Die Preise für Gold, Franken und Bitcoins scheinen zuletzt unaufhaltsam zu steigen. Der Goldpreis legte seit Mai von 1280 auf 1400 Dollar pro Unze zu. Ende letzter Woche durchbrach der Franken erstmals seit zwei Jahren die Marke von 1,11 zum Euro. Und die Kryptowährung Bitcoin übersprang am Sonntag wieder die Marke von 11'000 Dollar. Doch was steckt hinter diesen Rallyes – und gibt es einen Zusammenhang?
Auf den ersten Blick scheint die drei Anlagemöglichkeiten wenig zu verbinden. Gold und Franken gelten als «sichere Häfen» in Krisenzeiten – Bitcoin zieht dagegen eher Spekulanten und Risikoinvestoren an. Die Gemeinsamkeit: Alle drei sind weder Aktien noch Obligationen. Doch die Gründe für die einzelnen Rallyes unterscheiden sich, ebenso wie die wahrscheinliche Nachhaltigkeit der Kurssteigerungen.
1. Gold: Zinssenkungen und Angst vor einem neuen Krieg im Nahen Osten
Das Gold plötzlich wieder stark gefragt ist, macht Sinn. Zum einen steht die US-Notenbank Fed vor einer Kehrwende in der Geldpolitik. Noch in diesem Jahr sind in den USA zwei bis drei Zinssenkungen möglich. Gold würde damit attraktiver, weil das Edelmetall grundsätzlich keine Zinsen abwirft und andere sichere Anlagen wie Staatsanleihen weniger Rendite versprächen. Zudem wird der Dollar durch die Zinssenkungen geschwächt, was Gold in anderen Währungen billiger macht, weil Gold in Dollar gehandelt wird.
Zum anderen ist Gold eine klassische Fluchtwährung in Krisenzeiten. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China und die wachsenden Spannungen im Persischen Golf lassen Anleger in den «sicheren Hafen» fliehen. Das zeigt sich beispielsweise im SMI, der zuletzt vor allem von den defensiven Titeln Nestlé, Novartis und Roche gestützt wurde. Schliesslich ist die geplante Zinssenkung in den USA ein Hinweis auf eine mögliche Rezession und ein Ende des Bullenmarktes an den Börsen.
Der Preis für Gold ist so hoch wie seit über fünf Jahren nicht mehr. Die Gründe dafür - und weshalb sich ein Ende der Rally nicht abzeichnet, finden Sie bei den Kollegen von «Cash» hier.
2. Franken: Lockerung der EU-Geldpolitik und zurückhaltendere Nationalbank
Auch der Franken ist ein «sicherer Hafen» für verunsicherte Investoren. Die jüngste Aufwertung der Schweizer Währung wurde durch Kommentare von Mario Draghi ausgelöst. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) hat eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt, falls die wirtschaftlichen Aussichten der Eurozone nicht besser werden und die Inflation nicht anzieht. Das würde die Zinsdifferenz zwischen dem Euroraum und der Schweiz verringern und den Franken attraktiver machen.
Die Schweizerische Nationalbank ( SNB) kämpfte bisher mit einem Negativzins von 0,75 Prozent und Interventionen am Devisenmarkt gegen die Aufwertung des Frankens. Doch jüngst ist die Kritik an dieser Politik lauter geworden. Finanzminister Ueli Maurer und UBS-Chef Sergio Ermotti stören sich an den Negativzinsen und Interventionen. Auch die US-Regierung hat angedeutet, dass die SNB den Franken nicht «manipulieren» dürfe. Die SNB dürfte deshalb inzwischen zurückhaltender agieren. Dennoch rechnen Beobachter bei einer Marke von 1,10 Franken pro Euro mit Euro-Käufen durch die SNB.
Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren ist der Euro weniger wert als 1,11 Franken. Die Hintergründe finden Sie hier.
3. Bitcoin: Neue Preisfantasien und Krypto-Pläne von Facebook
Der Bitcoin-Kurs befindet sich seit Monaten auf einem steilen Höhenflug. Der Boom erinnert an den Sommer und Herbst 2017, als die Kryptowährung in wenigen Monaten von 2000 auf 20'000 Dollar stieg. Damals kam es am Ende zum spektakulären Crash, und auch dieses Mal zeigen sich Experten kritisch. Der sprunghafte Anstieg ruft Spekulanten und institutionelle Anleger gleichermassen auf den Plan. Die Preisfantasien könnten den Kurs weiter treiben, doch auch kräftige Rücksetzer, etwa durch Gewinnmitnahmen, sind jederzeit möglich. Allgemein erwarten Experten eine hohe Volatilität.
Immer mehr Investoren und Unternehmen interessieren sich für Digitalwährungen. Diese scheinen dank Investmentfirmen wie Fidelity zu einer Mainstream-Anlagemöglichkeit zu werden. Zudem hat Facebook letzte Woche konkrete Pläne für die eigene Kryptowährung «Libra» vorgestellt. Trotz grossen Unterschieden zum Bitcoin und Kritik an der Ausgestaltung von Libra hat die Ankündigung von Facebook das Interesse an anderen Kryptowährungen befeuert.
Getrieben von den Facebook-Plänen einer eigenen Digitalwährung setzen Kryptowährungen ihre Rallye fort. Mehr dazu bei «Cash» hier.
Fazit
Die Rallyes von Gold, Franken und Bitcoin lassen sich alle drei auf einen Anlagenotstand aufgrund von tiefen und potenziell weiter sinkenden Zinsen sowie geopolitischer Unsicherheit zurückführen. Dennoch sind die Aussichten der Anlagen sehr verschieden.
Während Gold noch länger von den Entwicklungen profitieren dürfte, wird beim Schweizer Franken wahrscheinlich irgendwann die SNB dazwischen gehen und der Preisrallye ein Ende bereiten. Der Bitcoin bleibt dagegen ein hoch spekulatives Investment, bei dem sowohl gewaltige Gewinne als auch Crashs jederzeit möglich sind.