Zuletzt gab es immer wieder Berichte, die den langfristigen Erfolg von Investmentstrategien in den Frontier-Märkten in Frage stellten. Angeheizt wurde diese Skepsis durch die jüngste Ankündigung des Index-Entwicklers MSCI, Argentinien nach zehn Jahren statt als Frontier Market wieder als Schwellenland einzustufen. Neben Argentinien steigt auch Saudi-Arabien im kommenden Jahr in den MSCI Emerging Markets Index auf.
Nun zeigt sich eine ganze Reihe von Marktteilnehmern besorgt über die Auswirkungen, die dieses Rebalancing auf den Index haben könnte. Wir halten derlei Bedenken für äusserst unbegründet. Es gibt 195 Länder rund um den Globus, aber es gibt nur 23 Industrie- und 24 Schwellenmärkte – mit einem Potenzial von 148 möglichen Frontier Markets, die man auch Grenzmärkte nennt. 108 dieser 148 Länder verfügen bereits über etablierte Aktienmärkte. Frontier Markets sind eine attraktive Anlageregion. Neben den starken, strukturellen und langfristigen Wachstumsaussichten besticht zudem ihre niedrige Korrelation zu ihren Pendants aus den Industrie- und Schwellenländern. Je weiter sich ein Grenzmarkt entwickelt wird, desto mehr Touristen- und Crossover-Gelder zieht er an – was letztendlich dazu führt, dass er sich so verhält wie ein «normales» Schwellenland. Wir haben diese Dynamik in Argentinien erlebt.
Ermutigende Entwicklungen
Bleibt die Frage, welche Handelsplätze in der nächsten Wachstumsphase der Grenzmärkte eine führende Rolle einnehmen werden? Derzeit beobachten wir viele ermutigende Entwicklungen in einer Reihe von Aussenposten – darunter in etablierten Märkten wie Vietnam, Kenia, Sri Lanka, Marokko und Rumänien. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass die niedrig gewichtete nigerianische Börse, die einst einen grossen Anteil im Frontier Market Index ausmachte, mittelfristig wieder in den Fokus der Investoren rückt.
Gute Perspektiven gibt es aber auch anderswo. Wir versprechen uns sehr viel von einigen derjenigen Länder, die vor kurzem einen eigenen Aktienmarkt eröffnet haben, aber noch nicht im Index enthalten sind – beispielsweise Iran, Simbabwe und Myanmar. Auch die ehemalige Sowjetrepublik Georgien verfügt über eine Reihe interessanter Aktien, die derzeit alle in London, aber nicht im Benchmark gelistet sind.
Attraktive Chancen jenseits des Benchmarks
Wie unser Engagement in Georgien zeigt, ist es für Anleger unerlässlich, sich nicht nur auf den MSCI Frontier Markets Index zu konzentrieren. Es gibt auch darüber hinaus viele spannende Firmen. Ein Paradebeispiel ist Vietnam Dairy Products – eine Aktie, die zwei Jahre lang in keinem Index gelistet war, bis sie schliesslich 2016 mit einem Gewicht von vier Prozent in den MSCI aufgenommen wurde.
An überzeugenden Ideen ausserhalb des Benchmarks mangelt es aus unserer Sicht nicht. Während der MSCI Frontier Markets Index derzeit 115 Werte beinhaltet, umfasst unser Universum an investierbaren Aktien zwischen 300 und 400 Namen – Tendenz steigend.
Mit Blick auf die bevorstehende Neugewichtung im kommenden Jahr bleiben wir in unseren argentinischen und saudi-arabischen Gesellschaften investiert und werden diese Positionen so lange halten, bis sich unser Investmentansatz in jeder Aktie auszahlt. Es ist noch ein knappes Jahr Zeit bis zur Index-Hochstufung der beiden Länder und rückblickend lässt sich eine starke Performance bei Märkten beobachten, die vor einem Aufstieg stehen – wie kürzlich in Pakistan.
*Von Oliver Bell, Portfolio Manager des Frontier Markets Equity Fund des US-Vermögensverwalters T. Rowe Price