Die Schweiz ist unangefochtene Weltmeisterin im Recycling und allmählich nimmt sich auch die Privatwirtschaft ein Beispiel daran. So hat Nike mit dem Laufschuh Pegasus ein Produkt lanciert, das nach dem C2C-Konzept hergestellt wird und zu 80% aus rezykliertem Material besteht. C2C steht für «Cradle to Cradle» («von der Wiege zur Wiege») und kann schon fast als kleine industrielle Revolution bezeichnet werden. Revolutionär deshalb, weil eine 100%ige Rückgewinnung aller verwendeten Materialien angestrebt wird und diese in quasi endlosen Kreisläufen zirkulieren sollen.
Quote mit Steigerungsbedarf
Etwa die Hälfte aller Siedlungsabfälle wird in der Schweiz getrennt und rezykliert. Hält man sich aber vor Augen, dass vor zwei Jahren 709 kg Abfall pro Person anfielen, hat diese Quote noch Steigerungsbedarf. Auch deswegen, weil in Europa einzig die Iren, die Zyprioten und die Dänen noch mehr Abfall verursachen.
Seit Mitte der 90er-Jahre tut sich auch ausserhalb der Schweiz einiges - Europa weist heute eine Recyclingquote von rund 40% aus, die USA bringen es auf 30% und Japan auf 20%. Nur bei den Schwellenländern sieht es immer noch düster aus: Zwar fällt dort weit weniger Abfall pro Kopf an, doch es existieren kaum Zahlen zur Menge. Recycling ist dort vor allem als Existenzgrundlage der Armen verbreitet. Zudem wird in den Schwellenländern der Abfall grösstensteils auf Deponien entsorgt, anstatt verbrannt, wie das seit 2000 beziehungsweise 2005 in der Schweiz und in Deutschland Pflicht ist.
Privatisierung und Abfallbörsen
Im Gegensatz zu den Schwellenländern versagt der Staat bei der Entsorgung und dem Recycling in Europa nicht, sondern delegiert diese Aufgabe zunehmend an private Anbieter. Die umweltgerechte und gesetzeskonforme Entsorgung von Abfällen ist zu einer Wissenschaft geworden, welche die Privatwirtschaft effizienter und gewinnbringender ausführen kann. Für komplexe Reststoffe wurde eigens eine Abfallbörse gegründet: Die fachgerechte Entsorgung wird mittels einer elektronischen Plattform überwacht und garantiert.
Werner Huber von der AAM Privatbank kennt den Recycling- und Abfallsektor bestens: «Das Anlageuniversum umfasst etwa 90 börsenkapitalisierte Unternehmen weltweit, nicht alle davon sind aber ausschliesslich im Recycling- und Abfallwesen tätig.» Huber nennt zehn Unternehmen, die zum Teil über eine beträchtliche Börsenkapitalisierung verfügen und sich auch als Einzelanlagen eignen: Waste Management, Republic Services und Commercial Metals (alle USA); Kurita Water (Japan); China Everbright (Hongkong); Suez Environment und Veolia Environment (beide Frankreich); Tomra Systems (Norwegen); Shanksgroup und Pennon Group (beide England). Bei der «year-to-date performance» sticht China Everbright mit einem Plus von 120% heraus, aber auch Republic Services (+9%) und Veolia (+17%) überzeugen.
Grosses Verbesserungspotenzial
Da es sich um einen jungen Sektor handelt, gibt es eine beträchtliche Anzahl kleinerer Gesellschaften, was mittelfristig zu Konsolidierungen führen dürfte, so Huber. Generell sieht er ein riesiges Potenzial im Recycling- und Abfallwesen, da die Schwellenländer noch am Anfang stünden und die Industriestaaten viel Verbesserungspotenzial hätten. Ausserdem besteht ein wichtiger Zusammenhang zwischen der Recyclingbranche und dem weltweiten Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sowie dem Klimawandel.
Nebst der Investition in Einzelanlagen steht dem Anleger mit dem SAM Smart Materials (Valorennummer: 1666333) auch ein Fonds zur Auswahl. Dieser hat sich vor allem der technologischen Nachhaltigkeit verschrieben, auch Kurita Waters und Commercial Metals sind darin enthalten. Die Bank Julius Bär wiederum bietet mit dem Recycling Basket (Valorennummer: 10308368) ein strukturiertes Produkt an.
Grundsätzlich eigne sich der Recycling- und Abfallsektor für Anleger mit einem mittel- bis längerfristigen Anlagehorizont, so Huber. Man dürfe nicht vergessen, dass gerade in den Schwellenländern grosse Anstrengungen im Infrastrukturaufbau nötig seien und die Politik nun ans Werk müsse.