogen auf 100 Prozent. Beim Kurs von 95 Prozent entspricht das einer jährlichen Rendite von 4,2 Prozent. Insgesamt – reguläre Verzinsung zuzüglich der erwarteten Kurssteigerung auf Pari – 100 Prozent – errechnet sich dadurch eine effektive Gesamtverzinsung bis zur Fälligkeit im November nächsten Jahres von 7,4 Prozent pro Jahr.

 

Zwei Dinge determinieren den jeweiligen aktuellen Kurs einer Anleihe und damit die tatsächliche Effektivverzinsung pro Jahr. Da ist zum einen die Bonität des Unternehmens. Diese wir durch Rating-Agenturen in verschiedene Stufen eingeteilt. Die Bonität ist umso besser, umso weniger wahrscheinlich Ausfälle bei den Zinszahlungen oder der Rückzahlung zu erwarten sind.

 

Bonität, Emittentenrisiko und Zinsniveau

 

Umso besser die Bonität und damit umso geringer das Risiko auf Zahlungsausfälle, umso niedriger ist aber auch der Zins. Ein geringes Risiko spiegelt sich also in einem relativ geringen Coupon und/oder hohem Kurs. Das Emittentenrisiko, die Bonität, wird von Ratingagenturen wie Standard & Poors, Moody´s oder Fitch ermittelt.

 

Die Beurteilung der Bonität des Emittenten bzw. einer seiner Anleihen reicht dabei zum Beispiel von AAA – das ist höchste Qualität – wie sie etwa Staaten wie die Schweiz, Deutschland oder die Niederlande haben, über BBB – mittlere Qualität – bis hin zu C mit ausstehenden Zinszahlungen und zuletzt D bei Emittenten in Zahlungsverzug. Neben der Bonität spielt auch noch das allgemeine Zinsniveau eine grosse Rolle für den Kurs eines Bonds.

 

Firmen-Bonds – Renditen über denen von Staatsanleihen

 

Derzeit – im aktuellen Nullzinsumfeld vieler Notenbanken wie etwa der Schweizerischen Nationalbank SNB – sind auch die Renditen von Unternehmensobligationen tendenziell geringer, als in Zeiten mit hohen Leitzinsen. Denn bei höheren Leitzinsen sind auch die Rendite von Staatsanleihen höher und da Staaten in der Regel eine bessere Bonität haben als Einzelunternehmen, liegen die Renditen der Staatsanleihen unter denen von Firmen-Bonds.

 

Anleger, die etwas mehr Risiken eingehen wollen als mit Staatspapieren, können bei etwas höheren Risiken ihre Renditen mit Unternehmensanleihen kräftig anheben. Aber nicht nur mit den Bonds von Rallye.

 

Gazprom-Tochter – mehr als fünf Prozent Rendite möglich

 

Gut verzinst ist beispielsweise auch ein Bonds (ISIN: CH0229318099) von GPB Eurobond Finance. Bei einem Coupon der Anleihe von 5,125 Prozent, einem aktuellen Kurs von 100,0 Prozent und einer Fälligkeit in exakt fünf Jahren am 13. Mai 2024 errechnet sich daraus eine effektive Rendite pro Jahr von 5,1 Prozent.

 

Der Emittent gehört übrigens zur Gruppe der Gazprombank und das ist eine Tochter des russischen Energieriesen Gazprom.

 

R-Logitech – hohe Rendite und geringe Volatilität

 

Wirklich hochrentierlich ist ein Bonds (ISIN: DE000A19WVN8) von R-Logitech. Anders als die bisher genannten ist diese Obligation allerdings auf Euro denominiert – es gibt dort also zusätzlich ein Währungsrisiko, aber auch Währungschancen. Die Anleihe des Logistikunternehmens läuft bis 29.3.2023. Bei einem aktuellen Kurs von 99,65 Prozent und einem Coupon von 8,5 Prozent liegt die Effektivverzinsung bis zur Fälligkeit bei 8,7 Prozent im Jahr.

 

Betrachtet man den Kursverlauf des Bonds, so fällt auf: Trotz hoher Rendite waren die Kursausschläge in den letzten zwölf Monaten mit einer Spanne zwischen 99 bis 107 Prozent weit geringer, als am Aktienmarkt. Sogar der relativ schwankungsarme SMI pendelte in diesem Zeitraum zwischen 9800 und 8200 Punkten oder um rund 20 Prozent.

 

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